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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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geschlossen, und nur, wenn man ganz genau hinschaute, konnte man sehen, dass sie noch lebte, so schwach ging ihr Atem. Die Hände und Füße waren fixiert wie für eine Operation. Die in einem Pentagramm aufgestellten Kerzen ließen flackernde Schatten und rötliche Lichtreflexe über den Frauenkörper und die Silhouette wandern, die am unteren Ende der Werkbank stand. Es war ein Mann, hochgewachsen, den Kopf unter einer weißen, Ku-Klux-Klan-artigen Kapuze versteckt, die bis auf Brust und Schultern reichte und nur zwei Schlitze für die Augen freiließ. Er trug eine fast bodenlange weiße Tunika. Konzentriert und in sich gekehrt schien er eine Art Gebet zu murmeln. Eine Videokamera an der Wand zeichnete alles auf. Als er sein Gebet beendet hatte, machte er wispernd drei Runden um die Werkbank. Er ging ganz dicht an Nelly vorbei, ohne sie zu sehen.  Na klar, ich bin ja auch nur als Geist oder so hier. Er kann mich nicht sehen, und ich kann ihn nicht aufhalten.
    Plötzlich öffnete die Frau auf der Bank mühsam die Augen. Obwohl sie nichts sehen konnte, spürte sie die tödliche Gefahr. Nelly fuhr zusammen, als sie Amanda erkannte. Sie wirkte wie gelähmt, konnte nicht sprechen, doch man sah, dass sie allmählich mitbekam, was um sie herum passierte. Die Angst in ihren Augen ließ daran keinen Zweifel, sie hatte begriffen, was los war. Sie konnte sich nicht umdrehen und den Mann nicht sehen, doch sie hörte seine Stimme, spürte seine Gegenwart. Genau das hatte der Mann gewollt: Er stellte sich neben ihren Kopf, damit sie ihn sehen konnte. Und es begann eine Predigt, die Nelly wie der reinste Wahn erschien.
    Sie, Sünderin und Opfer zugleich, sollte froh sein, dass jemand sich die Mühe machte, ihre unsterbliche Seele zu retten. Der Augenblick der Befreiung war nah, er würde sie durch das Opfer läutern. Sie müsse keine Angst haben, sagte er, doch Nelly sah, wie der Mann eine Erektion bekam, sein Glied wurde steif und hob den Stoff der Tunika, es war offensichtlich, dass die Angst in ihren Augen den Mistkerl aufgeilte. Er salbaderte noch ein bisschen von Rettung und Opfer, dann griff er jäh nach einem rasiermesserscharfen, japanisch anmutenden Schwert, das an der Wand lehnte, stellte sich rechts neben den Kopf der Frau, hob das Schwert mit beiden Händen in die Höhe und ließ es mit aller Wucht auf den Hals seines Opfers niedersausen. Der Schlag, das spritzende Blut, die unendlichen Sekunden, der Kopf, der mit noch immer weit aufgerissenen, ins Leere gerichteten Augen wie in Zeitlupe zu Boden fiel, und das Dreckschwein sank blutüberströmt auf die Knie und verfiel in eine Art Ekstase.
    Claire und Nelly, zwei Schatten im Dunkel, war es, als hätten sie einem Opferritual beigewohnt, durchgeführt von einem teuflischen Priester, der aus der düsteren Vergangenheit der Menschheit aufgetaucht zu sein schien. Unterdessen veränderte der am Boden liegende Frauenkopf blitzschnell sein Aussehen, erst war es der von Paulette, dann der der anderen Opfer. Das letzte Gesicht ließ Nelly vor Schreck erstarren: Es war das ihre.
    Sie meinte zu schreien, doch in Wirklichkeit kam ihr nur ein schwaches Stöhnen über die Lippen, kaum mehr als ein Seufzen, das die Krankenschwester erleichtert und der Arzt triumphierend zur Kenntnis nahmen. Der Blutdruck stieg, die Gefahr war gebannt, die noch einigermaßen junge und kernig wirkende Frau hatte es geschafft. Der Arzt ließ sie in der Obhut der Krankenschwester und ging hinaus, um die beiden, die neben der Tür standen und sich dort weder durch gute Worte noch durch Drohungen hatten wegbewegen lassen, in Kenntnis zu setzen.
    »Dottor Esposito, Assistente Privitera, Dottoressa Rosso hat es geschafft, sie ist außer Lebensgefahr. Blutdruck und Atmung sind normal, sie muss sich lediglich ausruhen und unter Beobachtung bleiben.«
    »Wann können wir zu ihr?«
    Tano und Gerolamo hatten gleichzeitig gesprochen. Der Arzt sah sie verdattert an, dann hob er die Hände, als wollte er ihren Überschwang bremsen. Nicht so hastig, bitte. Dottoressa Rosso müsse zu Kräften kommen, brauche Ruhe, sie sollten ein wenig Geduld haben und später wiederkommen. Wann, später? Gegen acht Uhr abends. Die beiden setzten sich und hatten nicht die Absicht, sich von dort wegzubewegen. Der Mediziner schüttelte missbilligend den Kopf und kehrte ins Krankenzimmer zurück, wo Nelly inzwischen die tonnenschweren Lider geöffnet hatte. Er trat ans Bett und nahm ihre Hand.
    »Wie geht es Ihnen? Wenn es Ihnen Mühe

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