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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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einig.
    Seagram kehrte mit der Kevlarweste zurück.
    Ich nahm sie ihm ab und übergab sie an Marianne.
    »Ziehen Sie sie an«, sagte ich.
    Seagram reckte sich: »Aber die ist für Mr. Jorgenson.«
    »Halten Sie den Mund!«, fuhr Bradley ihn an. Der Mann stieg ein wenig in meiner Wertschätzung. Bradley riss Seagram die kugelsichere Weste aus der Hand und streckte sie Marianne entgegen. Sie nahm sie an, als ob er vor ihr auf die Knie gesunken und ihr einen Diamantring angeboten hätte. Bradley half ihr beim Anlegen.
    Die Weste war für einen Mann ausgelegt, nicht für eine junge Frau, und wirkte etwas groß und klobig an ihr. Aber sie hatte verstellbare Klettbänder. Ich trat näher und zog die Bänder stramm.
    »Ich kann kaum atmen«, sagte Marianne.
    »Wenn ein Querschläger zwischen der Weste und ihrem Körper eindringt, werden Sie noch weniger atmen können«, machte ich ihr klar.
    Sie sah Bradley an. Er lächelte ihr zu, berührte ihr Kinn mit seiner Handfläche. Sie neigte den Kopf und küsste seine Hand. Wie süß.
    »Los jetzt!«, knurrte ich.
    »Na, endlich«, meinte Rink.

24
    Jetzt, da Dantalion so nahe an Bradley Jorgensons Haus war, erwies sich das Nachtsichtgerät als eher hinderlich. Alle Lampen waren angeschaltet worden. Flutlichter strahlten aus dem Gebäude wie beim Finale einer Rockshow. Insekten versammelten sich im Lichtschein und umschwärmten die Scheinwerfergehäuse.
    »Clevere Idee«, flüsterte er vor sich hin. Die Leute im Haus wussten, dass er da war und wie er ausgerüstet war. Sie wollten ihm den Vorteil seiner Nachtsicht rauben, indem sie die ganze Gegend taghell erleuchteten.
    Die alten Nachtsichtgeräte hatten den Nachteil, dass ihr Träger für einen kurzen Moment geblendet wurde, falls plötzlich eine starke Lichtquelle die Linsen traf. Bei den Geräten der dritten Generation trat dieses Problem nicht mehr auf, dafür sorgte ein eingebauter Blendschutz. Trotzdem machte die helle Beleuchtung um das Gebäude herum die Benutzung eines Nachtsichtgeräts ziemlich überflüssig. Er nahm es ab und ließ es auf den Boden neben sich fallen. Er ging weiter auf das Haus zu.
    Seine Beretta hatte er in der rechten Hand, die Glock 19, die er Petre Jorgenson abgenommen hatte, in der linken. Die zusätzliche Feuerkraft würde er gebrauchen können.
    Daraus, dass Seagram zu Bradley zurückgekehrt war, hatte er geschlossen, dass der Mann alles ausgeplaudert hatte. Sie wussten, dass er kam, und bereiteten sich darauf vor, das Haus zu verteidigen.
    Hunter und Rink.
    Die Namen hatte er vorher noch nie gehört. Jedenfalls nicht in seiner Branche. Sie mussten aus einem anderen Bereich kommen. Der einzige Maßstab, nach dem er ihre Fähigkeiten beurteilen konnte, war, wie Hunter sich letzte Nacht geschlagen hatte. Er hatte sich gut gehalten – auch wenn es schmerzte, das zuzugeben. Der Mann war ihm entkommen, hatte ihm ins Bein geschossen und eine Explosion überlebt, die jeden anderen unter die Erde gebracht hätte. Rink war wahrscheinlich genauso gut.
    Von jetzt an musste er vorsichtig sein.
    Vorsichtig, aber nicht zaghaft, sagte er sich.
    Zaghaftigkeit erzeugt Furcht, aus Furcht folgt die Unfähigkeit zur Reaktion. Er musste in Bewegung bleiben, sonst würde es ihn das Leben kosten.
    Er schlich weiter.
    Das Haus war sehr ähnlich angelegt wie das von Petre Jorgenson, auch sein Grundriss glich einem H. Dantalion hatte sich für die gleiche Vorgehensweise entschieden wie zuvor: vom Strand zum Haupteingang. Scheiß auf das EMF-Messgerät, er brauchte es nicht mehr. Sie wussten ohnehin, dass er kam. Dieses Mal sah er seinen Vorteil nicht im unentdeckten Anschleichen, sondern in der gnadenlosen, schnellen Attacke: Aufregung und Lärm, Angst und Schrecken verbreiten.
    Er erhob sich aus seiner geduckten Haltung und rannte auf das Haus zu.
    Aus der Eingangstür wurde das Feuer auf ihn eröffnet.
    Dantalion wich nach rechts aus, nach links, Kugeln schlugen hinter ihm in den Boden ein und wirbelten die Erde auf. Er blieb in Bewegung, riss die beiden Pistolen hoch und schoss, so schnell er die Abzüge betätigen konnte. Drei Schüsse aus jeder Pistole – ein halbes Dutzend Hochgeschwindigkeitsgeschosse in die halb geöffnete Tür.
    Unsicher, ob er den Schützen getroffen hatte, kreuzte er weiter den Rasen im Zickzack, bis er die Ecke des linken Gebäudeflügels zwischen sich und den Schützen gebracht hatte. Er blieb nicht stehen. Sein verletztes Bein stellte keine Behinderung mehr dar. Adrenalin war ein zu gutes

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