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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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hob das Kinn und richtete den Blick auf einen unsichtbaren Punkt an der Decke. Die drei Polizisten saßen schweigend da und sahen ihn mit angehaltenem Atem an. Alessandro Palmieri strotzte nur so vor Charisma.
    »Wie ich sehe, waren die Opfer bekleidet.«
    »Bis auf den Slip, wie gesagt. Wir haben jedoch kein Sperma gefunden und keine Spuren von Gewaltanwendung. Wenn man davon absieht, dass man sie gefesselt, mit einem Muskelrelaxans auf Curare-Basis ruhiggestellt und ihnen dann den Kopf abgetrennt hat.«
    »Die Zeiten: eins, zwei – sechs Tage  cooling off  – drei, vier. Das ist eher ein End- als ein Anfangsrhythmus. Er ist schnell, will ich damit sagen. Normalerweise führen Serienkiller ihr erstes Verbrechen relativ linkisch aus und verfeinern dann die Methode. Die Pausen sind anfangs länger, dann immer kürzer, hier hingegen sieht es aus, als wäre alles von vornherein sehr gut geplant gewesen. Das war sorgfältig vorbereitet, lange überlegt. Etwas, das über die Zeit gereift ist. Ein sogenannter ›planvoll vorgehender‹ Serienmörder.«
    »Verzeihen Sie, Dottor Palmieri, Kuliwas?«
    Marco Auteri sah den Kriminologen mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an, und in seinen Augen und seiner Stimme lag leise Ironie. Palmieri war so von seiner Ausführung eingenommen, dass er es nicht zu bemerken schien, doch Nelly warf ihrem Kollegen einen grimmigen Blick zu.
    » Cooling off.  Das ist die englische Bezeichnung für die Pause zwischen einer kriminellen Handlung und der nächsten. Das Abkühlen, gefolgt von einer weiteren Periode, in der das Subjekt immer ungeduldiger wird und schließlich ein neues Verbrechen vorbereitet. Das gilt zumindest für die planvoll vorgehenden Serienmörder, nicht für die planlosen, die Zwangstäter, die nicht viel nachdenken und nur auf die richtige Gelegenheit warten, um zuzuschlagen. Die hinterlassen für gewöhnlich auch mehr Spuren. Hier hingegen haben Sie keine gefunden, richtig?«
    »Rein gar nichts. An allen Fundorten waren ein paar undeutliche Spuren, nichts Brauchbares ... Ach, doch, etwas war da. Unser Täter trägt höchstwahrscheinlich Jeans. An sämtlichen Fundorten sind Fasern dieses Stoffes im Gebüsch oder im Gras gefunden worden, jedoch nie an den Leichen.«
    »Jeans? Na, dann muss man die Faserproben ja nur mit den Hosen von ein paar Tausend Genuesern vergleichen, und schon hat man den Täter. Entschuldigen Sie die Ironie. Was können Sie mir über die Fundorte sagen? Zweimal am Righi, also auf den Hügeln, und zweimal am Meer, in Nervi, richtig?«
    »So ist es. Wenn eine Logik dahintersteckt, dann kennt nur er sie.«
    »Wieso sagen Sie ›er‹, Dottor Esposito?«, fragte Palmieri, ließ ihn aber gar nicht zu Wort kommen, sondern fuhr gleich fort: »Natürlich, mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen Mann. Es bedarf einer gewissen Kraft, und auch den Statistiken zufolge geht der erste Preis an Täter männlichen Geschlechts. Die Opfer, Frauen und Prostituierte, sehen ebenfalls nach männlicher Handschrift aus. Das ist unsere Arbeitshypothese: ein ziemlich kräftiger Mann. Er hasst und / oder verachtet Frauen / Prostituierte. Hat sexuelle oder zumindest relationale Probleme. Lebt allein oder mit Frauen: Mutter, Schwester, Tante, Großmutter. Wenig Erfolg im Beruf, frustriert. Doch die Variationen des Themas sind beträchtlich. Er könnte auch ordentlich verheiratet sein und einen guten Job haben. Oder ihn gerade verloren haben. Von seiner Frau verlassen worden sein. Solche Stresssituationen können zu Aggression führen, zum Kurzschluss. Das ist natürlich nur ins Grobe gesagt. Um ein Profil zu erstellen, muss ich sämtliche Informationen noch einmal durchgehen. Das braucht allerdings etwas Zeit. Mich interessieren vor allem die Fundorte. Ich würde gern eine Tatortbegehung machen.«
    »Schuld sind immer die Frauen, was?«
    Nelly hatte provokant geklungen. Doch Alessandro Palmieri war nicht leicht aus der Reserve zu locken.
    »Natürlich, Dottoressa Rosso, Schuld haben immer die anderen und für uns Männer vor allem die Frauen, denn die sind unser Problem.«
    »Unser Problem hingegen sind Männer, die uns grundlos abmurksen. Man möchte fast meinen, das sei genetisch bedingt.«
    »Es ist eben einfacher, sich an einem wehrlosen Mädchen auszulassen als an einem gleich starken Kerl. Da ist man auf der sicheren Seite. Mal abgesehen von dem sexuellen Aspekt.«
    »Ganz genau, Tano. Ein Klassiker. Der Vater kriegt von einem größeren, brutaleren Kerl

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