Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
»Ich werde bis an mein Lebensende Albträume davon haben!« Er nahm einen tiefen Schluck aus Lannis’ Flasche, um sogleich das Gesicht zu verziehen. »Was, beim Namenlosen, ist das für ein Zeug? Poliermittel?«
»Kornschnaps. Mein Bruder brennt ihn«, teilte Lannis ihm erhaben mit. »Aber Ihr habt recht. Er eignet sich auch gut, um die Rüstung zu polieren.«
»Das glaube ich gerne«, grollte Eldred und nahm noch einen Schluck. »Da wachsen einem Haare auf der Brust.«
»Ganz sicher nicht«, meinte Lannis etwas spitz und nahm ihm die Flasche wieder ab.
»Was hast du gesehen, Havald?«, fragte Serafine leise.
»Ein leuchtendes Netz aus Sternen … verbunden durch dunkelrot schimmernde Bänder. Ich glaube«, fügte ich hinzu, während ich schwerfällig aufstand und mich gegen den nächsten Stein lehnte, »dass es ein Teil des Weltenstroms gewesen ist. So hat mir Leandra die Erdmagie beschrieben, wenn sie sie hat fühlen können.« Ich schüttelte den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben und sah zum Himmel auf. »Dunkelschacht liegt in dieser Richtung«, teilte ich den anderen dann mit. »Wir müssen uns beeilen. Auch die dunklen Elfen greifen gern am Morgen an … doch noch zur Dunkelheit.«
»Beeilen?«, fragte Hulmir rau. »Wofür? Wo sind wir, und wo geht es hin?«
»Wir sind in den Südlanden. Unser Ziel ist es, die dritte Legion zu retten. Miran hat sie in eine Falle geführt … In spätestens zwei Kerzenlängen werden die dunklen Elfen die Legion vernichten, wenn wir Lanzenobristin Miran nicht warnen können.«
»Na dann«, sagte Eldred bissig und brachte sich mühsam auf die Beine. »Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt? Ich wollte schon immer mal noch vor dem Frühstück die halbe Welt umrunden, um eine Legion zu retten!«
»Tatsächlich?«, keuchte Hanik. »Ich weiß nur eines, ich werde mich nie wieder über die magischen Tore beschweren … da bekommt man wenigstens nichts mit! Wie lange waren wir in dem verfluchten Stein? Jahre?«
»Vielleicht nur einen Herzschlag lang«, antwortete ich ihm.
»Es fühlte sich wie Jahre an«, grollte die Feder und fluchte, als er auf einen Stein trat und ins Stolpern geriet.
Dunkelschacht
9 Ich versuchte mich zu orientieren. Das Mondlicht half, und vor einer halben Kerze hatten wir den gespaltenen Stein passiert, der den Abzweig von der Straße nach Bregen markierte. Wir waren auf dem richtigen Weg, dennoch hatte die Unruhe in mir noch nicht nachgelassen. Wäre es nach mir gegangen, wir wären nur gerannt, doch dazu war auch ich nicht mehr imstande. Vielleicht lag es an der Strecke, vielleicht war die Magie gänzlich anders, aber die Reise durch den Steinkreis hatte meine Kräfte aufgezehrt. Und Hanik hatte recht, es hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt.
»Ich dachte, ich bekäme ein Pferd«, beschwerte sich Eldred hinter uns. »Jetzt tun mir die Füße weh!«
»Hast du dich vorhin nicht über deinen Hintern beschwert?«, fragte Lannis etwas spitz.
»Ja«, grollte der Sergeant. »Und lass mich dir versichern, ich spüre ihn noch immer!«
»Du bist Legionär«, meinte Lannis ungerührt. »Also, halt die Klappe und marschiere … so wie es echte Legionäre tun!«
Also marschierten wir. Ich lauschte angestrengt in die Dunkelheit, aber außer den üblichen Geräuschen des Waldes war nichts zu hören. Kein Schlachtlärm, kein Klirren von Stahl auf Stahl. Es war friedlich hier, dachte ich, als ich zu Soltars Tuch aufsah, gegen das sich die Baumkronen schwarz abzeichneten. Vielleicht, versuchte ich mir einzureden, waren wir ja doch nicht zu spät.
Auch die Anhänger des toten Gottes griffen gern in der Nacht an, ein Zeitpunkt, der für die meisten anderen nur Schrecken hielt, ihnen aber heilig war. Dann wähnten sie die Macht des dunklen Gottes am stärksten.
Doch wenn sie bereits um Mitternacht die Schlacht eröffnet hatten, war es unwahrscheinlich, dass sie schon vorbei war. Und selbst wenn … es wäre nicht so still und friedlich hier.
»Ich glaube«, meinte ich wenig später und rieb mir nachdenklich die Nase, »wir müssen hier entlang.« Es war doch schon ein paar Jahre her, dass ich diesen Weg gegangen war. »Ich weiß es nicht genau.«
»Aber andere Dinge, die weißt du, ja?«, meinte Serafine in einem Ton, der mich überrascht zu ihr blicken ließ.
»Wie meinst du das?«
»Dass du Dinge weißt, die du nicht wissen kannst«, meinte sie etwas spitz und ging mit erhobenem Kopf voran. Ich unterdrückte einen Seufzer. »Du
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