Das Blutschwert
nannte.
Willow gab es nicht gerne zu, aber sie war Velma. Jede Menge Köpfchen, aber ansonsten eher nutzlos. Und sie hasste es, Velma zu sein. Sie seufzte, während sie Angel mit einem Holzpflock in der Hand hinter die Vorhänge in den Kulissen am linken Bühnenrand folgte. Der Holzpflock diente allerdings mehr ihrer moralischen Unterstützung als zum Angriff.
Vor ihr polterte etwas, und die Vorhänge gerieten in Bewegung. Angel spähte um die Ecke, und seine ernsten, seelenvollen Augen sorgten dafür, dass sie sich ein wenig sicherer fühlte. Er drehte sich zu ihr um und forderte sie mit einer Geste auf, ihm zu folgen. Seine Unaufmerksamkeit dauerte genau eine Sekunde zu lang.
Klauenhände griffen nach seiner Kehle und drückten ihn zu Boden. Der Vampir auf Angels Rücken beugte sich nach vorn und versuchte,
Angels Kehle zu zerfetzen, als sich Willow auf den Angreifer stürzte, um ihm den Pflock ins Herz zu treiben. Erst im allerletzten Moment bemerkte sie das gertenschlanke, blonde Vampirmädchen, das sich auf sie stürzte. Sie riss den Pflock hoch - doch das Mädchen schlug ihn ihr aus der Hand. Es versuchte, Willow zu packen, aber sie duckte sich und zog den Vorhang zwischen sich und ihre blutrünstige Gegnerin.
Die Atempause dauerte volle drei Sekunden. Dann stand das Vampirmädchen wieder vor ihr - und grinste. Wie ein Felsbrocken prallte der Blutsauger, der Angel angegriffen hatte, in diesem Moment gegen die Vampirin und riss seine Kumpanin mit sich zu Boden. Erst als Willow Angel sah, der sich auf die am Boden liegenden Vampire stürzte, begriff sie, was passiert war: Kein zweitklassiger Vampir warf Angel aus dem Spiel!
Angel machte mit den beiden kurzen Prozess. Aber es gab noch mindestens zwei weitere, wahrscheinlich sogar drei, die sich hinter dem Kulissenvorhang bewegten.
Auf der Bühne selbst hatte sich die Lage dramatisch zugespitzt. Wenn Buffy nicht bald etwas unternahm, würde Lear Xander und Cordelia töten.
Willow war seit Ewigkeiten eng mit Xander befreundet. Sie konnte einfach nicht zulassen, dass ihm etwas zustieß. Ihr Blick fiel auf einen Haufen alter, staubiger Requisiten. Fahnenstangen, Besenstiele, Holzschwerter, Stühle, ein Holzkarren. und ein großes, etwa einen Meter langes Metallkruzifix.
Mit zwei schnellen Schritten war sie bei einem der Holzschwerter, bückte sich, hob es auf und warf es Angel zu.
»Hilf Buffy«, sagte sie nur.
Angel sah sie an, runzelte die Stirn, warf einen Blick auf die Vorhänge, hinter denen die Vampire über die Bühne schlichen - offensichtlich aus Angst, ihren Meister bei seiner Aufführung zu stören -, und stürmte dann auf die Bühne. Das Holzschwert hielt er vor sich, als könnte er tatsächlich damit umgehen.
Wahrscheinlich kann er’s wirklich, dachte Willow, denn schließlich war Angel im achtzehnten Jahrhundert aufgewachsen.
Sie hob das große Metallkruzifix auf. Das Gewicht in ihren Händen fühlte sich gut an. Sie richtete sich auf und schnitt ein grimmiges Gesicht, um wie Buffy auszusehen.
Für Buffy geschah alles viel zu schnell. In dem Moment applaudierte Giles, und Lear hatte ein ausgesprochen breites, selbstgefälliges Grinsen auf dem Gesicht.
Ihr war offenbar der Job zugedacht, ihn zu bewundern. Giles’ Beifall hatte ihn dermaßen entzückt, dass Lear tatsächlich einen Schritt nach vorn machte und sich tief verbeugte.
Idiot.
Buffy machte drei schnelle Schritte, stellte einen Fuß auf die Armlehne eines Sitzes in der ersten Reihe, schlug einen Salto und landete hinter dem feisten Vampir auf der Bühne. Jetzt stand sie zwischen ihren Freunden und dem Tod.
Und dort gehörte sie auch hin.
Deshalb war sie die Jägerin.
»Kein Vorhang für dich, du Laiendarsteller«, sagte sie höhnisch. »Ich kenne Shakespeare zwar nicht, aber ich bin mir verdammt sicher, dass das hier nicht einer seiner stolzesten Momente ist.«
Unglücklicherweise war Lear schneller, als er aussah. Er entriss Buffy den Pflock, packte sie an der Kehle und stemmte sie hoch. Rasende Wut loderte in seinen Augen.
»Warum hält sich nur jeder Dahergelaufene für einen Kritiker?«, knurrte er.
Buffy packte sein Handgelenk und trat ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Lear ließ sie fallen. Er heulte fast vor Schmerz und Frustration. Buffy rappelte sich wieder auf und tat ihr Bestes, um zwischen Xander und Cordelia und dem rasenden Vampir zu bleiben. Das Problem war nur, dass sie keinen Pflock mehr hatte.
»Buffy!«
Das war Angels Stimme hinter ihr.
Lear stürzte
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