Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
misstrauischen Blick.
»Hörst du mir überhaupt zu?«
»Schon«, sagte ich geduldig, während ich die Jacke abstreifte. »Aber sie ist die Priesterin der Astarte. Für sie ist es ein Gottesdienst. Nimm es nicht so ernst.«
»Umso schlimmer!«, schimpfte sie. »Es bedeutet ihr nicht einmal etwas! Götter, es ist fast ein Grund, diesen verfluchten Verschlinger nicht zu erschlagen!«
»Serafine«, sagte ich ruhig, während ich Seelenreißer zur Seite stellte und mir den Gürtel aufzog. »Ist dir nicht aufgefallen, wie unwillig ich war, diesen Tempel zu betreten?«
»Schon … Aber sie ist eine schöne Frau.«
»Sie berührt mich nicht«, erklärte ich sanft und zog sie in meine Arme. »Außerdem habe ich die ganze Zeit an etwas anderes gedacht.«
Sie stemmte sich gegen mich. »Und an was?«
»Daran, dass es hier heißes Wasser gibt. Und eine Wanne, groß genug für zwei.«
Sie schaute mich prüfend an und dann zur Wanne hin. »In der Tat«, sagte sie lächelnd. »Jemand muss ja darauf achten, dass du dir beim Bad nicht noch die Schulter falsch belastest.«
Später, als sie mir die Haare wusch, hielt sie inne. Ich wischte mir die Seife aus den Augen und sah zu ihr hin.
»Was ist?«
Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Wir werden den Kopf mit einem Boten zu ihr schicken!«
Wir hätten uns mehr Zeit lassen sollen, dachte ich säuerlich, als Leutnant Stofisk auf einen der sorgfältig geschichteten Stapel von Berichten deutete, die sich auf meinem Schreibtisch türmten. »Und dies«, teilte er mir ernsthaft mit, »sind die Berichte aus dem Zeughaus. Ich habe mich persönlich darum bemüht, dass sie noch rechtzeitig vor Eurer Rückkehr fertig sind. Es ist die erste Inventur seit mindestens dreihundert Jahren, aber ich kann Euch versichern, dass sie vollständig ist, ich habe dreimal zählen lassen.« Womit er sich bestimmt keine Freunde gemacht hatte, dachte ich und musterte vergrämt die Stapel von Berichten.
»Ihr wart fleißig«, stellte ich fest, woraufhin er heftig nickte.
»Ich habe mich in der Tat sehr bemüht«, gestand er verlegen. »Ihr seid so lange weg gewesen, dass es sehr viel nachzuholen gibt, ich wollte es Euch erleichtern, indem ich es vorsortiere!«
»Danke.« Götter, dachte ich, jetzt wusste ich, womit ich die nächsten Tage verbringen würde. Fehlt nur noch, dass man mir eine Kette an den Knöchel schmiedet, um mich an dem Schreibtisch festzusetzen.
»Es kam auch Nachricht von Marschall Hergrimm«, teilte er mir jetzt mit. Bevor Serafine und ich zu unseren Zimmern gegangen waren, hatte ich ihm aufgetragen, ein Treffen mit dem Marschall der Ostmark zu vereinbaren.
»Gut«, sagte ich. »Wann hat er Zeit? Ihr habt ihm doch gesagt, dass es vor dem Nachmittag nicht möglich ist?«
»Er bedauert.«
Ich sah ihn fragend an.
»Er bedauert, dass es ihm zur Zeit nicht möglich ist«, erklärte Stofisk und stand gerader, als wäre es seine Schuld. »Er lässt ausrichten, dass er viel zu tun hätte, es gäbe aber Hoffnung, dass es sich in zwei Wochen einrichten lässt. Allerdings müsse er dann auch bald in die Ostmark zurück, es wäre also nicht sicher.«
»Havald«, sagte Serafine leise von ihrem Schreibtisch her. Ich schaute zu ihr hin, sie schüttelte mahnend den Kopf. Ich wandte mich wieder Schwertleutnant Stofisk zu.
»Sagt, Leutnant, habt Ihr all diese Berichte gelesen?«
»Aye, Ser, selbstverständlich, Ser!«
»Was ist das dringlichste Problem?«
»Uns fehlt das Eisen aus Rangor. Schon jetzt geht uns der Stahl aus, und wir können die Legionen kaum mehr rüsten.«
Was kein Wunder war. Das Land, das die ergiebigsten Eisenminen der sieben Reiche besaß, war entweder vom Feind besetzt oder zu ihm übergelaufen. Es machte keinen Unterschied, es gab kein Eisen mehr von dort.
»Habt Ihr eine Lösung vorzuschlagen?«
»Aye, Ser!«, antwortete er stolz. »Die Eisenminen in den Varlanden sind wahrscheinlich ergiebiger als die in Rangor, nur schwerer zu erschließen. Es galt als wenig rentabel, da man das rohe Eisen mit dem Schiff transportieren müsste, und die Schiffe der Varländer sind zu klein, um dies profitabel zu gestalten. Wenn man aber unsere Handelsschiffe entsenden würde, oder sie an die Varländer verkaufen, oder besser vermieten, und ihr König dem auch zustimmen würde …«
»Gut«, sagte ich, während ich aufstand und Seelenreißer griff. »Kümmert Euch darum, dass es geschieht, und richtet bei der Gelegenheit Angus und Königin Vrelda meine Grüße
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