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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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so jemand hat gewiss viel zu tun. Der steht sicher nicht sofort Gewehr bei Fuß, so wie ich, wenn ihr nach mir ruft ...«
    Nelly lächelte freundlich.
    »Dottoressa, bitte denken Sie nicht, dass wir Ihre Arbeit nicht zu schätzen wissen, doch selbst ein guter Arzt muss sich ab und an Rat bei einem Kollegen holen. Glauben Sie nicht, ein Ideenaustausch mit diesem Alessandro Palmieri könnte für uns und vielleicht auch für Sie interessant und aufschlussreich sein? Uns einen Fingerzeig geben? Fakt ist, wir stecken fest. Und weiter sterben junge Frauen.«
    »Selbstverständlich kann man sich immer eine zweite Meinung einholen, Dottoressa Rosso. Wenn es uns weiterbringt, habe ich natürlich nichts dagegen, wieso auch? Auch wenn ich nicht daran glaube, dass Teams von Experten und Superexperten irgendwelche Wunder vollbringen können, zumal in solch schwierigen Fällen.«
    Nora Risso hatte sich wieder gefangen. Dank des ihrem Beruf geschuldeten langen Trainings hatte sie die Kröte offenbar wacker geschluckt. Doch ihr Groll gegenüber Nelly war alles andere als verflogen. Als Nelly ihr in die Augen blickte, wurde ihr klar, dass sie sich eine Feindin gemacht hatte. Sie seufzte. Warum mussten die Leute immer alles so schrecklich persönlich nehmen? Kaum fühlten sie sich in ihrem verdammten Ego verletzt, ging der gesunde Menschenverstand flöten.
    »Na dann, schreiten wir zur Tat«, schloss Tano und durchbrach das inzwischen fast bleierne Schweigen. Der vierte grausige Fund hatte das ganze Polizeipräsidium erschüttert wie schon lange nichts mehr, und etwas, irgendetwas zu tun war besser, als dazusitzen und auf die nächste Leiche zu warten.
    »Ich ruf Laurenti an. Wenn er einverstanden ist, schicken wir unserem Freund sofort eine Mail mit der Bitte um Beratung. Er soll uns sagen, wie hoch sein Honorar für ... ein Profil des Mörders ist, so heißt das doch, oder?«
    »Sobald wir das O.K. von Laurenti haben, bitte ich Valeria, ihn zu kontaktieren. Vorausgesetzt, er ist nicht sonst wo, um dieser Bruthitze zu entfliehen«, schloss Nelly strahlend wie ein Kind, das ein neues Spielzeug bekommt. Die Risso warf ihr einen giftigen Blick zu, stand auf, verabschiedete sich und rauschte hinaus. Tano rief sofort bei Laurenti an. Der zeigte sich begeistert von der Idee, einen renommierten Experten zu Rate zu ziehen. Es tat ihm fast leid, dass er nicht selbst darauf gekommen war. Valeria wurde sogleich damit beauftragt, sich mit Alessandro Palmieri in Verbindung zu setzen, und wartete wie immer in null Komma nichts mit den gewünschten Ergebnissen auf: Der Kriminologe hatte umgehend auf Espositos E-Mail geantwortet.
    »Er ist dabei. Schon morgen wird er in Genua sein. Er hat gerade Urlaub am Luganer See gemacht, doch das, was hier in Genua passiert, interessiert ihn sehr, und er ist liebend gern bereit, uns zur Hand zu gehen. Er braucht kein Hotel, er hat eine Unterkunft hier.«
    Tano hielt Palmieris Nachricht in den Händen. Die Kommissarin und ihr Vize standen vor seinem Schreibtisch. Nelly war zufrieden und auch ein wenig überrascht, ihren Vorschlag so schnell in die Tat umgesetzt zu sehen. Sie hatte sich das Ganze langwieriger und komplizierter vorgestellt. Aber, sieh an ... Marco hingegen war ratlos. Er gab nicht allzu viel auf Psychologen und Kriminologen und verließ sich lieber auf seine Erfahrung und seine Nase. Doch diesmal hatte er mit beidem mächtig danebengelegen.
    »Wer holt ihn morgen vom Bahnhof ab? Er kommt um Viertel nach zwölf in Brignole an.« Tano sah sie abwartend an.
    »Ich fahr mit Marco hin, okay?«
    Nelly machte keinen Hehl daraus, dass sie es kaum abwarten konnte, Alessandro Palmieri zu treffen. Was hatte sie nur so sehr am Buch dieses Kriminologen fasziniert, was hatte sie darin entdeckt, fragte sich Marco unschlüssig. Er drehte das Buch, das Nelly ihm gegeben hatte, in den Händen.
    »Ich gebe zu, ich hab’s nicht gelesen, nur durchgeblättert. Aber den Kapiteln nach zu urteilen, scheint das, was da drin steht, so neu nicht zu sein. Deviationen, Sex, Rache- und Geltungsbedürfnis, Kindheit, dominante Mutter, kein Vater, sexuelle Gewalt in der Kindheit und so weiter. Eine gute Arbeit, keine Frage, die fast alles bisher Bekannte zum Thema aufgreift und zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit und der jüngsten Zeit auflistet, hübsch geordnet und auch für Laien leicht verständlich – daher womöglich auch der große Erfolg. Aber weshalb glaubst du, dass der Mann uns ausgerechnet in diesem Fall

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