Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
er flucht, kann es nicht schlimm sein.«
»Sollten wir nicht …«, begann ich, doch da sah ich Hanik auch schon wiederkommen. Mit der einen Hand hielt er sich die Nase, während er mit der anderen noch seine Hose hielt. »Ich bin beim Scheißen ausgerutscht«, erklärte er grollend. »Und habe mir die Nase dabei an dem Baum angeschlagen!« Er sagte das so empört, dass ich lachen musste.
»Lacht Ihr nur«, grollte er. »Den Göttern sei Dank, kam es nicht zu Schlimmerem!«
»Was hätte denn schlimmer sein können?«, fragte Lannis lachend.
»Ich hätte den Baum mit meiner Nase verfehlen und in das fallen können, was ich hinterlassen habe!« Er stemmte die Hände in die Seiten. »So, seid ihr nun zufrieden? Habe ich euch genug erheitert, um jetzt schlafen zu gehen?«
»Ja«, schmunzelte die Bannersergeantin. »Das hast du. Ohne Zweifel.«
Ich war ihm dankbar. Nach alldem, was geschehen war, hätte ich nicht gedacht, dass ich mich mit einem Lächeln in meine Decken hüllen würde.
Später, in meinen Träumen, wandelte ich an einem Ort, der mir zugleich fremd und seltsam vertraut vorkam.
»Also ist es beschlossen?«, fragte einer, eine mächtige Gestalt voller Mut und Kampfeswillen. »Wir geben die Schlacht nicht auf und versuchen diesen Zug?«
»Alles ist besser als das, was sonst geschehen würde«, sagte eine andere, die hell und sanft strahlte. »Also, ja, es ist beschlossen.«
»Nein«, widersprach einer, der nun schlank und geschmeidig aus dem Schatten trat. »Das ist es nicht.«
»Aber es ist der beste Weg«, beharrte eine goldene Gestalt.
»Das bestreite ich ja nicht«, lenkte die schattenhafte Gestalt ein. »Der Plan ist so gerissen und hinterhältig, dass er von mir hätte sein können.«
»Es war ja auch dein Vorschlag«, erinnerte ihn der Goldene missgestimmt. »Warum also bist du jetzt dagegen?«
»Nein«, sagte der Schatten und schüttelte erheitert seinen Kopf. »Mein Vorschlag war ein anderer. Ich sagte, wir müssten es ihm selbst überlassen, wie er seinen Weg gehen will.«
»Aber … wie sollen wir dann sicher sein?«, fragte der Erste.
»Das können wir nicht«, antwortete die schattenhafte Gestalt. Sie wandte sich mir zu und schien mir zuzuzwinkern. »Das ist es ja. Es muss seine Entscheidung sein, sein Weg. Er muss selbst lernen, was wir schon lange wissen. Sonst verfehlt es seinen Zweck.« Er kam näher, und der Schatten schien von seinem Gesicht zu schwinden …
Schwer atmend saß ich aufrecht in unserer Bettstatt, neben mir Serafine, die verschlafen protestierte, und sah dann Zokora auf einem Stein unweit von uns sitzen.
»Hast du die ganze Zeit schon dagesessen?«, fragte ich sie mit belegter Stimme.
»Ja«, antwortete sie genauso leise und hielt Seelenreißer hoch. »Ich wollte sichergehen, dass du ihn nicht im Schlaf berührst. Hast du wieder eine Erinnerung geträumt?«
»Nein«, antwortete ich und räusperte mich, um meine Stimme besser in den Griff zu kriegen. »Diesmal war es etwas anderes.«
»Gut«, sagte sie. »Denn du hast im Schlaf gesprochen.«
»Was habe ich gesagt?«
»Du hast gefragt, ob du auch dein Pferd zurückbekommen kannst«, antwortete sie mir unbewegt. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem leichten Lächeln. »Offenbar ziehst du auch in deinen Träumen das Reiten dem Marschieren vor. Auf jeden Fall hast du im Schlaf noch breit gegrinst.«
Die Macht des Drachen
16 Wenigstens hatte ich im Schlaf etwas zu lachen gehabt, dachte ich säuerlich, während mein Blick über die Toten schweifte. Jetzt sah das etwas anders aus.
Wir waren früh aufgebrochen, in der Hoffnung, die Feste am Mittag zu erreichen, keiner von uns wollte nur einen Tag länger außerhalb der Festungsmauern verweilen.
Jeder anderen Gefahr konnten wir ins Auge sehen, aber die Begegnung mit dem Verschlinger hatte uns zu Feiglingen werden lassen. Ich hoffte nur, dass Delgeres Schutzgeist recht behielt und wir im Tempel der Göttin die versprochene Hilfe gegen den Verschlinger fanden.
Dass es in der Steppe andere Gefahren gab, hatte ich dabei fast vergessen, doch kaum eine Kerzenlänge, nachdem wir unser Lager abgebrochen hatten, wurden wir daran erinnert.
»Unsere Ablösung«, erklärte Gardeleutnant Sannak rau und stützte sich schwer auf seinen Sattelknauf, während er sich das Schlachtfeld besah. Es musste in der Nacht geschehen sein, an manchen Stellen schien das Blut noch frisch.
»Kaum Gegenwehr«, stellte Zokora fest, und Lannis, die abgestiegen war und sich
Weitere Kostenlose Bücher