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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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macht, müssen Sie nicht sprechen, antworten Sie einfach nur mit Nicken oder Kopfschütteln.«
    »Aber was ... ich kann ... bestens sprechen, ich muss aufstehen, ich muss ... sofort ...«
    Doch ihre Stimme war noch unsicher und schwach. Als der Arzt sah, dass die Frau versuchte, sich auf den Ellenbogen zu stützen und sich aufzusetzen, machte er der Krankenschwester ein Zeichen, die ihr ein Beruhigungsmittel spritzte und Nelly zurück ins Traumland beförderte, doch glücklicherweise nicht zurück in den Albtraum, aus dem sie gerade aufgetaucht war.
    In der Zwischenzeit hatte sich Marco zu den beiden anderen gesellt, die vor Nellys Krankenzimmer saßen. Er wirkte etwas weniger aufgelöst, aber äußerst besorgt. Er hatte vom Zusammenbruch der Kommissarin gehört und dass es ernst sei. Die anderen beruhigten ihn, sie sei außer Gefahr, und brachten ihn rasch auf den neuesten Stand der Ermittlungen. Sie erzählten ihm von Balmirs Wink, von der Wohnung, in die Manara womöglich die drei Südamerikaner gelockt hatte.
    Es war herausgekommen, dass sie Federico Manaras Mutter gehört hatte, die sie in ihrem Testament »Mani amiche« überlassen hatte. Momentan stand sie leer. Zuerst hatte Don Silvano daran gedacht, sie zu vermieten, doch wegen ihres schlechten Zustandes hatte Manara ihn überredet, sie sanieren zu lassen. Auch die Garage hatte Signora Manara gehört und war nun im Besitz des Vereins. Sie war nicht nur problemlos über die Wohnung zu erreichen, sondern auch nur einen Steinwurf von der Gasse entfernt, in der man Diegos Leiche gefunden hatte. In der Garage war für gewöhnlich ein blauer Ford Transit abgestellt, der dem Verein gehörte. Heute war er nicht da, doch es wäre auch Platz genug für ein weiteres Auto oder einen Lieferwagen.
    Marcos Miene wurde immer ungläubiger, als sie ihm berichteten, dass nicht nur der Anwalt, sondern auch Amanda Sacco verschwunden waren. Am helllichten Tag wie vom Erdboden verschluckt, mitten in Genua, umringt von Dutzenden von Menschen, am Sitz von »Mani amiche«. Ob sie zusammen gewesen waren, ließ sich nicht sagen, die Zeugenaussagen waren widersprüchlich, manche sagten ja, manche nein. Die Beobachtungsgabe der Menschen schien von der anhaltenden Hitze außer Kraft gesetzt worden zu sein. Don Silvano Traverso war wegen eines Kongresses in Turin nicht in der Stadt und momentan nicht zu erreichen, sein Handy war ausgeschaltet. Tatsache war, dass alle verschwunden waren und es nur noch ein Tag bis zum berüchtigten Neumond war. Sie kamen zu dem Schluss, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten und Nelly später besuchen würden, und kehrten auf dem schnellsten Weg ins Präsidium zurück, wohin Tano Alessandro Palmieri dringlich bestellt hatte. Auch Laurenti würde zugegen sein.
    Seit dem Tag, als er selbstsicher, beherrscht und seines guten Rufes gewiss nach Genua gekommen war, schien sich Alessandro Palmieri verändert zu haben. In Tanos Büro musterte Marco ihn prüfend und bemerkte die Risse, die sich in seinem Panzer aufgetan hatten. Der Polizeivize hatte ihm auch von der Sitzung oder vielmehr von der Auseinandersetzung erzählt, die am Morgen in diesem Büro stattgefunden hatte, als der berühmte Kriminologe unter Nellys unerbittlichem Beschuss die Wunden seiner privaten Vergangenheit bloßgelegt hatte. Alessandros Augen hatten ihre unerschütterliche Ruhe verloren, sie waren unruhig, nervös, und auch die schönen, schlanken Hände waren in ständiger Bewegung, sosehr ihr Besitzer auch versuchte, sie ruhig zu halten. Selbst seine blendend weiße Kleidung schien von der allgemeinen Entkräftung in Mitleidenschaft gezogen zu sein, das Hemd war zerknittert, die Hose weniger makellos als sonst.
    Er gefiel Marco so besser, er wirkte menschlicher. Er hatte nie verstanden, weshalb Nelly so verbissen darauf bestanden hatte, ihn zu Rate zu ziehen, doch noch weniger verstand er, weshalb sie ihn jetzt verdächtigte. Das war völlig unsinnig, auf welcher Grundlage? Die Zeiten stimmten nicht überein, der Experte – Valeria hatte das kontrolliert – hatte fast für jeden Tag und für alle fraglichen Stunden, in denen die Morde vermutlich begangen worden waren, ein Alibi. Angesichts der neuesten Ergebnisse war es mindestens genauso hirnrissig, ihn zu verdächtigen wie Gianluca, der zumindest in direkter Verbindung mit diesem irren Anwalt Manara gestanden hatte – Marco war überzeugt, dass er irre war – und ihm womöglich im Wissen oder ohne zu wissen, dass die Opfer damit

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