Das Blutschwert
sie mit festem Griff und drückte sie zu Boden. Willows Kopf schlug hart auf dem Bürgersteig auf, und ihr Handgelenk klemmte unter ihrem Körper fest. Sie spürte, wie etwas in ihrem Gelenk nachgab, dann war da nur noch Dunkelheit.
1
Montagmorgen. Das Wort allein genügte, um selbst die mutigsten Schüler mit nacktem Grauen zu erfüllen. Und die Erwachsenen glaubten, sie hätten es schwer!
Trotzdem war es ein herrlicher Morgen. Vogelgezwitscher hing in der Luft, von einem nahe gelegenen Garten wehte der Duft von Blumen heran. Die Sonne strahlte am Himmel und ließ die Fenster der Sunnydale High glitzern. Alles war so schön, dass man fast vergessen konnte, dass man auf dem Höllenschlund lebte.
Zu ihrem Glück ahnten die meisten Schüler der Sunnydale High davon nichts. In segensreicher Unwissenheit verschwendeten sie ihr Leben - für einen Teenager ein Vollzeitjob, vor allem, wenn man darin richtig gut sein wollte. Die Kids skateten über die Bürgersteige und scherten sich einen Dreck darum, dass das verboten war. Seit wann war Skateboardfahren und Inline-Skating ein Verbrechen? Sie palaverten über ihr Wochenende und die Hausaufgaben und all die anderen spaßigen Teenagerdinge, mit denen sich die meisten HighSchool-Schüler weitaus regelmäßiger beschäftigten als die Auserwählte.
Was diese Auserwählte betraf - nun, Buffy zitterte vor Furcht. Ein wenig. So sehr, wie eine Jägerin überhaupt zittern konnte. Aber es waren keine Vampire oder Dämonen, die sie an diesem Tag ins Schwitzen brachten. Oh nein, es war etwas viel Schlimmeres.
Mathetest. Heute. Unvorbereitet. Die Gleichung ging nicht auf. Und sie konnte sich auch keine Entschuldigung von der Vampirgemeinschaft schreiben lassen. »Wir bitten um Verständnis, dass Buffy am heutigen Test nicht teilnehmen kann. Sie war gestern Nacht auf Vampirpatrouille, um die Welt vor den Untoten zu retten.« Tja, das würde garantiert nicht funktionieren.
Sie war verdammt.
»Buffaleeta!« schrie Xander und raste auf seinem Board heran. An ihrer Seite angelangt, bremste er, sprang ab, trat fest auf die Spitze des Boards, katapultierte es in die Höhe direkt in seine Hand. Das war exakt dieselbe Weise, mit der Buffy im Kampf eine Armbrust schussbereit machte. Trotz ihres Mathehorrors musste Buffy grinsen. Ihre Freunde hatten sich eindeutig ein paar Tricks von ihr abgeguckt. Und in Anbetracht der Tatsache, dass jeder ihrer Freunde permanent in Gefahr war, konnte ihr das nur recht sein.
»Fli«, sagte sie. »Wo ist Willow?«
Xander legte den Kopf zur Seite. »Danke, mir geht’s gut. Und dir?«
»Tut mir Leid.« Sie machte ein zerknirschtes Gesicht. »Es ist nur so, dass ihr an Schultagen normalerweise als Paar auftretet. Wie Salt-N-Pepa oder so.«
Xander lächelte. »Ich hoffe, du meinst wirklich wie Salz und Pfeffer, denn sonst müsste ich dir den guten Rat geben, bei Gelegenheit mal MTV zu sehen: Salt-N-Pepa sind drei hinreißende Ladys.«
Buffy kniff die Augen zusammen. »Dann verklag mich doch. Ich bin leider zu beschäftigt, um mir die wöchentlichen Charts anzusehen. Außerdem weißt du, was ich meine. Ihr beide kommt sonst immer zusammen zur Schule.«
»An der Hüfte zusammengewachsen wie siamesische Zwillinge. So sind wir, Will und ich. Bedauerlicherweise hatte ich heute morgen etwas zu erledigen, was dazu führte, dass ich solo bin.«
»Etwas zu erledigen?«, wiederholte Buffy neugierig. Wer hatte vor Sonnenaufgang schon etwas zu erledigen - wenn man von Vampiren und ähnlichen Nachtschwärmern einmal absah. »Was denn? Musstest du etwa deinen Batman-Umhang in die Wäscherei bringen?«
»Du meinst natürlich meinen Robin-Umhang.« Er sah sie streng an und drohte ihr mit dem Finger. »Wie willst du zu all den coolen Partys eingeladen werden, wenn du nicht mal das kleine Einmaleins der Popkultur beherrschst?« Er schüttelte den Kopf, als sei es hoffnungslos, dass aus Buffy jemals etwas würde. »Aber um ehrlich zu sein«, fuhr er dann fort, »die Schuld für meine Verspätung lastet allein auf den schönen Schultern der charmanten Catwoman!«
»Catwoman?«, keuchte Buffy. »Doch nicht dieses billige Flittchen!«
Xander wies nach rechts, auf eine vertraute Gestalt in einem sexy und trendy Outfit und mit sorgfältig frisierten brünetten Haaren.
»Da wir gerade von billigen Tussis sprechen«, kommentierte er, »da kommt meine.«
Cordelia Chase drehte sich um, entdeckte sie und lief auf sie zu. Offenbar hatte sie etwas auf dem Herzen, was sie
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