Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
ins Vertrauen gezogen?«
»Noch nicht«, antwortete ich, während ich den beiden nach draußen folgte. Dort rückte man auf den Bänken zusammen, sodass ich mich in ihre Mitte setzen konnte.
»Das hier, Leute«, stellte mich Lannis mit einem breiten Grinsen vor, »ist Lanzengeneral von Thurgau.«
»Komisch«, lachte einer der Soldaten. »Für mich sieht er aus wie ein Rekrut.«
»Stimmt es, dass Ihr halbnackt gewesen seid, als Ihr den Barbaren die Gefangenen abgetrotzt habt?«, fragte ein anderer neugierig. »Oder hat Frick wieder übertrieben?«
»Der Scherzbold hier«, meinte Lannis und wies mit ihrem Humpen auf den ersten Sprecher, »ist Lanzensergeant Hanik. Von den Federn. Er ist einer der besten Kartenzeichner, die wir haben, und hat einen untrüglichen Sinn fürs Land. Er weiß stets auf einen Fuß genau, wo er sich befindet. Ich kenne ihn seit Jahren, und auch wenn er nicht zu meinen Spähern gehört, kann man ihm vertrauen.«
Sie wies zu einer dunkelhaarigen Soldatin mit schmalem Gesicht und scharfen grauen Augen hin. »Das hier ist Mahea. Ihre Mutter wurde entführt, und sie wuchs unter den Barbaren auf, bis man sie befreite. Sie spricht ihre Sprache und ist unsere beste Fährtenleserin.«
Sie wies auf die anderen Soldaten, die am Tisch saßen. »Das ist Hulmir. Seine Mutter kommt aus den Varlanden, wie Ihr an seiner Größe sehen könnt, er ist stark wie ein Ochse … nur nicht so dumm. Zeig dem Lanzengeneral deine Geliebte, Hulmir«, fügte sie mit einem breiten Grinsen hinzu.
Der blonde Hüne warf ihr einen scharfen Blick zu, griff nach unten und hob eine leichte Handballiste an, sodass ich sie sehen konnte, leicht in dem Sinn, dass man diese meist auf einem Dreibein benutzte und sie von zwei Mann getragen wurden.
»Ich nenne sie Mechthild«, teilte er mir mit und strich liebevoll über das polierte Metall. »Sie hat schon auf dreihundert Schritt getroffen … und das nicht nur einmal.«
»Das ist Korporal Beren«, sagte sie und wies mit ihrem Becher auf einen unscheinbaren Mann. »Auch er ist eine Feder, er kommt nicht mit, gibt uns aber bei den Federn Rückendeckung.«
»Er hat schon einmal für uns gelogen«, erinnerte mich Eldred, ich nickte dem Mann dafür dann dankend zu.
»Mein Name ist Hefmar«, sagte ein anderer. »Ich gehöre zu den Hammerköpfen und kann Euch alles besorgen, was Ihr aus den kaiserlichen Lagern braucht. Ich kann nicht mit Euch kommen, einer von uns muss hierbleiben, damit die Legionäre nicht verhungern, aber Ihr könnt mir vertrauen.«
»Ich bin Roderik«, teilte ich den anderen mit. »Bis auf offizielle Anlässe sparen wir uns am besten meinen Rang.«
»Jeder von uns«, nahm Eldred das Wort auf, »hat seine Gründe, warum er oder sie sich Euch anschließen will. Ihr … du hast einen gewissen Ruf … Roderik. Das mag eine Rolle spielen, aber die meisten hier sind das Schlachten leid.«
»Die fünfte Legion war vor fünf Jahren schon einmal hier stationiert«, erklärte Lanzensergeant Hanik rau. »Bis auf Eldred haben wir damals alle hier gedient. Wir schützten die Wälle, während die Blutreiter das Land bewachten. Dennoch kam es ab und an vor, dass auch wir die Feste verließen, manchmal, weil wir die Versorgungswagen bewachten, oder aus anderen Gründen. So oder so, als die Fünfte wieder abgezogen wurde, hatten wir alle Blut an unseren Händen.«
»Es gab und gibt Kopfgelder für jeden Barbaren, der erschlagen wird«, erklärte die dunkelhaarige Lanzenkorporalin. »Drei Silber. Für jeden Kopf. Ob der Kopf nun einem Krieger gehörte oder einer Frau oder ihren Kindern. Drei Silber. Die Blutreiter haben mich als Kind befreit … wenn man es Befreiung nennen konnte. Sie ritten in unser Lager, das fast zwei Tagesritte von hier entfernt lag, und erschlugen jeden, ich überlebte nur, weil ich auf Imperial um mein Leben flehen konnte. Meine Mutter stammte aus Rangor, war die Tochter eines Händlers, der meinte, hier in der Ostmark ließe sich leichter Gold verdienen. Nachdem man mich ›gerettet‹ hatte, durfte ich zusehen, wie einer der Blutreiter ihren Kopf aus einem Sack zog, um seine drei Silber zu bekommen.« Sie musterte mich mit ausdruckslosen Augen. »Eldred sagt, Ihr wäret hier, um die Ostmark zu befrieden. Ich sehe keinen Weg dazu, aber wenn es einen gibt, dann werde ich ihn mit Euch gehen.«
»Wie Eldred sagte, wir haben alle unsere Gründe«, meinte Sergeant Hanik. »Doch wenn es einen Weg gibt, das Blutvergießen zu beenden, sind wir dabei.
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