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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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trotz ihrer Bedenken gekauft hatte – zu kurz, zu tief ausgeschnitten, zu unverschämt sexy, zu teuer –, da klingelte das Telefon. Sie stürzte hin.
    »Carlo! Kaum denkt man an den Teufel, wachsen die Hörner!«
    »Was? Bin ich gehörnt? Und mit wem hast du sie mir aufgesetzt, Nelly? Mit dem Lackel aus dem Präsidium? Wenn ich wieder da bin, kann der sich auf was gefasst machen!«
    Sie musste lachen, trotz der leisen Verärgerung, die in ihr aufstieg. Das war eine Verletzung der Regeln, und die waren ganz klar: Keine Anrufe während seiner Reisen, nur bei der Rückkehr. Keine Neuigkeiten sind gute Neuigkeiten. Sie sagte es ihm.
    »Du brichst das Reise-Schweigen. Ist was passiert?«
    »Nelly, selbst hier im hintersten Winkel der Erde hört man von eurem Genueser Serienkiller. Da darf ich mir doch wohl Sorgen machen? Findest du diese Sache mit dem Reise-Schweigen nicht ein bisschen übertrieben?«
    »Ich kann jetzt nicht, ich muss los. Können wir morgen Abend um zehn telefonieren?«
    »Du gehst aus? Und mit wem, wenn ich fragen darf?«
    Die Stimme hatte sich um ein paar Grad abgekühlt. Ein eisiger Hauch in der drückenden Abendluft.
    »Siehst du, genau deshalb gibt es das Reise-Schweigen, um derlei Fragen, schlechter Laune und Ähnlichem vorzubeugen, weißt du noch? Ich gehe mit unserem Profiler Palmieri essen, bestimmt hast du gelesen, dass wir uns einen Experten geholt haben. Ein Arbeitsessen. Wir sprechen uns morgen, ja?«
    Ein angespanntes Schweigen, dann ein »Okay«, und er legte auf.
    Nellys Laune hatte sich verfinstert, Carlos Anruf hatte eine heftige Sehnsucht ausgelöst, das unbändige Verlangen, ihn bei sich zu haben, ihn zu umarmen, zu berühren. Ihn beunruhigt und vielleicht sogar grundlos eifersüchtig auf seinem Gastanker irgendwo auf dem Meer zu wissen tat ihr leid und brachte sie aus dem Tritt.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
    Wütend zog sie den raffinierten Reißverschluss hoch, der am Busenansatz endete, sprühte sich, weil ihr in der Hektik der Flakon aus der Hand rutschte, überreichlich mit Chanel No. 5 ein und wand sich die lange schwarze Perlenkette um den Hals,  verdammt, noch ein Geschenk von Carlo ! Dann tuschte sie sich die allzu hellen Wimpern schwarz und glosste sich die allzu sinnlichen Lippen, schnappte sich die Ledertasche, die wie Hund zu dem Kleid passte, und stürzte die Treppe hinunter, nachdem Silvestro, ihr verwegener Kater, um ein Haar hinter ihr aus der Tür geschlüpft wäre. Dieses verflixte Viech hüpfte von der Terrasse aus schon immer auf die benachbarten Dächer. Irgendwann würde ein genervter Nachbar ihn in den Kochtopf stecken.
    Sie trat auf die Straße hinaus. Die Stadt wirkte wegen der verrammelten Läden trostlos und verwaist. Selbst die meisten Restaurants und Trattorien waren geschlossen.  Und das trotz der Touristen. Ausgerechnet am Sonntag ist im Sommer alles zu.  Ein wenig außer Atem erreichte sie den Palazzo Ducale an der Piazza De Ferrari, konnte Palmieri aber nirgends entdecken. Mit wachsendem Unmut sah sie sich um, als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie wie eine Viper herumfahren ließ.
    »Entschuldigen Sie, Nelly, habe ich Sie erschreckt?«
    Leck mich, du Idiot.  »Aber nein, gar nicht.«
    »Türkis steht Ihnen wirklich gut, bei Ihrem Haar. Also, vertrauen Sie sich mir an? Mögen sie Überraschungen?«
    »Kommt auf die Überraschungen an.« Pause und schiefer Blick. »Aber es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich, wie Sie es nennen, Ihnen anzuvertrauen. Also, keine Fragen?«
    »Ganz genau.«
    Nelly wurde immer wütender. Sie konnte den Ärger über die Art, wie Palmieri sie ansah, kaum unterdrücken, doch sie verzog die Lippen zu einem gewollten Lächeln und fing an, für einen ihr endlos scheinenden Moment in ihrer Tasche nach den Zigaretten zu kramen.
    Palmieri führte sie zu einem unsäglichen gelb-schwarzen 2CV, der an der Piazza Matteotti im Halteverbot stand. Galant hielt er ihr die Tür auf, und schon brausten sie los.  Der muss die Karre völlig entkernt und einen Ferrarimotor eingesetzt haben.  Ohne sich um Palmieris hochgezogene Braue zu kümmern, zündete sie sich eine Zigarette an.  Passt es dir nicht, dass ich rauche? Scheiß drauf.
    Keiner von beiden sagte etwas, während das Auto zügig Kurs auf die Ostküste nahm. Quinto, Nervi, Bogliasco, Sori. Auf der Gegenfahrbahn staute es sich Richtung Genua. Nelly fragte sich, wer noch den Nerv haben konnte, sich auf der Rückfahrt in

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