Das Blutschwert
dem Verhalten der Wachen schloss er, dass die Geschichten über seinen tödlichen Zorn noch nicht bis Nara durchgedrungen waren und dass man ihn hier noch für die gütige Gottheit hielt, die er einst gewesen war. Die Wachen zeigten sich überwältigt, dass der Gott unter ihnen wandelte, und sie eilten zum Kaiser und informierten ihn über seinen ranghohen Gast.
In großer Hast wurden umfangreiche Vorbereitungen getroffen, und Sanno wurde ehrerbietig von Kammu empfangen, der sich für das armselige Gastmahl und die erbärmlichen Zerstreuungen entschuldigte, die er ihm zu Ehren aufbot. In Wirklichkeit war das ganze Fest natürlich von verschwenderischer Pracht. Sanno und sein Gefolge genossen Speis und Trank, und als er sich nach vielen Trinksprüchen und Bekundungen der Treue und Freundschaft erhob, um zu tanzen, da wurde der Palast von den Schritten des Bergkönigs in seinen Grundfesten erschüttert.
Auf diese Weise erfuhr Chirayoju, der Vampirzauberer, dass Sanno eingetroffen war und versammelte seine Armee um sich. Die Schlacht begann.
12
Buffy hatte keinen Führerschein, aber Buffy fuhr. Sofern man es überhaupt als Fahren bezeichnen konnte. Büsche litten. Bordsteine litten. Der Lack von Cordelias Wagen litt. Aber sie schaffte es, auf der Straße zu bleiben.
Nachdem sie bereits einige Straßen weit gekommen war, fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, Giles von dem kleinen Gewächs, der antiken Scheibe und der Nachricht zu erzählen. Vielleicht hatte diese ganze Atme-tief-durch-und-denk-gründlich-nach-bevor-du-etwas-unternimmst-Strategie doch etwas für sich. Sie entschloss sich, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und ihn in der Schule zu treffen. Vielleicht war Willow mittlerweile wieder zur Vernunft gekommen und wartete bereits in der Bibliothek auf Giles, um ihn um Hilfe zu bitten. Jedenfalls war es einen Versuch wert.
Kurze Zeit später - und zwar viel schneller, als es theoretisch und in Anbetracht der Geschwindigkeitsbegrenzung in Sunnydale möglich gewesen wäre - bog sie auf den Lehrerparkplatz der Schule ein und trat so hart auf die Bremse, dass die durchdrehenden Reifen Sand hochwirbelten. Sie hatte es zu eilig, um den Wagen richtig zu parken. Auf gewisse Kleinigkeiten konnte sie jetzt einfach keine Rücksicht nehmen.
Sie hielt die Scheibe in der Hand. Doch bevor sie in die Schule stürmte, fädelte sie sie zu dem Kreuz auf die Kette, die sie um den Hals trug. Da durchzuckte sie ein Stromschlag.
Vermutlich die elektrostatische Aufladung, überlegte sie, aber es kam ihr dennoch seltsam vor.
Sie überprüfte, ob sie auch den kleinen Baum und die Nachricht aus Willows Zimmer eingesteckt hatte, und rannte los.
Es hatte bereits zur fünften Stunde geklingelt, und die Korridore waren wie leergefegt. Sie stieß die Tür zur Bibliothek auf, und ein naiver kleiner Teil von ihr hoffte, Willow dort am Computer vorzufinden. Aber nichts, niente, nada.
»Verflucht«, zischte sie. »Wo zum Henker steckst du bloß, Willow.«
»Ja, ich würde auch gern wissen, wo Miss Rosenberg steckt«, sagte eine ironisch klingende Stimme hinter ihr. »Und der Schulbibliothekar.«
Buffy wirbelte herum, bereit, gegen das schreckliche Monster zu kämpfen, das ihr in die Bibliothek gefolgt war. Aber es war viel schlimmer als das schlimmste Monster, das sie sich vorstellen konnte. Es war Direktor Snyder.
»Oh, äh, guten Tag, Direktor Snyder«, stotterte sie und sah sich suchend um. Giles würde doch hoffentlich rechtzeitig eintreffen, um ihr aus der Patsche zu helfen. Oder etwa nicht?
»Versuchen Sie ja nicht, mir etwas vorzumachen, Miss Summers«, sagte Snyder.
Sie wusste, dass Snyder sie noch nie gemocht hatte, und dieses Gefühl beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit. Der Bursche sah kaum menschlicher aus als einer der Ferengi aus Star Trek. Aber er war der Direktor, und außerdem kannte er die Telefonnummer von Buffys Mom. Und zwar auswendig.
»Was vormachen, Sir?« Sie klimperte unschuldig mit den Augen.
Das schien Snyder auf eine Idee zu bringen. »Ich habe dich im Auge, Summers«, drohte er. »Dich und deine straffälligen Freunde. Es ist schon schlimm genug, dass ihr ständig gegen die Regeln dieser Schule verstoßt und es euch an dem fundamentalen Respekt vor der Autorität mangelt. Aber hier hereinzustürzen, als wärst du in einem dieser drogenverseuchten Rock-’n’-Roll-Clubs, die ihr Rowdys regelmäßig besucht.« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Also, das geht wirklich zu weit.«
»Da wir
Weitere Kostenlose Bücher