Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
wir ihren Bruder und ihren Vater in die Erde gebettet hatten, eine Regung. »Habt Ihr wahrhaftig einen Weg für den Frieden gefunden?«
»Ich glaube schon«, teilte ich ihr mit.
Sie musterte mich prüfend. »Setzt nicht zu viel Hoffnung in den Tarn«, warnte sie mich. »Er ist eine Legende … und selbst wenn Ihr alle Stücke besitzen würdet, wäre er doch nicht mehr als eine zerbrochene Krone.« Sie wartete meine Antwort nicht ab, sondern lenkte ihr Pferd in Richtung des Markts, offenbar kannte sie sich in Braunfels bestens aus.
»Damit hat sie recht«, meinte Serafine.
»Wahrscheinlich«, gab ich zu und wies mit einer Geste zu Zokora hin. »Aber ich setze meine Hoffnung mehr in das, was sie sagte.«
»Was war das?«, fragte die dunkle Elfe neugierig.
»Ich habe mich immer gefragt, was die Barbaren dazu trieb, wieder und wieder gegen unsere Mauern anzurennen, obwohl dies dem sicheren Tod gleichkam. Seitdem ich hier bin, hörte ich Dutzende von möglichen Gründen. Dass Vereinbarungen nur an die Person des Stammesführers gebunden sind und nicht an seine Nachfolger, dass Hergrimms Reiter sich an den Barbaren vergehen, wo sie nur können, und den Zorn der Stämme heraufbeschwören, dass die Kor ihr Land verteidigen und wir die Eindringlinge wären, dass es hier im Land keine Gnade gäbe und es so den Barbaren nach Blutrache gelüstet … all das.«
»Aber das ist es nicht?«, fragte Serafine und bewies damit, wie gut sie mich kannte.
»Nein, das ist es nicht«, stimmte ich ihr zu. »Es ist etwas, das viel einfacher zu verstehen ist. Und du«, ich sah zu Zokora hin, »hast mich darauf gebracht.«
»Gut«, meinte die dunkle Elfe und zog eine Augenbraue hoch. »Wie?«
»Ich habe auch dieses Buch gelesen. Doch ich übersah etwas, bis du mich darauf aufmerksam gemacht hast, dass das Land nicht mehr so fruchtbar ist wie früher.« Die anderen sahen mich fragend an.
»Hunger«, teilte ich ihnen mit. »Sie leiden Hunger. Das Land ernährt sie nicht mehr. Wäre es anders, bräuchten sie sich nur ein Stück von unseren Grenzen zurückzuziehen und könnten ungestört ihrer alten Lebensart nachgehen. Doch dort finden sie nicht, was sie suchen. Dort gibt es keine bestellten Felder und Getreidesilos. Es ist der Hunger, der sie treibt. Sie wollen das, was wir haben. Und wir können es ihnen geben.«
»Das ergibt Sinn«, sagte Serafine langsam. »Vielleicht ist es auch die Lösung. Nur vergisst du etwas.«
Ich sah sie fragend an.
Sie seufzte. »Die Feuerinseln. Der Ausbruch des Vulkans hat den größten Teil der Winterernte vernichtet. Schon jetzt sind die Preise für Korn im Land so hoch, dass die Armen darunter leiden. Ich hörte, wie sich Desina und Asela darüber unterhielten. Sie haben Faihlyd um Hilfe gebeten, und man will versuchen, die brachliegenden Felder in Bessarein wieder zu bestellen, aber bis all das Wirkung zeigt, steht uns ein hartes, karges Jahr bevor. Ohne die Kornlieferungen aus Bessarein müsste Desina sogar mit Aufständen rechnen. Niemand verschenkt sein Korn, die Händler wollen ihre Preise treiben.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du darauf hoffst, die Barbaren mit Brot und Getreide zu befrieden, dann wirst du damit warten müssen. Im Moment hat das Kaiserreich davon selbst nicht genug.«
»Ich dachte mehr daran, ihnen das Land zu geben, das sie brauchen, ihnen zu zeigen, wie man es bestellt. Zokora hat versucht, es dem Jungen zu erklären. Sie müssen sesshaft werden oder untergehen.«
»Viel Glück dabei. Genau dagegen haben sie sich doch verwahrt«, sagte Serafine zweifelnd. »Sie halten stur an ihrem alten Leben fest!«
»Sie denken nur, dass sie es tun«, sagte ich und wies mit meinem Blick auf Delgere, die nun abstieg und ihr Pferd am Marktrand entlangführte. »Bis auf das Wolfsfell, das sie trägt, stammt alles, was sie anhat, aus unserer Fertigung, von den Stiefeln bis zu ihrer Jacke … oder wurde von uns abgeschaut. Früher trugen die Barbaren Felle und waren nur mit Knüppeln bewaffnet. Schau sie dir heute an, selbst in Ma’tars Kriegsbande waren die meisten so bewaffnet und gerüstet, dass sie kaum mehr von uns zu unterscheiden sind. Warum, meint ihr, haben so viele von ihnen unsere Sprache gelernt?« Ich sah die anderen eindringlich an.
»Wir haben schon mehrfach gehört, dass sie sich sogar in die Feste schleichen und sich als Dörfler ausgeben, um sich hier auf dem Markt zu versorgen.«
»Ja, mit Gold, das sie denen raubten, die sie erschlagen haben«, meinte
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