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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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einen Kaffee zu bringen, und während sich der Gärtner wieder an seine Arbeit machte, blieb sie neben Nelly stehen und musterte sie ausdruckslos. Bewachte sie. Nelly sah sie milde lächelnd an.
    »Es tut mir leid, Ihnen diese Umstände zu machen, aber zum Glück ist mir das hier passiert und nicht hinterm Steuer, ich will mir gar nicht ausmalen, was das bedeutet hätte. Haben Sie Alessandro, ich meine, Professor Palmieri erreicht? Haben Sie ihm gesagt, was passiert ist? Dass ich hier bin?«
    »Das Mobiltelefon scheint ausgeschaltet zu sein, aber wir versuchen es gleich noch mal. Signora ...«
    »Dottoressa Mazza, Manuela Mazza. Wie ich bereits vor meinem Schwächeanfall sagte, bin ich eine Kollegin des Professors und wollte ihn überraschen, aber die Überraschung hatte ich dann. Auch, du liebes bisschen, jetzt fällt’s mir wieder ein ... Alessandro ist doch nach Genua gefahren, das letzte Mal, als wir uns gesprochen haben, hat er mir das gesagt, wie dumm von mir!«
    Die Frau wurde ein wenig lockerer. Das war ein Beweis, dass die vom Himmel gefallene Signora den Professore tatsächlich kannte. Ihr Lächeln wurde freundlicher und weniger misstrauisch.
    »Ja, der Professore ist in Genua.«
    »Bestimmt wegen dieser Sache mit dem Serienmörder. Er hat mir erzählt, er würde die Polizei als Berater unterstützen. Ich habe wirklich einen Kopf wie ein Sieb, ständig vergesse ich etwas. Tja, jetzt trinke ich fix meinen Kaffee, und dann bin ich auch schon wieder weg.«
    Die Haushälterin schien erleichtert. Das Dienstmädchen kam mit einem Tablett herein und stellte es auf das rosa Marmortischchen vor dem Sofa. Auf dem Tablett standen eine Espressotasse, eine kleine Kaffeemaschine, eine Zuckerdose voller Rohrzuckerwürfel und eine Dose Kaffeesahne, die verriet, dass man nicht in Italien war. Das Dienstmädchen verschwand, ein Telefon klingelte, die Haushälterin ging ebenfalls hinaus, und Nelly schenkte sich Kaffee ein und blickte sich neugierig um. Neben dem weißen Sofa, auf dem sie halb lag, gab es noch ein zweites Ecksofa, auf dem sich ebenfalls wunderschöne rote und goldgelbe Wildseidekissen häuften. Zum strengen Geschmack des Hausherren gesellte sich hier etwas Weibliches.  Ach du grüne Neune, und wenn er mit einer Frau zusammenlebt und die plötzlich reinkommt und mich verpfeift?  Die Blumenvasen, Vorhänge und Farbkombinationen, die antiken Gegenstände in der Louis-XVIII-Vitrine, die – echten? – Andy Warhols an den Wänden und die zahlreichen silbergerahmten Fotos auf der Biedermeierkommode zeugten zweifellos von einer Frau. In einer Ecke des Salons stand ein Flügel.  Hier lebt todsicher eine Frau ...  Nelly erinnerte sich an seine Worte: »Eine lange Pein.«  Lebt sie noch immer hier mit ihm, oder ist sie gegangen? Vielleicht haben sie sich getrennt, könnte doch sein ...
    Sie war aufgestanden und betrachtete eines der Fotos. Es zeigte Alessandro mit einer jungen, dunklen und attraktiven Frau, die Nelly an jemanden erinnerte. Genau, sie erinnerte an Alessandros Mutter, sie mochte ungefähr genauso alt sein, wie die Frau auf dem Gemälde in der Villa Camelia gewesen war, doch diese hier musste sehr viel jünger sein, denn das Foto war offenbar erst vor kurzer Zeit entstanden.  Auf diesem Bild hier hat er dichtes Haar und einen Bart, so wie jetzt, aber ...  Die Stimme der Haushälterin, die lautlos wieder hereingekommen war, riss sie aus ihren Gedanken. Sie hatte gesehen, dass Nelly das Foto betrachtete.
    »Kannten Sie Signora Titta, Dottoressa?«
    Kannten Sie ... Signora ...  Nelly beschloss, alles auf eine Karte zu setzen.
    »Ja, natürlich, was für ein Jammer ...«
    »Wirklich, was für ein Jammer, der Professore ist nicht mehr derselbe, seit die Signora fort ist.«
    »Nur zu verständlich, nach so einem Schlag ...«
    Die Haushälterin hatte angebissen. Sie stellte sich neben Nelly und betrachtete das Paar auf dem Foto.
    »Die Signora war so erschüttert, wegen des Kindes, wissen Sie, das arme kleine Ding, ich hab’s natürlich nicht gesehen, aber wer’s gesehen hat, sagt, es war einfach schrecklich, ein Schock für beide Eltern, aber für die Mutter ...«
    »Ja, der arme Alessandro ... Aber vielleicht kommt Titta ja zurück.«
    Die Frau wurde wieder nüchtern. Ihr war bewusst geworden, dass sie gegen ihre Pflichten verstoßen hatte. Dass sie zu viel mit einer vollkommen Unbekannten geplaudert hatte. Kühl und entschieden, nicht noch Weiteres preiszugeben, schloss sie: »Vielleicht.

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