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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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schwammen vierzehn Männer hinüber. Und Taylor erließ eine neue Order: Jeder, den man beim Hinüberschwimmen zur anderen Seite erwischte, würde aufgefordert umzukehren, und wenn er das nicht tat, würde er erschossen. Als einer von Taylors Stabsoffizieren darauf hinwies, dass Fahnenflucht in Friedenszeiten kein Kapitalverbrechen sei, entgegnete Taylor grob: »Aber meinen Befehlen nicht zu gehorchen verdammt noch mal schon.«
    Am folgenden Tag gaben vier Männer vor, sich im Flachen zu waschen, und schwammen dann plötzlich schnell auf das andere Ufer zu, ohne auf die Rufe der amerikanischen Wachen zu achten, die sie zur Umkehr aufforderten. In voller Sicht des Lagers und der Mexikaner, die ihnen vom anderen Ufer aus zusahen, eröffneten die Wachen das Feuer, und zwei der Schwimmenden zuckten und ruderten, und hellrote Wolken breiteten sich in dem braunen Wasser um sie herum aus und sie tauchten unter. Die anderen beiden schafften es hinüber und wurden eilig von den mexikanischen Wachen fortgebracht.
    3 Eine Woche nach dem Schauspiel am Fluss führte der Wachsergeant John und Riley zum Zelt des Schmiedes neben der Hauptkoppel, wo sie von Kugel und Kette befreit wurden. Als sie aus dem Zelt kamen, schlug Riley die Hacken zusammen und John lachte.
    An jenem Abend wurden Dutzende Kopien eines mexikanischen Handzettels irgendwie an den Wachen vorbeigeschmuggelt und zirkulierten bald im ganzen Lager. Sie trugen die Unterschrift von Pedro Ampudia, dem kommandierenden General der mexikanischen Armee des Nordens:
    Wisset: Dass die Regierung der Vereinigten Staaten wiederholt barbarische Akte gegen die großherzige mexikanische Nation begeht; dass die Regierung, die unter der »Fahne der Sterne« existiert, der Bezeichnung christlich unwürdig ist. Erinnert euch jetzt, ihr Männer, die ihr in Großbritannien geboren seid: Dass die amerikanische Regierung mit Kälte auf die mächtige Fahne von St. George blickt und das kriegsliebende Volk, dem sie angehört, zu einem Bruch provoziert; Präsident Polk bekundet kühn den Wunsch, von Oregon Besitz zu ergreifen, wie er es bereits mit Texas getan hat. Schließt euch mit allem Vertrauen den mexikanischen Reihen an, und ich garantiere euch, auf meine Ehre, gute Behandlung und dass alle eure Unkosten getragen werden bis zu eurer Ankunft in der schönen Hauptstadt von Mexiko. Diese Worte der Freundschaft und Ehre biete ich in christlicher Brüderlichkeit nicht nur den guten Männern von Großbritannien, sondern auch allen Männern der katholischen Bruderschaft, die gegenwärtig in der Armee der Vereinigten Staaten versklavt sind, egal, woher ihr stammt, und dränge euch alle, euch von den Yankees zu trennen
.
    »Was hältst du davon, John?« fragte Lucas, der den Handzettel über einer von Rileys Schultern mitlas, während John über die andere spähte.
    »Der Mann will, dass die Brits diese Armee verlassen und in seine eintreten«, sagte John.
    »Das weiß ich auch«, sagte Lucas. »Glaubst du, er meint auch Amerikaner?«
    »Steht nicht da, dass er ’nen Yankee abweisen würde«, sagte Riley. »Er ist aber schrecklich zurückhaltend, wenn’s darum geht zu sagen, wie viel er einem Mann fürs Überlaufen bezahlen will, findet ihr nicht?« Sie sahen sich alle drei an, aber keiner erwähnte es danach noch einmal.
    Überall im Lager machten sich Soldaten über den Handzettel lustig, gaben vor, sich damit abzuwischen, oder hielten Zündhölzer daran, oder wiesen aufeinander und riefen: »Katholischer Sklave! Katholischer Sklave!« Aber einige unter den Iren lachten nicht, genau wie einige der Deutschen. Sie sahen sich an und blickten immer wieder über den Fluss. Und jeder Blick auf die andere Seite war länger als der vorhergehende.
    In jener Nacht träumte John, er würde durch einen weiten Sumpf rennen, und jedes Mal, wenn er sich umblickte, sah er Daddyjack mit einem Spürhund an der Leine hinter ihm herrennen und immer näher kommen. Und dann war es nicht mehr ein Hund am Ende der Leine, sondern Maggie, vollkommen nackt. Sie bewegte sich auf allen vieren so geschmeidig wie ein Jagdhund, ihr Gesicht dicht überm Boden und hart auf seiner Fährte. So führte sie Daddyjack in einem Zickzack-Kurs, doch immer auf John zu, immer weiter verkürzte sie den Abstand, obwohl John schnell rannte und keuchte und das Gefühl hatte, als würde ihm das Herz in der Brust bersten. Jetzt hatte Daddyjack ihn eingeholt und schrie: »Gleiches Blut, das findet sich immer! Immer!«, und Maggie ging jetzt

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