Das Blutschwert
werden. Abgeschleppt zu werden wäre echt übel.
Aber auch in der Bücherei fand sie keine Willow. Xander hatte einmal mit seinem üblichen liebenswerten Sarkasmus bemerkt, dass Willow den Großteil ihrer Zeit in der Stadtbücherei verbracht hatte, bevor die Schulbibliothek zu ihrem bevorzugten Aufenthaltsort geworden war. Dort war es ruhig, und überall standen Bücher und Computer. Eine Einrichtung, die ganz nach Willows Geschmack war. Doch das hatte sich offenbar inzwischen geändert.
Buffy fuhr kreuz und quer durch die Stadt und verbrauchte eine Menge Benzin, während der Nachmittag verstrich. Sie schaute in den kleinen Spezialbuchhandlungen vorbei, suchte den Friseur auf, wo sich Willow die Haare hatte färben lassen, und warf einen Blick in den abgefahrenen Videoladen, in den Xander sie geschleppt hatte, als er auf seinem Hongkong-Action-Film-Trip war.
Schließlich rief sie entnervt in der Schulbibliothek an, um mit Giles zu reden. Doch der Anschluss war besetzt. Auch bei ihrem nächsten Versuch, ein paar Minuten später, hörte sie nur das Besetztzeichen. Und beim übernächsten Versuch auch.
Als sie wenig später an einer Tankstelle hielt, um eine Verschnaufpause einzulegen und das Cordymobil aufzutanken, war es fast sechs Uhr. Sie warf ein paar Münzen in den Fernsprecher. Doch der Anschluss in der Bibliothek war noch immer besetzt. Hatte Giles etwa den Hörer neben die Gabel gelegt? Sie wählte noch mal. Allerdings waren ihre Erwartungen auf ein Minimum geschrumpft. Sie glaubte fast an einen Hörschaden, als das Freizeichen erklang. Aber niemand nahm ab.
Die Abenddämmerung war nicht mehr weit, und sie stellte ihre Versuche ein, Giles zu erreichen, und rief statt dessen Willows Mutter an, um sie zu fragen, ob sie etwas von ihrer Tochter gehört hatte. Aber außer Schluchzen erfuhr sie nichts Nennenswertes von Mrs. Rosenberg.
Als Buffy auflegte, musste sie mehrmals tief durchatmen. Mit der sinkenden Sonne sank auch ihr Mut. Diese Sache würde ein schlimmes Ende nehmen.
»Komm schon, Willow, wo steckst du?«, sagte sie laut und schlug mit der flachen Hand auf Cordys Autodach.
Die einzige Antwort bestand aus dem seltsamen Blick, den ihr ein
korpulenter Mann zuwarf, der seinen Wagen auftankte.
Das fahle Licht der einbrechenden Dämmerung fiel in das Krankenzimmer. Xander war, nachdem ihn seine beste Freundin förmlich zu Brei geschlagen hatte, noch immer bewusstlos. Jedenfalls war dies das Erste, was er hörte, als er langsam zu sich kam. Er glaubte, das Klingeln eines Telefons zu hören, aber als er versuchte sich zu bewegen, fühlte sich sein Kopf an, als wäre er mit Watte und irgendeiner umherschwappenden Flüssigkeit gefüllt.
»Nicht so laut«, krächzte er.
»Oh Gott, Aphrodesia, ich muss Schluss machen«, sagte die Stimme neben seinem Bett. »Ich glaube, er wacht auf.«
Der Telefonhörer wurde auf die Gabel geknallt. Es klang verdammt laut. Sehr, sehr laut, und Xander gefiel das ganz und gar nicht. Er zuckte zusammen. Vorsichtig öffnete er ein Auge. Wenigstens war es nicht zu hell in dem Zimmer. So, wie sein Kopf schmerzte, hätte zu viel Licht ihn vermutlich auf der Stelle umgebracht. »Xander?«, flüsterte dieselbe Stimme aufgeregt. »Bist du. okay?« Ein Gesicht tauchte in seinem Blickfeld auf. Er kannte dieses Gesicht. »Daphne?«
Mit einem Fauchen, das fast ein Schrei war, senkte sich das Gesicht, bis es ganz dicht an seinem war und er das Mädchen erkennen konnte. Es war Cordelia. »Wer ist diese Daphne?«, wollte Cordelia wütend wissen. Xander blinzelte. »Hä?«
»Daphne!«, fauchte sie. »Du hast mich gerade Daphne genannt. Ich sitze hier schon seit Stunden und warte darauf, dass du aufwachst. Mein Make-up ist völlig ruiniert, weil ich dachte, dass dir etwas Schreckliches passiert ist und ich weinen musste, und das Erste, was du sagst, wenn du aufwachst, ist Daphne!« Xander stieß die Luft aus und runzelte die Stirn, doch das machte seine Kopfschmerzen nur noch schlimmer. »Ah, Daphne von Scooby Doo?«, schlug er vor, obwohl er keine Ahnung hatte, ob das stimmte. Er konnte sich kaum mehr an etwas erinnern. »Hmm«, machte Cordelia.
Mit einem weiteren Seufzer sank Xander in das Kissen zurück und starrte die Decke an. Er war in einem Krankenhaus, so viel war ihm mittlerweile klar. Aber er wusste nicht, wie er hierher gekommen war. Als es ihm einfiel, traf es ihn wie ein Schlag in die Magengegend. Er setzte sich mühsam auf und starrte Cordelia an.
»Wo ist Willow?«, fragte
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