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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Schwester Ainde große Macht und Einfluss in der Kaiserstadt, und es wäre töricht gewesen, sie vor den Kopf zu stoßen.
    Also fügte ich mich widerstrebend in mein Schicksal.
    Der Kutsche war es nicht erlaubt, bis an die Stufen des Tempels heranzufahren, wir gingen also die letzten Schritte zu Fuß, was mir Muße gab, das Haus der Göttin zu betrachten.
    Weiße Säulen und Treppenstufen aus Marmor, die bronzene Tür mit Einlegearbeiten aus Gold und Elfenbein versehen, selbst die Opferschalen waren aus Gold und mit Juwelen besetzt. Würde man eine von ihnen einschmelzen und veräußern, holte man wahrscheinlich mehr heraus als aus einem Jahr von Spenden.
    In dem Tempel, in dem ich aufgewachsen war, gab es dafür eine flache Schale aus poliertem Stein, die ihren Zweck genauso gut erfüllte.
    Der Geruch von Räucherwerk füllte die Luft und lag im Wettstreit mit dem schweren Duft der Blumen, der meine Nase arg zum Niesen reizte, und wo auch immer mein Blick hinfiel, blieb er an zu offen dargebotenen weiblichen Formen hängen.
    Nach den Talenten zur Heilung war die Schönheit einer Sera das deutlichste Zeichen für die Gunst der Göttin, kein Wunder also, dass man hier mehr schöne Frauen finden konnte als in einem andorianischen Haus der … ich verbiss mir hastig den Gedanken, als ich die Statue der Göttin in der Mitte der großen Halle stehen sah, dennoch bildete ich mir ein, dass sie mich mit einem leicht tadelnden Blick bedachte.
    Hinzu kam, dass Varosch und ich, nein, wir alle, von allen Seiten her verstohlen gemustert wurden, ertappte man sie dabei, taten die Priesterinnen so, als wäre es nur Zufall. Je weiter wir in die große Halle vordrangen, umso mehr juckte es mir zwischen den Schulterblättern.
    Es sind nur Seras, die der Göttin dienen, versuchte ich mich zu beruhigen, es ist kein Grund zur Flucht gegeben.
    Ganz vermochte ich mich davon freilich nicht zu überzeugen, vielmehr stellten sich meine Nackenhaare auf, als wäre ich ein Hase, der den Blick der Wölfe spürt. Ich riss mich zusammen, tat mein Möglichstes, all dies zu ignorieren, und schaute mich weiter in der großen Halle um.
    Hier, im Inneren des lichtgefluteten Tempels mit seinen hohen Säulen, gab es kaum einen Ort, den man nicht verziert und teuer verschönert hatte, selbst die Marmorplatten zu unseren Füßen waren mit Mustern und Einlegearbeiten aufgewertet worden. Und überall … Blumen. Ein Meer von Blumen.
    »Wohlsein«, entbot mir Varosch lächelnd, als der Reiz mich übermannte und mein Nieser von den Wänden des Tempels widerhallte.
    »Es sind … Hatschuuu … die Blumen«, erklärte ich. »Sie sind zu viel für mich!«
    »Das geht vielen Leuten so«, tröstete mich der Leutnant. »Es wird sich legen.« Seine Worte klangen etwas abwesend, und ich folgte seinem Blick.
    Offenbar hatte man uns bereits erwartet, denn dort eilte eine Tempelschülerin herbei, um uns derart freudig zu begrüßen, als hätte sie uns schon lange sehnsüchtig vermisst.
    »Schwester Ainde erwartet Euch bereits«, teilte sie uns strahlend mit. »Wenn Ihr mir bitte folgen würdet.«
    Vielleicht war es eher eine ganz bestimmte Person, die sie so freudig erwartet hatte, denn jetzt wandte sie sich an Leutnant Stofisk, der seinem Spitznamen alle Ehre machte, als er sie steif und reserviert begrüßte.
    »Ich habe dich vermisst, du machst dich allzu rar, seitdem ich im Tempel bin.«
    »Ich habe Verpflichtungen, Melese«, teilte er ihr schroff mit. »Sie führen mich nur selten in den Tempel. Wolltest du uns nicht zur Schwester Ainde geleiten? Oder sollen wir sie warten lassen?«
    Die Abfuhr traf die junge Sera sichtlich hart, doch sie straffte ihre Schultern und lächelte tapfer. »Dann … folgt mir bitte, hier entlang.«
    Doch Zokora war vor dem Standbild stehen geblieben, um es interessiert zu mustern.
    »Es ist das gleiche Gesicht«, teilte sie mir auf meinen fragenden Blick hin mit. »Nur dass sie hier Robe und keine Rüstung trägt und heller Stein verwendet wurde und nicht Obsidian. Es ist tatsächlich so, wie Varosch sagt, sie sind sich gleich, nur unterschiedlich im Aspekt.« Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. »Allerdings gefällt mir unser Tempel besser. Kein unnötiger Zierrat, um den Blick von der Göttin abzulenken.«
    Die Tempelschülerin fühlte sich wohl verpflichtet, dies zu kommentieren.
    »All dies sind Gaben von Gläubigen, die der Göttin für ihre Gunst danken wollten«, erklärte sie verlegen. »Sollte man sie

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