Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
wieder einfiel. »Sie suchte nach dir?«, fragte ich erstaunt. »Ich dachte, sie wäre etwas … schwach im Geist?«
»Wohl nicht mehr«, lächelte Zokora. »Eher das Gegenteil.« Sie legte den Kopf zur Seite. »Sie war dennoch etwas seltsam. Sie kam uns in den Höhlen entgegen, sah mich, sagte, ich wäre wohl frei und dass damit die Schuld erfüllt wäre. Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging davon. Enke sagte mir, dass Leandra sie geschickt hätte, dann eilte sie der Hüterin nach. Du wusstest nichts davon?«
Ich schüttelte nur den Kopf.
»Also sollte ich mich bei Leandra bedanken.« Ihre Zähne schimmerten in der Dunkelheit. »Auch wenn es der Rettung nicht bedurfte. Was uns zum Punkt bringt. Ich habe fünfzig unserer besten Kriegerinnen an die Oberfläche geführt, sie werden euch in der Schlacht zur Seite stehen. Unter einer Bedingung. Jeder dunkle Priester, der die Schlacht überlebt, wird uns gehören. Auch das ist nicht verhandelbar.« Sie stand von dem Baumstamm auf, auf dem sie gesessen hatte, und sah zu Lannis, Eldred und den anderen hinüber. »Es wird Zeit«, sagte sie dann. »Die zwölfte Legion beabsichtigt im Morgengrauen anzugreifen, jetzt, da ihr gekommen seid, sollte es möglich sein, ohne Missverständnisse das kaiserliche Lager zu betreten und sie zu warnen.«
Die Schlacht der dritten Legion
10 Der Soldat, der einsam und allein an der Barrikade Wache hielt, zuckte nicht mit einer Wimper, als er uns den Weg hinaufkommen sah. Nicht einmal Zokoras und Varoschs Anblick ließ ihn blinzeln. Es war ein Lanzenmajor, ein Dienstgrad, der mir zu hoch erschien, um an einem Tor Wache zu halten.
»Lanzengeneral, Schwertobristin«, begrüßte er uns, obwohl wir keine Rangabzeichen trugen und er uns nicht kennen sollte. Er salutierte eher nachlässig. »Wenn Ihr mir bitte folgen wollt, Lanzenobristin Miran erwartet Euch bereits.« Er wandte sich an Lannis und die anderen. »Wir haben das alte Wirtshaus am Marktplatz übernommen und dort eine Messe eingerichtet. Wenn Ihr Euch waschen wollt und stärken, ist das der Ort, den Ihr aufsuchen solltet.«
Es war kein Vorschlag, und die Bannersergeantin verstand es auch nicht als solchen, sie nickte nur und salutierte.
Ich tauschte einen Blick mit Serafine und Zokora, als wir dem Lanzenmajor folgten. In Serafines Augen las ich die gleiche Frage, während Zokora wie üblich nichts von ihren Gedanken preisgab. Varosch, der, je länger ich ihn sah, mir umso bekannter und vertrauter erschien, musterte dagegen die langen Reihen der Legionärszelte, die jeden Winkel des alten Marktplatzes von Dunkelschacht füllte … und dann das blutrote Zelt auf der anderen Seite des Platzes, das von zwei ölgefüllten Feuerschalen hell erleuchtet war.
Ein Zelt, sogar an den niedrigsten Stellen hoch genug, dass ich darin aufrecht gehen konnte, und gut zwölf Schritt in der Breite und Tiefe, vor dem an einer langen Reiterlanze die Flagge der dritten Legion rot und schlaff herunterhing.
Zwei Legionäre flankierten den Eingang und sahen starr geradeaus … ich sah zurück zum Tor, das mir nun, da der Lanzenmajor uns hierher begleitete, vollends unbewacht erschien. Die Zelte standen hier, dennoch war der Ort gespenstisch ruhig. Hier und da sah ich einen Legionär, aber insgesamt mochten es nicht mehr als zwei Dutzend sein … Wo auch immer die dritte Legion zu finden war, hier war sie nicht.
Eine hochgewachsene blonde Frau, eine Schönheit mit strahlend blauen Augen und einem gewinnenden Lächeln, der sogar der schwere kaiserliche Plattenpanzer zum Vorteil gereichte, stand an einer niedrigen, kostbar geschnitzten Anrichte und wandte sich uns zu, als der Lanzenmajor für uns die Zeltbahn aufhielt.
»Ah«, meinte Lanzenobristin Miran, »ihr müsst der Lanzengeneral sein.« Ihr Blick glitt zu Helis, der sie knapp zunickte, wanderte kurz zu Varosch hin, um für einen langen Moment an Zokoras unlesbarer Miene hängen zu bleiben. Mir schien Furcht in ihren Augen zu stehen, dann hatte sie sich schon wieder gefangen. »Bier für Euch, Wein für die Seras?«, fragte sie und hielt fragend eine Karaffe aus kostbar geschliffenem Glas hoch.
»Danke, nein«, sagte Serafine höflich. Wenn sie mir in der letzten Zeit kühl erschienen war, hielt es dennoch keinem Vergleich mit der jetzigen Kälte in ihrer Stimme stand.
Während ich mich in dem kostbar ausgestatteten Zelt umsah, verstand ich auch wieso. Serafine war die Tochter des kaiserlichen Gouverneurs von Gasalabad gewesen, sie
Weitere Kostenlose Bücher