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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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junge Ser tat eine wegwerfende Handbewegung. »Zum einen habe ich das schon, zum anderen hat es seinen Reiz verloren, seitdem ich Sina einfach nach dem Schlüssel fragen kann.«
    »Und wie kommst du darauf, dass du ihn bekommen würdest?«, fragte die Kaiserin spitz und blies sich eine kupferrote Haarsträhne aus der Stirn.
    »Warum solltest du ihn mir nicht geben wollen?«, fragte der Dieb erstaunt. »Du weißt doch, dass ich dich nicht bestehlen würde.« Er hob das verbrannte Holzstück wie zu einem Salut an, begrüßte uns damit, um es dann achtlos fallen zu lassen. »Schön, Euch auf den Beinen zu sehen, Lanzengeneral«, meinte er mit einem gewinnenden Lächeln. »Ihr seht lebend deutlich gesünder aus als tot.«
    »Ja«, nickte Asela bedächtig. »Das entbehrt in der Tat nicht einer gewissen Logik.«
    »Ahem«, klärte ich meine Kehle. »Majestät, Sera, Ser.« Ich deutete eine Verbeugung an. »Wenn wir stören …«
    »Tut Ihr nicht«, kam der Dieb den beiden anderen Seras zuvor. Bedachte man, wer diese beiden Seras waren, schien mir allein das schon erstaunlich. »Kommt herbei und schaut es Euch an. Vielleicht sieht ein ungeübtes Auge etwas, das mir entgeht … Ich studiere dieses verfluchte Schloss schon so lange, dass ich wahrscheinlich den Wald vor Bäumen nicht mehr sehe.«
    »Wir versuchen die Symbolik des Siegels zu enträtseln«, fügte die Kaiserin erklärend hinzu und hielt das Buch hoch, sodass wir die Symbole darin sehen konnten.
    »Steht Ihr deshalb auf der Lehne?«, fragte Serafine lächelnd.
    »Ja«, nickte die Kaiserin. »Zum einen habe ich von hier aus einen guten Überblick, zum anderen reicht der Schockschlag nicht bis hierher, es reicht, wenn sich Wiesel die Finger daran verbrennt.«
    »Ja«, meinte Asela von der Seite her. »Das wäre wahrlich tragisch.«
    »Ach, komm«, lachte Desina und sprang von der Lehne herab. »Du hast selbst gesagt, ich soll mir eine Pause gönnen.«
    »Ich sagte nicht, dass Ihr einem Dieb dabei helfen sollt, das Siegel Eures Großvaters zu brechen«, meinte Asela kühl. »Ich dachte eher an Meditation oder einen Spaziergang im Kaisergarten.«
    »Ach, puuh«, meinte die Kaiserin herrschaftlich. »Ich finde es viel aufregender! Zudem ist es das erste Mal, dass Wiesel sich die Zähne an einem Schloss ausbeißt. Normalerweise ergeben sie sich ihm, wenn er sie nur ansieht.«
    »Dieses nicht«, grummelte Wiesel und strich eine Strähne blondes Haar zur Seite, die seinem Pferdeschwanz entkommen war. »Dieses ist wahrhaftig stur.« Er winkte uns erneut zu ihm hinter den Thron. »Kommt und schaut Euch das Miststück an.«
    »Vielleicht ist es ja doch ein Siegel?«, meinte Asela.
    »Und warum die Fallen?«, fragte Wiesel störrisch. »Ist das nicht allein schon der Beweis?«
    »Nun gut«, meinte Asela großmütig. »Wenn es Euch ein Anliegen ist und Eure Schwester es … aufregend … findet, übt Euch weiterhin an dem Unmöglichen. Nur bedenkt, dass wir in knapp einer Kerzenlänge eine Audienz mit dem Botschafter von Aldane haben. Es wäre unhöflich, Baron von Freise warten zu lassen. Er ist noch immer nicht gänzlich genesen.«
    »Ja. Eigentlich schade, dass Tarkan nicht hier ist«, meinte der junge Dieb dazu. »Vielleicht hätte ihn mein neues Wams ja etwas aufgemuntert.«
    »Das …«, sagte Asela in gesetztem Ton, »bezweifle ich … dann … doch.«
    Ich hatte von Ser Wiesel, dem Meisterdieb von Askir, schon gehört. Schließlich verdankte ich ihm mein Leben, aber so hatte ich ihn mir nicht vorgestellt. Er schien mir sehr jung für seinen legendären Ruf, zudem fragte ich mich, wie es sein konnte, dass scheinbar jeder von ihm wusste und er dennoch kein geschlitztes Ohr besaß. Er sah zudem nicht aus wie jemand, der anderen in die Fenster stieg. Vielmehr erinnerte er mich an einen jungen Adeligen, der die Welt als seinen Spielplatz ansah, nur dass diese meist ein besseres Auge für die Farben ihrer Gewänder besaßen, das erwähnte Wams mit seinen leuchtend bunten Farben tat einem in den Augen weh.
    Stellte ich mir einen Dieb vor, sah ich jemanden, der verschlagen dreinblickte und geduckt durch düstere Gassen schlich. Ser Wiesel, oder einfach nur Wiesel, sah einem direkt und offen in die Augen und hatte ein Lächeln, das einlud, mit ihm zusammen über die Widrigkeiten der Welt zu lachen.
    Was mich zudem faszinierte war dieses familiäre Spiel der drei, dessen Zeugen wir hier wurden. Die Vertrautheit zwischen Dieb und Kaiserin war nicht zu übersehen; was mich

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