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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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besser, wie Sterne den Mond. Über der Installation waren silberne Nachbildungen des Mondes in seinen verschiedenen Phasen angebracht, eine schwarze, matte Scheibe stellte den Neumond dar; sie drehten sich ebenfalls langsam.
    Nelly schien es, als würden diese zu Kunstobjekten, zu entmenschlichtem Handwerk degradierten Gesichter, die fast wie Wachspuppenköpfe aussahen, sie aus galaktischen Entfernungen und mit einer drängenden Frage in den blicklosen Augen anstarren. Das Schrecklichste daran war, dass diese Zurschaustellung eine eigene Schönheit und perverse Vollkommenheit besaß. Ihr Schöpfer musste einen ausgeprägten Kunstsinn haben. Dieser und tausend andere wirre und abgedrehte Gedanken durchschossen Nellys traumatisiertes Hirn, als plötzlich etwas Hartes sie heftig am Kopf traf und alles dunkel wurde.
    Noch ehe Nelly wieder ganz bei sich war, spürte sie den stechenden Schmerz im Arm und wusste, dass sie keinen Albtraum gehabt hatte und noch immer dort war, im »Ausstellungsraum«, wo die Köpfe sich noch immer bewegten, sie hingegen sich nicht bewegen konnte, weil sie sorgfältig gefesselt war. Halb sitzend, halb liegend lehnte sie an der Wand, während rechts von ihr im Halbdunkel jemand auf einem Stuhl saß und sie anstarrte. Sie spürte es, noch ehe sie das weiße Blitzen der sich bewegenden Augen sah.
    Als er bemerkte, dass sie zu sich gekommen war, griff der Schemen den Stuhl und setzte sich ihr gegenüber, so dass der Widerschein der Scheinwerfer ihn schwach beleuchtete. Alessandro Palmieri lächelte sie an, doch noch nie hatte ein Lächeln in Nelly solch heftige Angst ausgelöst.
    »Tja, liebe Nelly, Sie haben es also einfach nicht lassen können, herumzuschnüffeln, weiterzubuddeln. Es war alles vorbei, alles in schönster Ordnung. Aber ich habe es geahnt, ich habe gespürt, dass Sie kommen würden. Sie und Ihr verdammter Dickschädel. Wieso wollten Sie unbedingt sterben?«
    Nellys Angst mischte sich mit dem absurden Triumphgefühl, trotz allem recht gehabt zu haben. Es gelang ihr, ihm zu antworten.
    »Camélias Kopf. Er ist hier mit den anderen. Sie hatten ihn also gefunden. In einem einzigen Zeitungsartikel über den Selbstmord ihrer Mutter war die Rede davon gewesen, dass sie beim Sturz von der Überführung auf ein Stahlseil gefallen war. Ihr Kopf war sauber abgetrennt worden und im Unterholz verschwunden. Die Suche war ergebnislos geblieben. Gemma, die Journalistin ... sie war auf diesen Artikel mit dem makaberen Detail gestoßen. Ihre Entdeckung hat sie das Leben gekostet, stimmt’s?«
    Nelly versuchte, den Schmerz, der sie fast in die Ohnmacht trieb, zu ignorieren. Während sie geredet hatte, war ihre anfangs heisere und zitternde Stimme sicherer geworden. Alessandro lächelte wieder. Ein grausiges Lächeln.
    »Natürlich hatte ich Camélias Kopf gefunden. Ich hatte ihn wie verrückt stundenlang im Wald gesucht. Vielleicht bin ich damals tatsächlich verrückt geworden. Vor Schmerz. Vor Wut. Ich habe es niemandem erzählt, dass ich ihren Kopf hatte. Der Artikel ... ich dachte, es gäbe davon keine Kopien mehr. Ich bin gründlich gewesen, aber nicht gründlich genug. Und was Gemma betrifft, dieses dämliche, ehrgeizige und hinterhältige Gör. Sie hat die einzige noch existierende Kopie aufgestöbert und eins und eins zusammengezählt. Sie hatte einen Verdacht ... und wollte auf eigene Faust die Wahrheit herausfinden, einen Knüller landen und der Polizei zuvorkommen. Sehr unvorsichtig von ihr. Aber wie haben Sie von dem Artikel erfahren, Nelly? Ich habe ihren Laptop zerstört, die CD, alles.«
    »Sie hat uns eine Kopie geschickt, im Präsidium wissen es jetzt alle, sie werden Sie suchen, mich suchen ...«
    »Unsinn, ein lächerlicher Versuch, mir Sand in die Augen zu streuen. Das ist die einzige Kopie«, er hielt ihr Gemmas Umschlag unter die Nase, den sie am Morgen geöffnet und dann in die Tasche gesteckt hatte, »stimmt’s? Gestern Abend habe ich mich von Esposito und den anderen verabschiedet. Keiner verdächtigte mich, die haben rein gar nichts bekommen. Wir sind als beste Freunde auseinandergegangen.«
    »Inzwischen könnte im Präsidium auch eine Kopie eingetroffen sein, außerdem wissen Tano und mein Assistent Privitera, dass ich auf dem Weg zu Ihrem Haus war, sie werden gleich hier sein, wir waren verabredet ...«
    Diesmal brach Alessandro in herzhaftes Lachen aus und warf den Kopf zurück.
    »Sehr gut, sehr gut, Sie kämpfen bis zum Schluss, das gefällt mir. Der Poststempel

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