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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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beiden Feinde vom Vorabend eng umschlungen schliefen. Behutsam zog sie sich zurück und ließ die Tür einen Spaltbreit offen. Das Gurgeln der Mokkakanne und der Duft des Kaffees konnten morgens Wunder vollbringen.
    Nach einer schnellen Dusche stellte sich die Kommissarin vor den Einbauschrank in ihrem Zimmer und suchte nach dem passenden Outfit, um den Gast zu empfangen. Das braune Leinenkleid wäre natürlich perfekt gewesen, doch leider starrte es vor Schweiß, der unschöne Ränder hinterlassen hatte. Blieb also nur das blaue Kleid, schlicht, seriös und sehr professionell. Ihr Blick fiel auf das Buch des Psychologen. Palmieris Foto auf der Rückseite gab nicht viel her. Außer einem üppigen schwarzen Bart war kaum etwas zu sehen. Die biografischen Angaben waren ziemlich dürftig. Fünfundvierzig Jahre alt, geboren in Paris, als kleiner Junge mit der Familie nach Genua gezogen, dort aufgewachsen, mittlere Reife und Abitur am D’Oria-Gymnasium, dann (dem Studium geschuldete?) Umzüge nach England, Deutschland und schließlich nach Amerika, wo er mehrere Fälle von Serienmördern vor Ort untersucht und mit dem FBI zusammengearbeitet hatte. Nach einigen Jahren dort lebte er jetzt in Melide am Luganer See und hatte einen Lehrstuhl für Kriminalpsychologie in Mailand inne. Er hatte verschiedene Artikel in Fachzeitschriften und einige Bestseller veröffentlicht, durch die er bekannt geworden war. Regelmäßig wurde er von der Polizei aus unterschiedlichen Ländern bei besonders heiklen und vertrackten Fällen um Mithilfe gebeten, und er hatte häufig zu ihrer Lösung beigetragen. Er schien wirklich äußerst beschäftigt und ständig unterwegs zu sein, und es war wohl ein echter Glücksfall, dass er sich für sie Zeit genommen hatte. Vielleicht, weil Genua seine Heimatstadt war, dachte Nelly. Aber was bedeutete so etwas schon für einen wie ihn, der ständig in der Weltgeschichte herumreiste?
    Derweil hatte Nelly sich das nüchterne und schützende dunkle Kleid übergestreift, vergewisserte sich, dass die Kinder aufstanden, stellte Kaffee, Milch und Kekse auf den Terrassentisch und verließ eilig die Wohnung. Wie immer wartete der Cappuccino bei Beppe auf sie.
    Das alte Weinlokal um die Ecke war so gut wie leer. Ein paar Gäste standen matt im Halbdunkel. Ein Deckenventilator bemühte sich ächzend, ihre Pein zu lindern. Selbst der unerschütterliche Beppe sah mitgenommen aus und stand schnaufend hinterm Tresen. Sofort ging die Litanei über das unglaubliche Wetter los, das momentane Leitmotiv jeglicher Unterhaltung in der Stadt. Der schlimmste Sommer überhaupt, tropische Temperaturen, das hat man nun davon, dass der Mensch sein Schindluder mit der Natur treibt, und so weiter. Nelly hörte nur mit einem Ohr zu. Sie schlang zwei Scheiben  focaccia {3}  hinunter – die Hitze konnte ihr den Appetit nicht verderben –, und fast wäre ihr ein Bissen im Halse steckengeblieben, als Beppe sie rundheraus fragte: »Was meinen Sie, Dottoressa, liegt das an der Hitze, dass die Leute verrückt spielen und so haarsträubende Verbrechen begehen?«
    Der Mensch würde auch ohne Hitze durchdrehen, gab sie zurück, schickte dem Satz ein beschwichtigendes Lächeln nach, bezahlte und trat in die Gasse hinaus, die vom unerbittlich vorrückenden Sonnenlicht noch verschont war.
    Die Gerüche, besser gesagt, der Gestank der Altstadt hing wie der Pesthauch einer Giftmülldeponie in der reglosen Luft. Der Tunnel, der das Zentrum mit Foce verband, war seit Tagen schon von einer dichten, gelblichen Abgaswolke vernebelt. Nelly spürte, wie der Schweiß ihr unter den Achseln hinabrann. Gott sei Dank war das Kleid dunkel, und man würde die Flecken nicht sofort sehen. Trotzdem ging sie zügig, sie konnte einfach nicht langsam gehen, und als sie das Präsidium betrat, hatte sie das Gefühl, einem Dampfbad entstiegen zu sein. Selbst ihr Büro mit dem alten, klapprigen Ventilator kam ihr angenehm erfrischend vor. Sie und Valeria begrüßten einander mit einem matten Stöhnen. Auch dieser Morgen würde vorübergehen.
    Gegen Mittag tauchte Marco grinsend und – soweit es die Hitze zuließ – wie aus dem Ei gepellt in ihrer Tür auf. Er hatte das Jackett über den Arm gelegt.
    »Und, Nelly, holen wir unseren Superprofiler ab?«
    »Na klar, ich bin bereit.«
    Nelly griff nach ihrer hellen Ledertasche und sprang auf. Sie konnte es kaum erwarten, Alessandro Palmieri kennenzulernen. Sie beschlossen, zu Fuß zum Bahnhof zu gehen, was ungefähr so

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