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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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letzte Tageslicht geschluckt, das letzte Mondviertel nahm unmerklich ab, die Kerzen malten flackernde Arabesken auf ihre Gesichter. Sie entspannten sich.
    Mit vollem Mund berichteten Mau und Monica von den Aufregungen der Prüfung, den Ängsten, den miesen Tricks der Lehrer, dem finalen Triumph. Ein wahres Epos mit den Guten, den Bösen, der entscheidenden Schlacht und dem Sieg unserer Helden. Sie waren noch immer völlig aufgekratzt, übertönten einander, redeten gleichzeitig. Nelly genoss den Moment mit fast schmerzlicher Freude und ließ Vergangenheit und Zukunft hartnäckig außen vor. Die Sachertorte wurde mit Jubel empfangen, das Eisfach hatte den Prosecco einigermaßen kalt gekriegt, der bis zum letzten Tropfen geleert wurde. Beide Flaschen.
    Dann machte sich plötzlich ein unnatürliches, beklemmendes Schweigen breit. Nelly versuchte, davon abzulenken, und erzählte von den Ermittlungen, doch es war klar, dass den beiden die Ermittlungen momentan herzlich egal waren. Sie sah ein, dass ihre Versuche zwecklos waren, und ergab sich dem Unausweichlichen. Sie hielt den Mund und wartete. Mau zerknüllte die Papierserviette, Moni knetete ihre Hände. Schließlich brachte sie das Thema zur Sprache, das in der Luft hing.
    »Nelly, du weißt doch, dass ich ein Kind erwarte? Dass ich schwanger bin?«
    »Ja, Mau hat’s mir gesagt.«
    »Ich ... wir haben darüber geredet, auch heute in Lavagna, nach der Prüfung, aber ... Na ja, ich bin diejenige, die es zur Welt bringen muss, mich trifft’s am härtesten, ob ich nun abtreibe oder nicht, ich stecke in der Klemme, echt in der Klemme. Ich wünschte, ich wäre nie geboren.« Ihre grünen Augen füllten sich mit Tränen.
    »Was redest du da für’n Scheiß, Liebste, sag doch nicht so was, du bist nicht allein, ich bin bei dir, ich tue alles, um ...« Mau wollte sie umarmen, doch sie stieß ihn brüsk zurück.
    »Leck mich, Mau, was tust du denn schon? Machen sie’s etwa dir weg, wenn ich es nicht will, kriegst du es etwa, wenn wir’s behalten? In unserem Alter? Früher oder später wirst du mich hassen,  addio  Mailand und Super-Designhochschule, wie soll das gehen? Und ich will an der Mailänder Akademie Bühnenbildnerin lernen, kannst du mir sagen, wie das mit ’nem Kind gehen soll?«
    Moni brach in verzweifeltes Schluchzen aus. Mau sah sie hilflos an und fühlte sich wie der letzte Dreck, als hätte er diese Situation als Einziger und voll und ganz zu verantworten. Nelly wartete, bis sich das Mädchen ein wenig beruhigt hatte. Sie hoffte die richtigen Worte zu finden.
    »Ich verstehe dich, Monica, ich verstehe, dass du Panik kriegst, das Gefühl hast, in der Klemme zu stecken, in einer Sackgasse. Selbst wenn die Umstände und der Zeitpunkt perfekt wären, würde es dir womöglich genauso gehen. Das ist total normal, wenn man schwanger ist.«
    Monika sag sie zweifelnd an.
    »Aber sicher doch, unser Körper schlägt uns ein Schnippchen, er agiert gegen uns oder zumindest ohne unsere Zustimmung, er setzt sich über unseren Willen hinweg. Wir verwandeln uns von Subjekten in Objekte, so zumindest kommt es uns vor.«
    »Aber ich bin sicher, dass ich unter anderen Umständen superfroh wäre, ein Kind zu bekommen. Bei all den Geschwistern, die ich habe ... Und außerdem habe ich kleine Kinder immer gemocht.«
    Wieder Tränen. Nelly fühlte sich überflüssig und ohnmächtig. Sie konnte den Kindern, die sie so sehr liebte, nicht helfen. Wieder versuchte Mau zaghaft, Moni den Arm um die Schultern zu legen, doch sie schüttelte ihn ab. Nelly tat ihr Sohn leid, er war ja selbst kaum mehr als ein großes Kind. Es war noch nicht allzu lange her, dass er auf der Terrasse mit Dinosauriern gespielt hatte.  Hör auf, sentimentale Kuh.
    »Tja, jetzt ist es nun mal so, wie es ist.« Ihr Ton war ruhig und fest. »Wenn du dich entscheidest, abzutreiben, macht man einen Beratungstermin, und dann nimmt die Sache ihren Lauf, es sei denn, du änderst deine Meinung.«
    Moni hörte sofort auf zu weinen und blickte sie erwartungsvoll an.
    »Doch was gemacht ist, ist gemacht, will sagen, solltest du es dann bereuen, ist es zu spät. Das könnte ein ziemlich harter Schlag für dich sein. Vorher weiß man es nie, keiner weiß, wie er darauf reagiert. Wenn ihr hingegen beschließt, es zu behalten, diesmal im Plural: Was dann?«
    Nelly hatte die Aufmerksamkeit ihres Publikums errungen. Die beiden hörten ihr reglos und konzentriert zu.
    »Du, Mau, könntest auch in Genua Design studieren, du

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