Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
uns überrennt.« Ich blickte jetzt zu Serafine hin. »Ich sehe deine Gründe, und sie leuchten mir ein. Ich werde mich daran halten, wenn es möglich ist. Aber jetzt«, meinte ich und bedachte sie alle der Reihe nach mit einem strafenden Blick, »will ich gerne frühstücken!«
Zokora, die sich wieder über ihr Buch gebeugt hatte, schaute nur kurz auf. »Wer sollte dich daran hindern?«
Vor wenigen Wochen hatte die Eule Asela hier in Braunfels ein magisches Tor geöffnet, das es uns jetzt erlaubte, mit nur einem Schritt die alte Kaiserstadt zu erreichen. Es war sowohl ein Segen als auch ein Fluch, denn so konnte die Feste versorgt und besetzt werden, ohne dass der Nachschub über unsichere Straßen geführt werden musste. Es lag aber auch die Gefahr darin, dass ein Feind die Feste erobern konnte und damit imstande sein würde, das Tor selbst zu nutzen, um in das Herz des Kaiserreichs vorzudringen.
Damit dies nicht allzu einfach möglich war, hatte sich Asela eines der stabilsten Häuser in der alten Feste ausgesucht. Das Fundament und das Erdgeschoss waren noch aus alten kaiserlichen Quadern gefügt, Teile des Obergeschosses und des Dachs waren dagegen aus Holz errichtet worden.
Das Tor hatte man bereits ausgetauscht, mit breiten, stabilen Angeln versehen und auch das Tor selbst mit weiteren frisch glänzenden Stahlbändern verstärkt. Die Fensterläden im Untergeschoss hatte man gegen solche mit Schießscharten ausgetauscht, und oben am Obergeschoss arbeiteten Handwerker an einem geschützten Wehrgang, zugleich war man dabei, die nah angrenzenden Gebäude abzutragen und einen weiteren Wall zu errichten.
All dies würde einer Belagerung nicht lange standhalten. Es galt nur, die Zeit zu erkaufen, die es brauchte, bis die Feder, die das Tor verwaltete, die Steine einsammeln konnte, um sie in ein tiefes Loch zu werfen, und mit einer Axt das goldene Band zu zerstören, das das Tor begrenzte.
Der junge Mann, dem diese Verantwortung übertragen worden war, mochte kaum älter als zwanzig sein, dennoch ging er seiner Aufgabe mit großer Ernsthaftigkeit nach. Mittlerweile hatten die Federn Zeitpläne entwickelt, die den Durchgang durch das Tor regelten, denn es war nicht ohne Tücken. Befand man sich zufällig auf dem Rand, wenn das Tor betätigt wurde, dann wurde man wie von einem scharfen Beil entzweigeschnitten.
Wie wir erfuhren, mussten wir erst zwei Warenlieferungen abwarten, bevor uns der Weg nach Askir geöffnet werden würde, so hatte ich Zeit und Muße, über das Gelernte und Erfahrene nachzudenken. Zum einen gab es für die Ostmark keine schnelle Lösung. Selbst wenn sich alle Stücke des Tarn in unserem Besitz befinden würden, bliebe immer noch das Problem, jemanden zu finden, der den Tarn tragen sollte. Es musste jemand sein, dem an einem dauerhaften Frieden mit dem Kaiserreich gelegen war, zum anderen mussten die Kor ihn auch akzeptieren können. War er allzu offensichtlich vom Kaiserreich gelenkt, würde, Tarn oder nicht, der Frieden wohl kaum von allen Stämmen eingehalten werden.
Der Kriegsfürst, der die beiden schwarzen Legionen führte, war wohl kaum geneigt, uns einfach gewähren zu lassen. Mittlerweile war jedem von uns bewusst, dass er eine Offensive plante. Und dass es unwahrscheinlich war, dass eine der Frontfesten dem geballten Ansturm der Legionen und zugleich der Barbaren standhalten würde.
Was meine Gedanken zu dem jungen Mann dort am Schreibpult zurückbrachte, der jetzt gewissenhaft drei Wagen voller Leinenballen in seinem Buch notierte, die soeben durch das Tor gekommen waren.
Seine Aufgabe war es, die Torsteine zu entfernen, das Tor zu zerstören und dann gewissenhaft für das Kaiserreich zu sterben … und das, obwohl ein einziger Schritt ihn in Sicherheit bringen könnte. Oder vor das Kriegsgericht.
Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, den Verschlinger hierher zu locken und ihn am Rand des Tores zu halten, während es ausgelöst wurde, das wäre sicherlich auch für ihn das Ende. Guter Plan, dachte ich säuerlich. Jetzt müsste mir nur noch einfallen, wie das zu erreichen wäre.
Das Einzige, was meiner Meinung nach der Ostmark dauerhaften Frieden bringen konnte, war, dem Volk die Freiheit zu geben, die es brauchte, und es zugleich anzuleiten, friedlich mit den Nachbarn zusammenzuleben und Felder zu bestellen. Ihnen zu ermöglichen, die Bürgerrechte zu erwerben, Handel zu treiben und sesshaft zu werden. Selbst im besten Fall würde es Jahre dauern … Jahre, die
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