Das boese Blut der Donna Luna
keinen rauskommen sehen. Für lange Zeit. Seltsam, was? Unerklärlich. Dann werden die beiden Frauen tot am Bisagno gefunden und der Mann gleich hier um die Ecke. Balmir hat keine Antworten, die musst du finden. Balmir und seine Freunde helfen, denk daran, Commissario. Einen schönen Tag.«
Also hatte sich das preisgekrönte Unternehmen Zuhälter & Co. dazu durchgerungen, der Polizei einen Tipp zu geben. Bravo, Jungs, Kleinvieh macht auch Mist. Manara verheimlichte etwas, das war jetzt klar. Aber hatte er das Haus ebenfalls betreten, vor den Südamerikanern? Sie wollte Balmir fragen, doch der hatte sich bereits an ihr vorbeigedrückt, die knarzende Tür aufgestoßen und war in der schattigen Gasse verschwunden. Nelly stand unschlüssig da, dann rief sie Gerolamo an, der zehn Minuten später bei ihr war. Er war bei »Mani amiche« gewesen, um die Adressen und Alibis der Mitarbeiter zu überprüfen. Nelly wartete vor der Tür auf ihn und erzählte ihm die neuesten Neuigkeiten. »Minghia!!!«, war sein Kommentar, mit drei Ausrufezeichen.
Sie betraten das Haus und nahmen sich die Bewohner vor, jeder eine Wohnung pro Geschoss. Erster Stock, Rentner mit Katze rechts, drei Studenten links. Zweiter Stock, unklare Anzahl sudanesischer Einwanderer rechts, altes Pärchen mit Hund links. Dritter Stock, mehrere Studenten oder Angestellte, die sich die rechte Wohnung teilten. Junges, hippes Künstlerpaar in der frisch renovierten Wohnung links. Vierter Stock: Die Alte aus dem zweiten Stock links hatte gesagt, dort würde gerade saniert, und tatsächlich fehlte die Eingangstür, an deren Stelle ein Vorhang aus dickem Plastik hing.
Ein paar Maurer und ein Elektriker arbeiteten grimmig und schweißtriefend vor sich hin wie einst vielleicht französische Zuchthäusler auf Martinique. Nein, samstags arbeiteten sie nicht hier, sondern in einem anderen Palazzo in der Via Maddalena. Regelmäßig? Ja, regelmäßig. Wer war der Eigentümer der Wohnung, in der sie gerade arbeiteten? Ein stinkreicher Architekt. Wo war er jetzt? Auf Weltreise, um es sich gutgehen zu lassen, dieser Mistkerl. Das ganze Stockwerk würde zusammengelegt werden, ein Wahnsinnsloft würde daraus werden, sie sollten nur mal auf die Terrasse gehen. Nelly und Gerolamo traten hinaus und mussten zugeben, dass der Architekt einen guten Griff getan hatte. Aber der sollte ja schließlich auch was davon verstehen.
Von der geräumigen, aus zwei Zimmern zusammengelegten zukünftigen Wohnküche gelangte man durch einen bisher türlosen Durchgang auf eine Rampe, die auf die große, mit Baumaterial vollgestellte Terrasse hinausging. Über der Rampe und der Terrasse wölbte sich ein behelfsmäßiges, weißgelbes Glasdach, eine Art altes Gewächshaus, das bestimmt noch verschwinden würde. Von der Terrasse aus gelangte man ... wohin? Nelly und Gerolamo fühlten sich wie zwei Kinder bei der Schnitzeljagd. Sie hielten den Atem an. Ja, links grenzte die Terrasse an eine Mauer, eigentlich nur ein Mäuerchen, zumindest dort, wo sie halb eingebrochen war, und von da gelangte man über eine Eisenleiter problemlos in einen verwahrlosten, mit alten Gerätschaften und Kartons vollgemüllten Hof.
Sie kletterten in den engen, stinkenden Schacht und blickten sich um. Zwei uralte, mittelalterlich anmutende Gitter und eine nagelneue Tür. Sie drückten auf die Klinke. Es war offen. Ein paar Stufen führten in einen weiten, kellerartigen Raum mit Tonnengewölbe, der mit Kisten und Kartons vollgestopft war. Ein Lager. Von dort gelangte man in einen Garagenraum. Es war Platz für ein bis zwei Autos oder einen großen Lieferwagen. Die Ausgangstür war verschlossen. Von außen verriegelt. In gespanntem Schweigen gingen die beiden zurück, zuerst wollten sie die Untersuchung des Gebäudes abschließen, in dem laut Balmir (vielleicht) Manara und bestimmt die drei Südamerikaner verschwunden waren, wenn auch nicht gemeinsam mit dem Anwalt.
Der letzte Stock bestand aus zwei Mansardenwohnungen. In der rechten, bereits sanierten, wohnte eine junge Geologin aus wohlhabendem Hause, die gerade auf Sardinien war (Information der Alten, die offenbar über alles und jeden im Haus bestens Bescheid wusste), die linke war frei und stand zur Miete. Oder vielleicht zum Verkauf, sie wusste es nicht genau. Ging das über ein Maklerbüro? Ja, eine Weile war es das Maklerbüro in der Via Ferretto gewesen, aber in letzter Zeit war niemand mehr aufgetaucht. Bei der Hitze, wer weiß. Fiebrig standen Nelly und Gerolamo
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