Das Blutschwert
sagte Giles. »Aber wenn die Zauberformeln so mächtig waren, dann hätte Chirayoju schwerlich entkommen können, nur weil sich Willow an der Klinge geschnitten hat. Andererseits könnte ihr Blut ein Katalysator gewesen sein, und Buffy sagte, dass sie zu jenem Zeitpunkt ziemlich verletzlich war. Trotzdem verstehe ich nicht.«
»He, sehen Sie sich das mal an«, unterbrach Xander ihn und drängte sich an Giles vorbei, um auf den Knauf zu deuten. »Ich glaube, hier fehlt eine Scheibe.«
Giles starrte die Stelle an, auf die Xander deutete. »Vielen Dank, Xander, ich glaube, dass du damit meine Frage beantwortet hast.«
»Habe ich?«
»Jetzt muss ich herausfinden, wie wir diesen Geist aus Willow vertreiben und wieder in das Schwert verbannen können. Wir müssen sie irgendwie hierherlocken«, sagte er tief in Gedanken versunken.
»Oder wir nehmen das Schwert einfach mit.«
»Nein, warte!«, rief Giles.
Aber es war zu spät. Xander hatte bereits nach dem Schwert an der Wand gegriffen, es am Knauf gepackt und abgenommen.
»Wir sind.«, begann Xander, aber dann verstummte er und sein Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Seine Augen wurden schmal, seine Nasenflügeln blähten sich, und er warf sich in die Brust. Für einen Moment glaubte Giles, dass Xander sich wieder einen Scherz mit ihm erlaubte. Aber als der Junge nun sprach, wusste der Wächter, dass es kein Scherz war.
»Frei«, triumphierte Xander. Aber es war nicht seine Stimme. Ganz und gar nicht. Sie war tief, volltönend und von einer derartigen Macht und einem Stolz erfüllt, dass Giles unwillkürlich den Blick senken wollte. Er kämpfte gegen diesen Impuls an und starrte stattdessen Xander direkt ins Gesicht.
Xanders Gesicht. Aber Xander Harris war verschwunden.
»Ähm.« Giles räusperte sich nervös. »Sanno, nehme ich an?«
Augen, die einst Xander gehört hatten, richteten sich auf das Gesicht des Wächters, und er spürte, wie sich sein Rückgrat in Butter verwandelte. Hätte er sich in diesem Moment nicht an Xanders besonders schrägen Humor erinnert, wäre er wahrscheinlich vor diesen Augen zurückgewichen.
»Ich bin Sanno, der König der Berge«, sagte der Geist, der in Xanders Leib gefahren war. »Wo ist Chirayoju?«
»Nun, ich bin mir nicht ganz sicher, aber du solltest wissen, dass.«
»Unwichtig. Ich kann ihn riechen. Ich werde ihn ein für alle Mal vernichten«, donnerte Sanno, wandte sich ab und marschierte in den hinteren Teil des Museums zu einer Terrassentür.
»Wenigstens nimmt er nicht den Haupteingang, wo Cordelia derzeit Eddie den Nachtwächter mit ihrer Jungfrau-in-Not-Nummer hinhält«, dachte Giles.
»Cordelia, eine kleine Änderung unserer Pläne! Wir müssen von hier verschwinden!«, rief Giles drängend. »Schnell!«
Er hörte ihre eiligen Schritte auf dem Korridor, und als er sich umdrehte, sah er sie im Türrahmen auftauchen. »Es ist auch höchste Zei.«, begann Cordelia. Dann verstummte sie, eilte an Giles’ Seite und beobachtete Xander, der das Schwert, das Giles kaum mit beiden Händen hätte halten können, in der rechten Hand schwang und auf die Terrassentür zustapfte.
»Der ewige Krieg wird in dieser Nacht enden!«, erklärte Sanno und brach krachend durch die Terrassentür. Ohrenbetäubender Lärm ließ sie zusammenfahren, als die Alarmanlage ausgelöst wurde.
Giles dachte an Willow. »Ja«, flüsterte er vor sich hin. »Das ist genau das, was ich befürchtet habe. Los«, sagte er dann, »wir müssen uns beeilen.« Und er beschleunigte seine Schritte. Cordelia hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten. »Wir wissen nicht, wo Willow ist, und wenn wir Xander aus den Augen verlieren, werden wir es vielleicht nie erfahren. Dann wird es zu spät sein, irgendetwas zu unternehmen.«
»Okay, klar, aber Sie tragen auch keine Stöckelschuhe!«, fauchte Cordelia, während sie die in der Ferne verschwindende Gestalt nicht aus den Augen ließ.
Der Alarm hinter ihnen verstummte. Eddie der Nachtwächter musste wohl zu der Überzeugung gekommen sein, dass man ihn ausgetrickst hatte.
Die Gestalt schimmerte eigentümlich. Sie wirkte größer und breiter als Xander, aber wenn Cordelia die Augen zusammenkniff, sah sie nur Xander. Es war Xander, den sie verfolgten, und gleichzeitig war er es nicht.
Sie holte Giles ein und hielt sich an ihm fest. Bei jedem Schritt sanken ihre viel zu hohen Absätze zentimetertief in dem weichen Rasen ein, aber sie wollte ihre Schuhe auf keinen Fall ausziehen.
»Cordelia, bitte, zieh endlich diese
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