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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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und das letzte und größte, in dem der Geist der Frau, die es eingerichtet hatte, trotz all der Jahre noch immer spürbar war, ganz in Weiß: Teppich, Wände, Bett, Sessel und Boudoir. Das Ankleidezimmer hing noch immer voll mit stark nach Jasmin duftenden und ausnahmslos weißen Morgenröcken und Kleidern.
    Unwiderstehlich angezogen, streichelte Nelly über einen der Morgenröcke, feinste Seide, ein haptischer und visueller Genuss für jede Frau. Spiegel warfen ihr Bild zurück, der Frisiertisch, an dem die Hausherrin sich geschminkt hatte (vor langer Zeit Camélia? vor kurzem Titta?), war mit weißer Spitze bedeckt und mit Cremetiegeln und Flakons vollgestellt. Auch hier hing wie in den anderen Schlafzimmern ein in schlichtes, dunkles Holz gerahmtes Pergament mit einem einzigen, in kursiven Lettern geschriebenen Satz darauf, der Nellys Aufmerksamkeit erregte. Im ersten Zimmer stand ›Wertvoll wie Gold‹, im zweiten ›Rot wie Blut‹, im dritten ›Weiß wie die Unschuld‹. In diesem Haus mussten, um es milde auszudrücken, merkwürdige Leute gewohnt haben.
    Nellys eingehende Durchsuchung brachte nichts zutage. Auf der gleichen Etage gab es noch drei Bäder, zwei weitere Salons, einen großen Raum voller Schränke und eine Treppe, die auf den Dachboden mit den niedrigen Fenstern führte, über dem sich das mächtige, schiefergedeckte Pyramidendach erhob. Hier hatte offenbar einst die Dienerschaft gewohnt, jetzt rochen die Zimmer muffig und abgestanden, konnten es aber der Größe und Höhe nach mit jeder heutigen Durchschnittswohnung aufnehmen. Zwei kleine Duschbäder, eine Waschküche und eine Bügelkammer, alles in perfekter Ordnung. Die Wäsche lag gebügelt und zusammengefaltet auf einem Tisch, als hätten unsichtbare Hände soeben ihr Tagwerk beendet. Alles war bereit und in Erwartung des Hausherrn und der Hausherrin.
    Verflixt noch eins, nichts und wieder nichts. - Was meinst du denn mit ›nichts‹?, gurrte ihr das Stimmchen zu. Die Köpfe sind nicht hier, aber was hast du erwartet, dass sie hier in der Waschküche liegen?  Nachdenklich stieg Nelly die Treppe wieder hinunter. Die bemalten Decken belasteten Alessandro nicht zwangsläufig, und wenn Giuliano Zanni sein Patient gewesen war, hatte er sie vielleicht während seiner Therapiesitzungen gesehen und eine perverse Inspiration aus ihnen bezogen. Doch hatte Alessandro das nicht bemerkt? Die Übereinstimmungen zwischen den Verbrechen und den Zimmerdecken in seinem Haus, auf denen die Mondphasen abgebildet waren, konnten ihm unmöglich entgangen sein. Wieso hatte er dazu geschwiegen? Warum hatte er auch seine alte Bekanntschaft mit Silvano Traverso und dem Anwalt Federico Manara so sorgsam geheim gehalten? Und dann war da noch Gemmas Umschlag ...
    Unterdessen war Nelly wieder in der Küche angekommen, durch die sie das Haus betreten hatte. Unwirsch und enttäuscht von ihrer ergebnislosen Durchsuchung blickte sie sich um.  Gerolamo und Tano sind vielleicht schon da, ich muss raus hier und ihnen entgegengehen.  Doch genau in dem Moment sickerte ein Lichtstrahl durch das Fenster und fiel auf eine geschlossene Tür, die sie noch nicht untersucht hatte. Sie drückte die Klinke, die Tür ließ sich mühelos öffnen. Sie tastete rechts nach dem Lichtschalter, und ein trübes Licht ging an.
    Vor Nellys neugierigen Augen erschien eine Steintreppe, die in einen niedrigen Raum hinunterführte, der Keller, dachte sie. Tatsächlich tat sich ein geräumiger Keller vor ihr auf, an dessen Wänden ringsum Regale voller Flaschen und Vorräte standen. Während sie den Raum abschritt, stieß sie mit dem Fuß gegen eine leichte Erhebung im Boden. Das Licht flackerte. Seltsam, es war nichts zu sehen, die Terracottafliesen waren neu und makellos. Die Bodenwelle verschwand unter einem alten, wuchtigen Schrank. Sie öffnete die Schranktüren, er war leer. Wie merkwürdig, dachte Nelly, er war so riesig, dass man ihn mühelos betreten konnte, und das tat sie auch und tastete mit den Händen die Innenwände ab. Nichts, nur glattes Holz. Sie klopfte sie ab. Die Rückwand klang hohl. Dahinter war es hohl.
    Sie war aus dem Staunen noch nicht heraus, da fing die Rückwand an, sich sacht unter ihren Händen zu bewegen, sie glitt zur Seite, verschwand in der Mauer und gab eine tintenschwarze Öffnung frei. Atemlos beugte Nelly sich vor und versuchte etwas zu erkennen. Mit zitternden Händen tastete sie an den Wänden nach einem Licht, um zu sehen, wohin die Öffnung führte.
    Weg

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