Das Blutschwert
als sie sah, wie sich Willows Mund und Wangen darunter bewegten, wie sich die Lippen zu einem angedeuteten Lächeln verzogen, als würde die Maske ihr Gesicht berühren und ihre Züge kontrollieren.
»Närrisches Mädchen«, höhnte Chirayoju. »Du erkennst immer noch nicht die wahre Dimension dieser Auseinandersetzung, nicht wahr? Ich habe dich bis jetzt lediglich geprüft. Diese zerbrechliche Hülle, die ich derzeit bewohne, hat mir gut gedient, aber sie ist schwach und klein. Du jedoch bist die Jägerin! Dein Körper wird für meine Herrlichkeit ein weitaus besserer Wirt sein.«
»Danke für das Kompliment«, entgegnete Buffy. »Aber ich lehne das Angebot ab.« Sie riss den Fuß hoch. Unter normalen Umständen hätte der Tritt ihn mit voller Wucht getroffen, doch eine kräftige Windböe schleuderte sie durch die Luft, als wäre sie ein Wattebällchen. Als sie aufprallte, schwoll ihre linke Wange innerhalb weniger Sekunden an und pochte vor Schmerz.
Chirayoju war anders als alle Vampire, gegen die sie bis jetzt gekämpft hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie sich aus Rücksicht auf Willow zurückhielt, aber das glaubte sie nicht. Von dieser Kreatur ging etwas abgrundtief Böses aus, das es ihr erschwerte, sich zu konzentrieren. Und dieses Böse verfügte über Intelligenz. Die meisten Vampire waren nichts weiter als räuberische Bestien, denen es allein um Blut, Tod und Terror ging. Aber dieses Geschöpf hier war etwas völlig anderes. Den durchschnittlichen Blutsauger interessierte es nicht, wer sein Opfer war, was es dachte oder welches Leben es führte.
Buffy spürte in Chirayoju eine Furcht erregende Intelligenz. Dieses uralte, wilde Geschöpf wusste genau, wie es seine Opfer unter Druck setzte und erschütterte. Der Dämonengeist war gerissen. Er war mehr als ein gewöhnlicher Vampir. Zwar nährte auch er sich von Blut, das war richtig. Aber Buffy erkannte, dass er sich darüber hinaus noch von Furcht und Verzweiflung nährte. Und sie war nicht bereit, ihm das zu geben.
»Ergib dich, Jägerin«, zischte Chirayoju.
Buffy spürte den scharfen Schmerz eines gezerrten Schultermuskels. Mit blutverschmierten Lippen blies sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war in einer erbärmlichen Verfassung, und sie wusste es. Als sich der Vampir ein weiteres Mal auf sie stürzte, senkte sie den Kopf.
Mit der letzten ihr verbliebenen Kraft stemmte sie eine Betonplatte, die vor ihr lag, hoch und schmetterte das Überbleibsel des Pagodendaches krachend gegen Chirayojus Kopf. Blut spritzte, Willows Schädel gab nach - ebenso wie Buffys überdehnter Schultermuskel, der nun endgültig riss - und Chirayoju brach zusammen.
Buffy blieb das Herz stehen. Sie konnte nicht mehr atmen. Tränen traten in ihre Augen. »Oh, mein Gott, Willow!«, flüsterte sie verzweifelt. »Es tut mir Leid.« Sie sank auf die Knie und beugte sich über ihre Freundin, die regungslos auf der Erde lag.
Sie war nicht mehr fähig, schnell zu reagieren, als eine Hand nach ihren Haaren packte und ihr Gesicht in den Dreck und die abgestorbenen Pflanzen drückte. Schwerer, süßer Fäulnisgeruch stieg ihr in die Nase.
»Jetzt, Jägerin«, hörte sie Chirayoju flüstern, »wird dein Körper mir gehören. Dieser Wirt hat mir gut gedient, aber du bist viel stärker. Du bist nicht wie die anderen sterblichen Mädchen.«
Buffy holte aus und rammte ihren Ellenbogen in Willows Bauch. »Das höre ich schon mein ganzes Leben«, knurrte sie. Keuchend starrte sie in das grausige Doppelgesicht ihrer besten Freundin.
In Chirayojus Augen blitzte rasende Wut. »Du forderst meinen Zorn heraus, Mädchen.«
»Sicher«, nickte Buffy und sprang auf. »Ich bin eben eine Nervensäge. Du solltest dich mal mit meiner Mom unterhalten.«
Der Vampir ließ Willows Körper wieder in die Luft steigen.
Komm schon, wollte Buffy sagen. Gönn mir ’ne kurze Atempause, okay?
Aber Chirayoju stürzte sich auf sie. Buffy stellte sich breitbeinig hin und versuchte ihrem erschöpften Körper einzureden, dass sie für die nächste Runde bereit war. Mehr konnte sie nicht tun.
In diesem Moment schoss ein Schatten an ihr vorbei und prallte mit voller Wucht gegen Chirayoju. Klauen zuckten durch die Luft und schmetterten Willows Körper rücklings zu Boden.
Buffy blinzelte.
Angel stand über Chirayoju, das Gesicht zu einer bestialischen Fratze verzerrt. Sein Hemd hing am Rücken in Fetzen herunter und entblößte lange, klaffende karmesinrote Wunden.
»Du wirst sie nicht noch
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