Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
anfangen, wenn er sie nur sieht. Er weiß sich wahrscheinlich nicht anders zu helfen, als das Verhalten seiner Soldaten zu übersehen.«
»Ich habe mit dem Barbarenanführer gesprochen«, sagte ich.
»Ja«, grinste Lannis breit. »Davon habe ich gehört. Frick hat uns auch das schon hundertmal erzählt.«
»Er sagte, dass nicht sie den Frieden gebrochen hätten.«
»Da ist was dran«, sagte Frick bedächtig. »Es wäre nicht das erste Mal.«
»Was genau geschieht hier?«, fragte ich kühl.
»Nicht nur hier«, meinte Lannis ruhig. Sie musterte meinen Becher, den ich kaum angefasst hatte. »Wollt Ihr lieber Bier?«
»Ja. Danke. Was geschieht hier?«
»Hergrimms Blutreiter verhalten sich, als ob sie die Fürsten dieses Landes wären. Sie pressen den Dörfern Schutzgelder ab, vergreifen sich ungestraft an den Frauen … und gerüchteweise haben sie sich irgendwo da draußen ein Lager eingerichtet, in dem sie Frauen der Barbaren gefangen halten, um ihre gröbsten Gelüste an ihnen auszuleben.« Die Bannersergeantin öffnete die Anrichte und zog ein kleines Bierfass heraus, um es geschickt anzuschlagen und mir einen schäumenden Becher mit dem Dunkelbier zu füllen. »Ob es wahr ist, weiß ich nicht zu sagen, aber ich hörte einmal ein paar der Blutreiter untereinander prahlen, was sie mit einer der Barbarenfrauen angestellt haben, bevor sie zu ihren heidnischen Geistern ging.« Ihre Stimme klang ruhig, fast unbeteiligt, doch ihr Gesicht glich einer steinernen Maske, als sie mir den Bierhumpen reichte. »Eldred erzählte mir, dass Ihr nach einer Möglichkeit sucht, das Schlachten hier in der Ostmark zu beenden«, fuhr sie im gleichen Ton fort. »Abgesehen davon, dass sich die schwarzen Legionen auch hier herumtreiben, wird es niemals Frieden zwischen uns und den Barbaren geben, solange wir so mit ihnen umgehen.«
»Noch etwas«, fügte Eldred hinzu. »Zumindest in Askir seid Ihr aufgeflogen. Schwertrekrut Lenar wurde von einer Streife besoffen aus dem Straßengraben gefischt. Stellt Euch die Überraschung vor, als der Wachhabende erfuhr, dass Schwertrekrut Lenar pünktlich zum Appell erschienen ist und nun schon seit drei Tagen in der schönen Ostmark weilt.«
Er zog ein gefaltetes Blatt aus seinem Ärmelaufschlag und beugte sich vor, um es mir zu reichen. »Ich bin mit einer der Federn hier recht gut bekannt und konnte sie überzeugen, die Nachricht nicht weiterzureichen, aber nur, indem ich sie einweihte, dass unser trinkfreudiger Rekrut in Wahrheit der Ser Lanzengeneral ist.« Er nahm einen Schluck von seinem Wein. »Lange wird es sich jedenfalls nicht mehr geheim halten lassen. Zumal die ganze Legion sich bereits die Mäuler über diesen Rekruten zerreißt, der es irgendwie vollbrachte, die Barbaren kampflos dazu zu bewegen, Gefangene wieder herauszugeben.«
»Warum habt Ihr überhaupt vorgegeben, nur ein einfacher Rekrut zu sein?«, fragte Frick jetzt neugierig. »Wenn Ihr mir die Frage gestatten wollt.«
Ich trank einen Schluck von dem Dunkelbier, das, ganz anders als der Wein, wirklich vorzüglich war, und schaute dann zu Bannersergeantin Lannis hin.
»Ich wollte herausfinden, was hier geschieht. Meiner Erfahrung nach ist die unverblümte Wahrheit selten in Berichten zu finden. Doch genau die will ich wissen.«
»Dann seid Ihr hier richtig«, lachte Eldred. »Vor allem Frick hier bemüht sich schon seit Jahren, dem schönen Wort ›unverblümt‹ eine ganz neue Bedeutung zu verleihen.«
»Ich habe einem Lanzenleutnant, der meinte, er wisse alles besser, deutlich gemacht, dass er seine Befehle dorthin schieben sollte, wo Soltars Licht nicht scheint«, erklärte der Korporal achselzuckend, als ich fragend zu ihm hinsah. »Irgendwie habe ich eine Abneigung gegen dumme Befehle entwickelt, auch wenn es mich scheinbar jedes Mal, wenn ich das Maul aufmache, einen Dienstgrad gekostet hat.«
»Also«, nahm Lannis das Wort wieder auf. »Egal, was Ihr vorhabt, wir sind dabei.«
Eldred nickte zustimmend. »Bei der Gelegenheit, was ist es, das Ihr vorhabt?«
»Etwas treibt die Barbaren immer wieder gegen unsere Grenzen.« Ich trank einen Schluck. »Etwas, das ihnen keine Wahl lässt.« Ich stellte den Humpen ab und musterte die Unteroffiziere. »Ich will wissen, was das ist. Bis jetzt wurden sie immer vernichtend geschlagen, dennoch kommen sie immer wieder.« Ich sah sie der Reihe nach an. »Kann mir jemand sagen, warum sie immer wieder gegen unsere Grenzen stürmen?«
Während Eldred nachdenklich
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