Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
nicht.« Bevor jemand etwas sagen konnte, hob sie warnend die Hand. »Kommt mir nicht mit dieser Prophezeiung, Ihr wisst genauso gut wie ich, dass es für jede sogenannte Prophezeiung, die sich zu erfüllen scheint, tausend gibt, die sich nie erfüllen werden!«
»Von Askannon abgesehen, ist er der Erste, der mich je im Shah geschlagen hat«, führte Asela an, und die Kaiserin lachte.
»Hast du vergessen, dass du meist auch gegen mich verloren hast? Balthasar war derjenige, der auf den Feldern eine Herausforderung darstellte … dir fehlte es stets an Geduld dazu.«
»Ja«, räumte Asela mit unbewegter Miene ein. »Das habe ich wohl vergessen. Lanzengeneral«, fügte sie hinzu, als sie sich wieder mir zuwandte. »Ich muss zur Donnerfeste zurück, ich habe nicht viel Zeit. Allerdings wird Desina mir verzeihen, wenn ich ihr die gute Nachricht bringe, wir waren alle in Sorge um Euch. Jetzt sagt mir, was Ihr von mir wollt, Ihr habt mich sicherlich nicht nur zu einem Schwatz gerufen?«
»Ich wollte dich sprechen, Asela«, sagte Sera Elsine an meiner Stelle. »Ich will, dass du Kaiserin Desina eine Nachricht überbringst.«
»Warum sprecht Ihr nicht selbst mit ihr?«, fragte Asela überrascht. »Es wird leicht möglich sein, dies einzurichten.«
»Weil ich genau das nicht will«, antwortete Askannons verlorene Kaiserin. »Richte ihr einfach aus, dass sie die Krone mit meinen besten Wünschen trägt. Vor allem aber, dass ich mich aus den Belangen des Kaiserreichs heraushalten werde. Ich habe dem Reich genug gegeben.«
Asela musterte sie und nickte langsam. »Wer wüsste das besser als ich«, sagte sie bedrückt. »Also gut. Ich werde es ihr ausrichten. Aber … Ihr wäret für das Reich von unschätzbarem Wert. Niemand sonst verfügt über Eure Fähigkeiten.«
»Sie waren damals nicht genug, um gegen Kolaron zu bestehen, und werden es auch jetzt nicht sein«, gab Elsine bestimmt zurück. »Ich will das, was von meinem Leben übrig ist, auch leben, irgendwo einen neuen Anfang wagen. Sollte es Gerüchte geben, dann unterbindet sie. Die Kaiserkrone gebührt Desina. Wenn bekannt würde, dass ich noch lebe, könnte es ihren Anspruch schmälern.«
»Das glaube ich zwar nicht«, meinte Asela, »aber ich werde dennoch Euren Wünschen entsprechen.« Sie wandte sich mir zu. »Was ist mit Euch, Lanzengeneral? Seid Ihr wieder bereit zum Dienst?«
Ich war alles andere als bereit dafür. »Nein«, antwortete ich. »Es gibt … Dinge, die ich tun muss und will. Ich brauche Zeit dazu.«
Asela nickte langsam. »Das ist verständlich. Wie lange? Ihr wolltet den Oberbefehl über die Legionen, jetzt habt Ihr ihn. Ihr müsst wissen, dass eine Menge Arbeit auf Euch wartet.«
Ich überlegte kurz. »Zwei Wochen. Vielleicht drei. Ich will in die Ostmark, mir vor Ort ein Bild machen, denn ich glaube, dass sich dort unser Schicksal entscheiden wird.«
»Fällt die Ostmark, fällt das Kaiserreich«, nickte Asela. »Das sagt man doch, nicht wahr?«
»So ist es leider auch.«
»Gut«, nickte sie. »Sie wird Verständnis dafür haben.« Ein schnelles Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Für zwei Wochen, Lanzengeneral.«
»Das könnte zu wenig sein.«
»Es muss reichen.« Der Ton der Eule machte deutlich, dass damit das letzte Wort gesprochen war. »Desina wird Euch in Askir sehen wollen, noch bevor die Krönung stattfindet. Haltet Euch daran.«
So ganz zufrieden war ich nicht, aber mehr konnte ich auch kaum verlangen. »Was meine … Genesung angeht«, fuhr ich fort, »versuchen wir es ebenfalls geheim zu halten. Kolaron hat seine Spione hier, wir wollen ihnen nicht zu viel an Futter geben.«
»Lanzenobrist Kelter hält das Kommando über die fünfte Legion, die zur Zeit in der Ostmark stationiert ist. Ich werde Anweisung erteilen, dass er Euch nach bestem Wissen unterstützen soll.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich will auch Oberst Kelter nicht in Bedrängnis bringen, also gehe ich als einfacher Rekrut dorthin. Wenn die Kaiserin darauf beharrt, dann sagt es ihr, aber es wäre mir lieber, wenn auch sie nicht wüsste, was ich tue … ich möchte nicht, dass sie, wenn etwas schiefgeht, in der Verantwortung ist.«
»Nett von Euch gedacht, Ser Roderik«, sagte Asela kühl. »Wenn etwas schiefgeht, steht sie nur so da, als ob sie nicht wüsste, was ihre Offiziere tun. Als ob es nicht schon reichen würde, dass Lanzenobristin Miran sie beständig reizt.«
»Ich hörte, Miran wäre fähig?«
»Ja. Das hörte ich auch. Die Obristin
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