Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
ungläubig.
Sie lachte. »Das geht einfacher. Dann würde der Krieger die Frau des anderen umwerben, und es ist ihre Entscheidung, ob sie zu ihm kommt oder nicht. In vielerlei Hinsicht sind die Frauen der Barbaren freier als hier im Kaiserreich. Vergesst nicht, er muss sich auch um die Kinder desjenigen kümmern, den er erschlagen hat … und der Stamm verliert einen Krieger, was niemand gerne sieht. Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Diese Zweikämpfe werden nur als letztes Mittel gesehen, wenn sich ein Streit nicht anders lösen lässt. Zudem muss der Anführer sie erlauben. Ja, der Sieger muss sich um die Frau des Verlierers kümmern«, fuhr sie mit einem leichten Schmunzeln fort. »Aber sie kann sich einem anderen zuwenden, wenn sie es will. Ihr seht, auch bei den Barbaren bekommt ein Mann die Gunst der Sera nicht, ohne dass er um sie wirbt.«
»Und wie …«, begann Eldred, doch dann sah er an mir vorbei und stockte. »Uh-oh«, meinte er betreten. »Ich glaube, Lanzengeneral, wir sind soeben aufgeflogen!«
Ich drehte mich um, und dort stand Serafine, die Hände in die Seiten gestützt, und musterte mich mit einem undeutbaren Blick. Obwohl, so wie sie die Augenbrauen zusammenzog, war er doch recht leicht zu deuten. Sie war alles andere als erfreut.
Im Gegensatz zu mir, denn ich konnte mir keinen willkommeneren Anblick vorstellen. An das, was zwischen meinem Erwachen auf der Bahre im Tempel des Soltars und dem Moment lag, an dem mir Kaiserin Elsine den Teil von mir zurückgab, den man mir gestohlen hatte, konnte ich mich kaum erinnern, aber ich wusste, dass sie mich im Tempelgarten aufgesucht hatte. Sie hatte mir etwas Wichtiges gesagt, wenigstens kam es mir so vor … was genau, wusste ich allerdings nicht mehr. Nur dass ich mich in ihrer Nähe glücklich fühlte.
»Entschuldigt«, bat ich und stand auf, um zu ihr hinzugehen, während ich die Blicke der anderen in meinem Rücken spürte.
»Finna«, sagte ich leise. »Ich kann dir das alles erklären, allerdings kommst du in einem ungünstigen Moment. Lass uns …«
»Du erinnerst dich wieder.«
Ich nickte und wollte ihr gerade erzählen, wie es dazu gekommen war …
»Gut«, meinte Serafine grimmig. »Dann weißt du, wofür das ist.«
Sie war schon immer schnell gewesen, dennoch hätte ich der Ohrfeige vielleicht ausweichen können, doch ich versuchte es erst gar nicht.
Was ich sofort bereute, denn sie traf mich so hart, dass es mich fast herumriss … Götter, dachte ich, während ich mir die Wange rieb, ich hatte mir in meinem Leben schon einige Ohrfeigen verdient, aber diese hier stach alle anderen aus, die ich je erhalten hatte. Und hinter mir, wie nicht anders zu erwarten, genossen meine neuen Freunde das Schauspiel, das wir ihnen boten … sie pfiffen und johlten, und jemand rief: »Noch mal, ich habe es so nicht richtig sehen können!«
Soviel dazu, dass man in der Legion füreinander einstand!
»Ich denke«, sagte ich und fühlte nach, ob mein Kiefer weiterhin an der richtigen Stelle saß, »das habe ich mir wohl verdient.«
»Weder Leandra noch ich sind Schankhausdirnen«, erklärte Serafine kühl. »Sie ist eine Königin, und ich bin in beiden Fällen von altem Bessareiner Adel. Wenn ich Armin und Faihlyd besuchen würde, kann es geschehen, dass ich auf dem Rücken von Soldaten gehe, die sich mir zu Füßen hingeworfen haben. Weder Leandra noch ich verlangen das von dir … aber dass du uns Bescheid gibst, wenn du dich erinnerst und es dir besser geht … das war doch wohl nicht zu viel verlangt!«
»Ich habe dich aufgesucht«, versuchte ich sie zu beschwichtigen. »Ich ging zur Zitadelle hin und …«
»Mit einer anderen Sera an deiner Seite!«, knurrte sie. »Was ist es nur mit dir und den Seras? Willst du dir einen Harem gönnen? Wie kommt es, dass du nie ohne weibliche Begleitung bist?«
»Ich … so ist es gar nicht!«, versuchte ich zu erklären. »Ich schwöre, dass ich …« Einer ihrer Mundwinkel zuckte. »Sag, lachst du mich gerade aus?«
»Ja, Havald«, grinste Serafine. »Ich weiß, wer diese Sera war … und ich würde sehr vermuten, dass sie etwas damit zu tun hat, dass du wieder weißt, wer du gewesen bist.«
»Du bist nicht wütend?«, fragte ich, während ich mir weiter meine Wange rieb und mit der Zunge tastete, ob noch alle Zähne dort waren, wo sie hingehörten.
»Doch«, lächelte Serafine. »Und du wirst dir Mühe geben müssen, das abzuarbeiten … und die Ohrfeige hast du dir auch
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