Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
ruhig und still dastand und kaum merkbar lächelte. »Du hast dir Zeit gelassen«, teilte sie uns mit und wies in die Richtung, in der die anderen lagerten. »Lass uns zu deinen Freunden gehen. Bannersergeant Lannis, du kannst vorgehen.«
»Woher wisst Ihr meinen Namen?«, fragte Lannis überrascht. Jetzt erst stellte sie fest, dass sie noch ihr Schwert in der Hand hielt und versenkte es hastig in der Scheide.
»Eldred hat ihn vorhin doch laut genug gesagt«, meinte Zokora unbewegt und wies mit ihrem Blick die Richtung an. »Ich sagte, geh voraus.«
Lannis sah fragend zu mir hin, und ich nickte, auch wenn ich weiterhin nicht ganz fassen konnte, wie es kam, dass diese beiden vor mir standen.
»Ich sage es nur ungern«, lachte der dunkle Elf, der Varosch war, als wir den Weg zurück einschlugen. Ich warf noch einen Blick auf das kaiserliche Lager, dort war alles ruhig geblieben.
»Was?«, fragte ich ihn.
»Zokora hat recht. Du trampelst wie ein Flusspferd«, grinste der Elf, der Varosch war. »Glaub mir, ich kann es jetzt beurteilen.« Sein Lächeln schwand. »Ich weiß, dass du viele Fragen haben wirst«, fügte er dann leiser hinzu. »Aber nicht, wenn fremde Ohren uns belauschen können.« Er sah vielsagend zu Lannis hin, die steif voranging. »Ich hoffe, es ist dazu später noch Zeit. Bis dahin gilt es, eine Schlacht zu schlagen.«
»Aber wie?«, fragte Serafine später. Auch sie sah immer wieder zu Varosch hin, offenbar hatte sie nicht weniger Probleme als ich, es glauben zu können, dass unser alter Freund in diesem Körper stecken sollte.
Varosch zuckte mit den Schultern. »Niemand von uns kann es sich erklären. Aber selbst wenn es der Gewöhnung bedarf, ich bin trotzdem dankbar.« Er sah liebevoll zu Zokora hin, und spätestens dieser Blick bewies, dass es wahrhaftig Varosch war, der in diesem Körper steckte. »Vielleicht verfolgen die Götter einen Plan«, meinte er dann bedächtig. »Wenigstens ist es das, was ich mir erhoffe.«
»Was ist damit, dass diese Spruchweberin dich gefangen nahm?«, fragte Serafine Zokora und sah zu den anderen hinüber, die sich etwas abseits versammelt hatten und mit neugierigen Augen und großen Ohren zu uns hinschielten.
Zokoras Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. »Dorin überschätzte sich«, teilte sie uns mit. »Sie wirkte darauf hin, dass ich mich ihr im Ring der Prüfung stellen sollte … und ich habe ihr den Wunsch erfüllt.« Sie sah zu mir herüber. »Wir werden erfahren, ob einer oder mehrere der Legionäre das Grab betreten haben«, teilte sie mir dann mit unbewegter Stimme mit. »Sie werden sterben. Das wird sich nicht vermeiden lassen. Aber der Rest der Legion wird leben. Das ist der Preis. Er ist nicht verhandelbar, wenn du willst, dass die Allianz noch steht.«
»Steht sie denn?«, fragte Serafine leise.
»Ja«, antwortete Zokora unbewegt. »Mein Wort gilt.«
»Und deine Mutter? Die Königin? Sieht sie es auch so?«, fragte ich.
»Du hast das Wort der Königin«, teilte Zokora mir mit. »So wie ich das deine habe.«
Ich nickte langsam.
»Hast du sie erschlagen müssen?«, fragte ich sie leiser.
Sie nickte. »Es war nicht schwer. Sie war alt und langsamer, als sie glaubte.« Ihr Gesicht verriet nichts von ihren Gefühlen, doch sie las wohl meinen Blick.
»Irgendwann werde ich es dir erzählen«, fuhr sie sanfter fort. »Aber nicht jetzt und heute.« Sie lächelte in der Dunkelheit. »Wusstest du, dass Leandra mir Hilfe geschickt hat? Ich traf die Hexe Enke und die Hüterin auf dem Weg zur Oberfläche, sie wollten mich befreien.«
»Die Alte Enke?«, fragte ich verblüfft. »Die von dem Schlangenmoor?«
»Ja. Sie«, meinte Zokora. »Du hast mächtige Verbündete an deine Seite gerufen, Havald.«
»Ich kenne sie nicht einmal«, wehrte ich ab. »Ich habe das Moor gemieden, ich habe es nicht so mit Hexen. Sag, ist sie so hässlich, wie man sagt?«
»Kommt wohl darauf an, was du unter hässlich verstehst«, meinte sie.
»Hat sie eine Warze an der Nase, so etwas?«
»Ja, das hat sie. Wenn das allein schon hässlich für dich ist … die Hüterin solltest du ja schon kennen.«
Ich runzelte die Stirn.
»Die wolfsgeschworene Elfe. Groß, schlank, Tätowierungen? Die sich in einen Wolf verwandeln kann? Wir haben gegen sie gekämpft. In den Tunneln. Weil sie mich erschlagen wollte, da sie mich für eine Anhängerin des toten Gottes hielt?«
»Ja, natürlich«, sagte ich, als es mir
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