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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Augen waren auf Alessandro Palmieri gerichtet. Er seufzte.
    »Tano, meine Arbeit ist keine gewöhnliche Arbeit. Es ist nicht das erste Mal, dass ich vor so einer Situation stehe. Viele meiner Patienten sind, zumindest virtuell gesehen, ebenso gefährlich wie unser Mörder. Gegenwärtig habe ich keine anderweitigen Verpflichtungen, vielmehr wollte ich meinen Aufenthalt in Genua dazu nutzen, meine hiesigen Patienten zu betreuen. Meine Abreise könnte ...«, er suchte nach den richtigen Worten, runzelte die Stirn, Marco sah zur Decke, möglicherweise genervt von diesem eitel wirkenden Gehabe, »... ihn zusätzlich destabilisieren ... ihn provozieren. Ganz offensichtlich schmeichelt es ihm, dass ich mich seiner Verbrechen annehme.«
    Marco konnte sich nicht zurückhalten: »Wie soll das gehen, noch destabilisierter als jetzt?! Und was macht der dann, um sich Ihre Aufmerksamkeit zu verdienen, Alessandro? Richtet er ein Blutbad an wie im World Trade Center?«
    Palmieri ging nicht darauf ein.
    »Ihm ein Publikum zu nehmen, das ihn befriedigt, ist nicht sinnvoll. So wie es aussieht, sind wir – bin ich – sein liebstes Publikum, neben all den anderen natürlich. Wenn er weiterhin mit uns kommuniziert, könnte er früher oder später einen Fehler machen. Das ist unsere einzige Hoffnung.«
    »Und was wird unser Held Ihrer Meinung nach tun, um sich die Aufmerksamkeit dieses ausgewählten Publikums zu sichern? Um uns zu beeindrucken?!« Marco ließ nicht locker.
    »Das, was er leider auch bisher getan hat: morden. Aber wie gesagt, im Versuch, sich uns zu nähern, könnte er einen Fehler begehen.«
    »Es sind Muskelrelaxantien auf Curare-Basis abhandengekommen. Und zwar im Galliera-Krankenhaus.«
    Alle Köpfe fuhren herum. Amanda Sacco schien sich an der plötzlichen Beachtung nicht zu stören. Sie fegte sich seelenruhig einen unsichtbaren Krümel vom wassergrünen Kleid.
    »Kleine Mengen, jedoch regelmäßig, vom Kontingent, das für den OP bestimmt ist. Seit rund einem Monat geht das so, und es fällt kaum auf. Man ist von Fehlern bei der Bestellung oder der Lieferung ausgegangen. Doch da es mehrmals vorkam, hat einer der Apotheker, Dottor Mangini, der bei meinem ersten Besuch nicht da war, Verdacht geschöpft und ist der Sache nachgegangen. Auf dem Weg von der Apotheke zu den einzelnen Krankenhausabteilungen oder sogar in der Chirurgie selbst sind zwei Konfektionen pro Lieferung verschwunden, und das drei Mal. Er hat mich gerade angerufen, um mich davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Und weiß er auch, für wie viele ›Anwendungen‹ die verschwundenen Mengen reichen?«
    »Mehr als zwanzig.«
    Ein erschüttertes Schweigen erfüllte den Raum. Bentivegna schwitzte gleich noch mal so sehr und wischte sich mit einem nicht mehr ganz sauberen, aber dafür umso parfümierteren Taschentuch die Stirn. Amanda genoss ihren Moment des Ruhms und warf Tano ein schiefes Lächeln zu.
    Ach, du Jammer, die ist auch in Tano verknallt, wie so viele, schoss es Nelly durch den Kopf, doch der Vize schien den schmachtenden Blick nicht bemerkt zu haben. Er runzelte die Stirn und sah Amanda ernst, fast zornig an.
    »Hat dieser Dottor Mangini einen Verdacht?«
    »Die Gelegenheit, die Dosen zu entwenden, hätten wohl einige gehabt. Ich werde an der Sache dranbleiben.«
    Tanos Gesicht entspannte sich.
    »Nicht schlecht, unsere kleine Amanda. Endlich tut sich was. Kümmere du dich drum, sprich mit diesem Apotheker, das erscheint mir eine vielversprechende Spur. Ach, übrigens, unser Chefassistent Privitera – ja, unser Gerolamo ist Chefassistent geworden, wusstet ihr das noch nicht? – hat angerufen, er kommt eine Woche früher aus den Ferien wieder.«
    Nelly durchfuhr ein freudiger Schauer, sie brauchten Verstärkung, und Gerolamo war der Beste. Typisch für ihn, dass er in einem brütend heißen Juli auf eine Woche Entspannung mit Frau und Töchtern verzichtete, um ihnen zu Hilfe zu eilen. Sie lächelte Marco zu und suchte in seinem Blick eine Bestätigung ihrer Gefühle, doch Marco war grimmig verschlossen und ganz woanders.  Noch immer Luciana? Bei einem Job wie unserem kann einem das Privatleben ganz schön in die Quere kommen, und das mit unvorhersehbaren Folgen.  Nelly zwang sich, nicht an Mau und dessen Probleme zu denken. Sie drehte sich um und sah in Palmieris schillernde Augen, die sie anstarrten. Unergründlich. Der Mund des Kriminologen verzog sich zu einem charmanten, geradezu verführerischen Lächeln. Er beugte sich zu ihr

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