Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
aus.«
»Aber, Ser!«, begehrte er auf. »So etwas braucht Wochen, um es einzurichten, und erfordert delikate Verhandlungen!«
»Nehmt ein Fass Dunkelbier mit«, schlug ich ihm vor.
Serafine seufzte. »Du willst das wirklich tun?«, fragte sie, während Stofisk noch die Hände rang.
Ich nickte.
»Dann begleite ich dich«, teilte sie mir mit und griff ebenfalls nach ihrem Schwert.
»Aber …«, begann der Leutnant.
»Ihr kommt sicher ohne uns zurecht«, ermunterte ich den Leutnant. »Angus ist ein lieber Kerl und recht umgänglich, und Vrelda wird die Vorteile neuer Handelswege gewiss zu schätzen wissen.«
»Aber solche Dinge müssen mit dem Handelsrat, dem Hochkommandanten und vielleicht sogar der Kaiserin abgestimmt werden!«
Ich wies auf den Stapel Papyira. »Habe ich nicht hier eine Liste der Dinge gesehen, die die Legionen aus eigener Kasse eingekauft haben?«
»Ja, Ser, aber …«
»Dann schließt den Vertrag im Namen der Legionen ab. Zur Not kauft die Schiffe, die Ihr dann vermietet, oder von mir aus auch ein ganzes Bergwerk. Ihr bekommt das hin«, meinte ich aufmunternd zu ihm und hielt Serafine die Tür auf. »Berichtet mir morgen, wie es gelaufen ist.«
»Aye, Ser«, sagte er niedergeschlagen. »Aber seid Ihr sicher, dass …«
Mehr hörte ich nicht von ihm, denn ich hatte die Tür schon sanft hinter uns ins Schloss gezogen.
»Das war gemein von dir«, lächelte Serafine.
»Ich weiß«, antwortete ich ungerührt. »Aber ich bin der festen Überzeugung, dass es niemand besser regeln kann als unser Leutnant. Er hat ein Talent für solche Dinge.«
»Und es erlaubt dir, vor den Berichten zu fliehen, die sich bei dir stapeln.«
»Auch das«, lachte ich, während die Blicke der Soldaten in der Amtsstube uns neugierig verfolgten. »Vor allem das.«
In spätestens zwei Kerzenlängen erwartete uns Kaiserin Desina zur Audienz. Zuvor wollte Asela uns noch sprechen. Viel Zeit blieb also nicht, dem Marschall unsere Aufwartung zu machen. Wenn das das passende Wort war.
Das Problem war nur, ihn zu finden.
Als Oberbefehlshaber der Truppen der Ostmark und als Marschall der Ostmark stand ihm in der Zitadelle eine ähnliche Zimmerflucht zur Verfügung wie uns. Doch dort hatte man ihn seit Monaten nicht gesehen, tatsächlich konnte sich niemand daran erinnern, ob er die Zimmerflucht jemals genutzt hatte.
Es gab eine Handelsvertretung der Ostmark im Händlerviertel, deren oberste zwei Stockwerke traditionell dem Marschall der Ostmark zur Verfügung standen, wenn er sich in der Reichsstadt befand. Manchmal allerdings zog er sich auf das Flaggschiff der Ostmark-Flotte zurück, um »Abstand« von seinen schwierigen Amtsgeschäften zu suchen. Dies war umso erstaunlicher zu vernehmen, da die Ostmark an keiner Stelle auch nur mit dem Meer in Berührung kam. Offenbar bestand die gesamte Flotte aus ebenjenem Schiff, einer Fregatte, die eigens dafür umgebaut worden war, es dem Marschall so bequem wie möglich zu gestalten.
Zudem besaß er weitere Liegenschaften in der Hochstadt und eine im Tempelbezirk. Eine Art Stadtpalast und zwei Villen mit eigenem Park und hohen Mauern, die den Marschall vor dem Pöbel der Straße schützten.
All dies erfuhr ich von einem unglücklichen Leutnant der Federn, der das Vorzimmer von Stabsobrist Orikes hütete und mehr und mehr verlegen dreinschaute, je mehr er mir über den Marschall berichtete. Als ich ihn darüber ausfragte, welche diplomatischen Verpflichtungen den Marschall so sehr in Anspruch nahmen, dass er kaum Zeit für uns finden konnte, musste die Feder die Flügel strecken und uns an Stabsobrist Orikes verweisen.
Nur war der auch nicht anwesend. In seinem Fall war das allerdings eine Ausnahme, manchmal hatte ich das Gefühl, dass er seinem Schreibtisch hier in der Zitadelle das Ehegelübde geschworen hätte.
»Er nimmt an einem Ritual im Borontempel teil«, erklärte uns die Feder verlegen. »Er sagt, es beruhige ihn und schärfe seinen Geist für seine Verpflichtungen. Er wird zur fünften Glocke zurückerwartet, und normalerweise ist er pünktlicher als der Kaiser selbst.«
Was uns jetzt nicht half. So weit zu gehen und Stabsobrist Orikes aus dem Borontempel herauszuzerren, das wollte ich doch nicht wagen.
Serafine und ich sahen uns an.
»Asela«, schlug sie nach kurzem Grübeln vor. »Zum einen wollte sie uns sprechen, zum anderen wette ich darauf, dass sie weiß, wo der Marschall zu finden ist.«
»Auch sie wird schwer zu finden sein. Sie ist mit der
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