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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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geritten? Ich komme nach Melide am Luganer See, um Palmieris Haus anzuglotzen und was zu tun? Wieso kam mir das plötzlich so schrecklich wichtig vor? Was, bitte, glaube ich hier zu finden, das weiße Haus mit der Wiese aus meinem Traum? Du bist echt nicht mehr ganz bei Trost, Nelly, Tano hat recht, wenn er dich ansieht wie eine arme Irre. Wenn Volponi da gewesen wäre, der hätte dich sofort einweisen lassen.
    Sie fühlte sich erschöpft und niedergeschlagen. Unterdessen hatte sie das Gartentor der Villa erreicht. Der weitläufige Garten (oder müsste man korrekterweise sagen: Park?) war von einer sehr hohen weißen Mauer umgeben, die nur von einem breiten Garagentor unterbrochen wurde. Jenseits der Mauer waren ein schmales Sträßchen und Stufen zu sehen, die zu einem hochmodernen, strahlend weißen Gebäude hinabführten.  Von wegen altes weißes, ligurisches Haus. Du hast echt voll danebengehauen, Sherlockine Holmes.  Die Villa war halb von hohen, immergrünen Pflanzen verdeckt, und in den gepflegten Beeten überwogen, harmonisch arrangiert, Oleander-, Jasmin- und –  Sieh an, auch hier!  – Kameliensträucher. Zahlreiche Zitrusbäume, ein paar Palmen.  Unser Profiler lässt es sich richtig gutgehen.  Nicht allzu weit entfernt war ein Mann dabei, die Blumen zu wässern, und Nelly rief nach ihm. Er sah auf, entdeckte Nelly und kam lächelnd auf sie zu.
    »Guten Tag, ich bin eine Kollegin von Professor Palmieri, Dottoressa Mazza, von der Uni Mailand. Ist der Professore da? Wir haben uns vor zwei Wochen in Zürich gesehen, und er hat mich eingeladen, bei ihm vorbeizuschauen, wenn ich in der Nähe wäre.«
    »Tut mir leid, Signora, Dottor Palmieri ist nicht da ... Aber was haben Sie denn, ist Ihnen nicht gut?«
    Tatsächlich spielte Nellys Kreislauf ihr wieder einmal einen bösen Streich. Ein schwarzer Vorhang fiel vor ihren Augen herab, und der Gärtner, die Villa und die malerische Schweizer Landschaft verschwanden jäh im Nichts.
    »Was jetzt? Ich kann den Professor nicht erreichen, er geht nicht ran. Meinst du, wir sollten einen Krankenwagen rufen?«
    »Wenn sie mit Essig und einem nassen Lappen auf der Stirn nicht wieder auf die Beine kommt, wohl schon, schließlich können wir sie schlecht hierbehalten ... Sie ins Haus zu bringen war vielleicht schon zu viel. Wer weiß, wer sie ist, vielleicht wird der Professore böse.«
    Nelly hielt die Augen geschlossen, ihr Kopf drehte sich immer noch, sie hatte versucht, sie zu öffnen, doch die Decke hatte angefangen zu kreiseln, und sie hatte die Augen sofort wieder zugemacht. Nach und nach kam ihr zu Bewusstsein, wo sie war und weshalb. Sie versuchte, ein Lid zu heben und erblickte einen geräumigen Salon. Sie lag auf einem ... weißen Sofa – selbstverständlich – aus weichem Leder. Auf ihrer Stirn lag ein kühler, feuchter, nach Essig riechender Lappen, ihre Beine ruhten auf mehreren Kissen, und die beiden, die leise murmelnd neben ihr standen, waren der Gärtner von vorhin und eine schlanke, patent wirkende Frau um die fünfzig, womöglich die Haushälterin, die sich miteinander berieten. Der Gegenstand ihrer Unterredung war zweifellos sie. Krankenwagen? Um Gottes willen. Sie war drin, durch einen glücklichen Zufall war es ihr gelungen, in Palmieris Haus zu gelangen, und diese Gelegenheit würde sie sich bestimmt nicht entgehen lassen.
    »Was ist passiert? Wo bin ich?« Angemessen schwächliche Stimme.
    »Oh, die Signora ist wieder zu sich gekommen. Wir haben Sie ins Haus gebracht, weil Ihnen am Gartentor plötzlich unwohl wurde, Sie sind in Ohnmacht gefallen, was für ein Schreck! Wie fühlen Sie sich?«
    Die beiden traten unsicher näher, die Situation war peinlich und unerwartet, und sie wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Nelly versuchte sie nach Kräften zu beruhigen. Sie hatte gehört, dass sie Palmieri nicht erreicht hatten, noch ein glücklicher Zufall! Er wäre sofort darauf gekommen, dass Nelly zu seinem Haus gefahren war, um dort herumzuschnüffeln, und wer weiß, was dann passiert wäre.
    »Oh, das müssen die Fahrt und die Hitze gewesen sein. Ich habe einen schwachen Kreislauf, deshalb klappe ich manchmal zusammen, aber das geht schnell wieder vorbei, keine Sorge. Könnte ich vielleicht einen Kaffee bekommen?«
    Die beiden schienen froh zu sein, etwas tun zu können. Die Frau rief ein dunkelhaariges, in strahlendes Weiß gekleidetes Dienstmädchen –  Wo man hinschaut, weiß, Alessandro hat echt ’nen Tick!  –, trug ihr auf,

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