Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Illian gegangen war, beunruhigte mich mehr, als ich zugeben wollte. Dennoch, was hatte sich geändert? Sie trug Steinherz, und die Priester, die Eleonoras letzten Willen gesiegelt hatten, konnten ihr Recht auf den Thron bezeugen. Sie brauchte nur vor den Rat zu treten und ihren Anspruch geltend zu machen.
»Du wirst sehen«, beruhigte ich uns beide. »Man wird sie dort mit offenen Armen empfangen. Warum sollte sich jemand gegen sie stellen? Sie bringt die Allianz mit Askir mit, alleine dafür wird man sie bejubeln.«
»Das will ich hoffen«, sagte Serafine leise. »Dennoch … was ist mit der dritten Legion?«
»Was ist mit ihr?«, fragte ich zurück. »Solange die zweite Legion sich in Ausbildung befindet, sollte sie doch die Donnerfeste halten?«
»Lanzenobristin Miran sieht das anders«, teilte mir Serafine mit. »Sie ist der Ansicht, dass wir den Kampf zum Feind tragen müssen und uns nicht eingeschüchtert hinter den Mauern der Donnerfeste vergraben sollten.«
Ich schaute sie ungläubig an. »Unsinn. Die Donnerfeste bewacht den Zugang nach Coldenstatt, das ist der einzige sichere Ort, zu dem sich die Flüchtlinge zurückziehen können. Es ist notwendig, dass die Feste besetzt ist und dem Feind die Stirn bieten kann, sonst werden sich die Flüchtlinge in Coldenstatt nicht sicher fühlen können!«
»Nun, Miran hat die Kaiserin davon überzeugt, ihrem Plan zuzustimmen. Sie hat die einundzwanzigste Feindlegion in einen Hinterhalt gelockt und fast vollständig vernichtet.«
»Wie das?«, fragte ich erstaunt. »Nach dem, was am Eisenpass geschehen ist, glaube ich nicht, dass man sie noch einmal so überraschen kann.«
»Sie hat einen Lindwurm auf sie gehetzt und erst angegriffen, als der Wyrm den Feind schon halb aufgerieben hat.«
»Einen Lindwurm?«, fragte ich ungläubig. »Byrwylde? Die Schlange, die angeblich in einem Moor liegen soll?«
»Genau die.«
»Götter!«, fluchte ich. »Was habe ich denn noch alles verpasst!«
»Das kommt davon, wenn man sich umbringen lässt«, sagte Serafine, doch was vielleicht scherzhaft klingen sollte, endete damit, dass sie schluckte und sich mit feuchten Augen abwandte.
»Finna«, bat ich sie leise. »Es ist …«
Ich hatte sie leicht an der Schulter berührt, sie fuhr herum und funkelte mich an, während sie sich mit einer zornigen Bewegung die Augen auswischte.
»Wie konntest du das zulassen?«, fauchte sie, während ihre Augen schneller feucht wurden, als sie die Tränen abwischen konnte. »Weißt du, wie ich mich fühlte, als du plötzlich verschwunden warst? Als ich dich leblos auf dieser Bahre liegen sah? Als ich dachte, ich hätte dich nun schon zum zweiten Mal verloren? Bei dem Gott der Sonne, was heißt zum zweiten Mal? Als du noch Jerbil warst, habe ich dich ein Dutzend Male tot geglaubt … ich bin es satt, weißt du das, Havald? Ich bin diesen ewigen Kampf, die Angst, das Leid, das Bangen und das Hoffen satt!« Sie ballte die Fäuste zusammen, während ihr die Tränen die Wangen herunterliefen. »Ich bin ein gläubiger Mensch, ich glaube an Astartes Vergebung, an Soltars Gnade und an Borons Gerechtigkeit … aber wie oft muss ich noch fürchten, dich verloren zu haben? Du magst der Engel des Todes sein, aber du bist nicht unsterblich! Du warst tot, Havald, tot!«, weinte sie und schlug mit beiden Fäusten gegen meine Brust, woraufhin ich mich ein Stück drehte, um sie vor den neugierigen Blicken zu schützen, die nun auf uns lagen. »Hast du oder Jerbil jemals daran gedacht, was es für die bedeutete, die euch lieben, wenn ihr euch immer wieder in Gefahr begeben habt?«
»Finna«, sagte ich so ruhig ich konnte. »Es ist ja nicht so, als ob ich eine Wahl hätte!«
»Doch!«, widersprach sie aufgebracht. »Genau so ist es. Du hattest die Wahl! Der Emir hat dich reich beschenkt, du hättest dich in Gasalabad niederlassen können. Verflucht, selbst als Bauer wärest du besser dran … mir wäre egal, von was wir leben … ich würde für dich betteln gehen! Und selbst wenn du noch tausendmal von den Toten aufstehst … wir wissen doch beide, wie es enden wird! Du wirst auf Seelenreißers Klinge sterben … Götter, ich bete darum, dass ich das nicht erleben werde!«
»Sag das nicht!«, beschwor ich sie und zog sie in meine Arme, obwohl sie sich anfänglich gegen mich stemmte. »Es ist mir egal, ob das Schicksal der Welt auf meinen Schultern liegen soll, denn mir geht es nicht darum! Mir ist egal, was die Götter von mir wollen, oder ob ich
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