Das boese Blut der Donna Luna
bist gut, und ich glaube nicht, dass das Probleme gäbe. Später kannst du deinen Master noch immer irgendwo anders machen, wenn du willst. Und du, Moni, gehst hier auf die Akademie, hier hast du mehr Unterstützung, nicht so sehr durch mich, weil ich arbeiten muss, aber durch deine Familie ...« Moni schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, aber Nelly hob die Hand.
»Und außerdem kostet das Leben hier weniger. Mailand ist höllisch teuer, die Designschule ist privat. Ist es das wert? Wer gut ist, kann meiner Meinung nach auch hier sein Rüstzeug erwerben. Mau hat ein ganz passables Monatsgeld, vor seinem Tod hat sein Vater für ihn eine Versicherung abgeschlossen, und bis zum Ende des Studiums ist er gut versorgt. Ich könnte auch ein bisschen beisteuern, und du, Moni, wie sieht es finanziell bei dir aus?«
»Meine Großmutter mütterlicherseits hat mir eine Wohnung mit sieben Zimmern in Carmine vererbt. Sie ist vermietet, doch wenn ich sie brauche, würden die bestimmt ausziehen. Der Vertrag ist begrenzt, und sie ist möbliert. Mein Vater würde mir sicher Geld geben. Der ist natürlich gegen Abtreibung, so katholisch, wie er ist. Auf meine Mutter kann ich nicht zählen. Nach dieser Geschichte, du weißt schon, sind meine Eltern getrennt, und sie hat schwere psychische Probleme. Sie geht dauernd zur Therapie oder verkriecht sich bei den Nonnen.«
Wie immer, wenn sie von ihrer Mutter sprach, wurden ihre Augen feucht. Nelly wusste, dass dies für die Freundin ihres Sohnes ein wunder Punkt war. Sie ging nicht weiter darauf ein.
»Also, das Wohnproblem wäre geregelt, das Geld sollte reichen, ihr studiert, und du nimmst dir ein paar Stunden täglich einen Babysitter. Derweil geht das Leben weiter, und der oder die Kleine wird größer, kommt in den Kindergarten, dann in die Schule, und ihr findet eine Arbeit und lebt euer Leben wie zahllose andere auch. Wie alle, die sich lieben und sich zusammentun. Amen.«
Wieder folgte Stille. Jeder dachte nach. Das von Nelly entworfene Szenario war greifbar, machbar. Man verzichtete auf etwas und brachte dafür etwas anderes auf den Weg. Ein konkretes Projekt. Oder man ging zurück auf Los, und das Leben war wieder ein unbeschriebenes Blatt. Oder fast.
»So oder so, es ist keine Tragödie, Monica, hast du verstanden? So oder so brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Jeder tut das, wonach er sich fühlt und was er kann. Niemand kann dir etwas Derartiges aufbürden, wenn du noch nicht bereit dazu bist. Und niemand«, sie machte eine Pause und blickte ihrem Sohn in die Augen, der verlegen auf seinem Stuhl herumrutschte, »wird es tun. Also, keine Bange, egal, wie die Entscheidung ausfällt. Im Moment stehen alle Wege offen. Du musst nur gründlich darüber nachdenken.«
»Du hast gut reden. Ich bin schließlich diejenige, die ...«, hob Moni mit weinerlicher Stimme an und begann wieder zu schluchzen.
»Du hast recht, ich bin nicht diejenige, die. Aber ich bin auch nicht diejenige, die nicht aufgepasst hat. Ich weiß, dass es dazu zwei braucht, doch in dieser Hinsicht sind wir Frauen nun mal von Natur aus benachteiligt. Aber auch bevorteilt. Ein Kind zu bekommen ist großartig. Schau dir diesen kleinen Scheißer an.« Sie streichelte Mau zärtlich die Wange, der lächelte. »Ich habe es nie bereut, ihn in die Welt gesetzt zu haben. Und du scheinst auch nicht ganz unglücklich darüber zu sein, dass es ihn gibt, oder?«
Moni verzog das Gesicht zu einer Art Lächeln. Nelly fühlte sich mit einem Mal sehr erschöpft. Die Anspannung, die sie durch den langen Tag getragen hatte, war plötzlich einer überwältigenden Müdigkeit gewichen. Sie sagte den Kindern gute Nacht und zog sich in ihr Zimmer zurück. Es war nach Mitternacht. Das Display ihres Handys, das auf dem Nachttisch lag, leuchtete auf. Sie drückte auf eine Taste und las: »Bist du noch wach?« Es war Tano. »Nein«, schrieb sie zurück, streckte sich auf dem Bett aus und fiel mit einem Gefühl grimmiger Befriedigung in den Schlaf.
XII
Pünktlich um neun treffen sich das Ermittlungsteam und Palmieri im Büro des Polizeivizes. Diesmal hat Nelly die Uniform angelegt, für die sie zwar nicht sonderlich viel übrig hat, die ihr aber sehr gut steht. Amanda macht sich ihr schlankes, zierliches Figürchen zunutze und hat sich ebenfalls in die Uniform geworfen. Die Männer sind allesamt geschniegelt, soweit die gnadenlose Hitze es zulässt. Im Präsidium herrscht Siegesstimmung, die allgemeine Befriedigung ist fast
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