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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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eingebrannte Buchstaben oder Nummern im Gesicht oder auf den Händen oder den Innenseiten ihrer Unterarme. Jeder war bewaffnet mit Bowies, so groß wie Macheten, und Hautmessern und Colt-Five-Shooters, und es gab Gewehre verschiedenster Bauart, vom Hawken Gun zum Kentucky, von Jaeger-Gewehren zu doppelläufigen und großkalibrigen Musketen, die mit Schrot, Messingstücken oder einer Handvoll Silber-Dimes geladen waren. Zur Bande gehörten außerdem fünf Fährtenleser vom Stamm der Shawnee, ihr Häuptling hieß Sly Buck, der Große, der den Stallburschen mit der Heugabel aufgespießt hatte.
    Dieser Indianer beriet sich jetzt mit Hobbes und seinem Gefolge, einem hageren Mann mit dünnem blondem Bart namens John Allen und einem weißbärtigen, rundlichen Mann unbestimmten Alters namens Foreman, der sich schwarz kleidete und irgendwann dem Jesuitenorden angehört haben soll und von allen Padre genannt wurde. Als die Besprechung beendet war, stiegen die Shawnee auf ihre Pferde und brachen Richtung Westen auf.
    Jeder aus der Bande würde schon für sich genommen auf den Straßen jeder Stadt argwöhnische Blicke auf sich ziehen. Man würde ihn als Vagabund und Paria betrachten, als moralischen Affront und körperliche Gefahr für die geordnete Gesellschaft, von der Sorte, der man mit einer gut bewaffneten und zahlenstarken Streitmacht kurzen Prozess macht. Mit vielen von ihnen war auch so verfahren worden. Auf den Kopf von beinahe jedem von ihnen war eine Belohnung ausgesetzt. Doch zusammengeschlossen waren sie mehr als eine bloße Maschine der Gesetzlosigkeit. Sie waren eine gewalttätige Instanz, so alt wie Menschenblut, eine Macht, so einschneidend und schrecklich und jenseits verstandesmäßigen Begreifens wie der Tod selbst, so elementar wie Feuer oder Erdbeben oder heulender Wind.
    2 Einige waren neugierig auf diesen neuen und jüngsten ihrer Kameraden, der sich Edward Boggs nannte. Eines Abends beim Lager spuckte Huddlestone ins Feuer und lehnte sich an seinen Sattel, und sein einsames Auge glänzte im Feuerschein. Er grinste Edward an und sagte: »Der alte Bill sagt, du hast schon mal Wilde gejagt?«
    Edward zuckte die Achseln und spuckte aus.
    Geech lachte. Er war dünn wie ein Gerippe, und sein Gesicht war rötlich roh mit offenen Geschwüren. »Richtig so, mein Junge. Sag weder Ja noch Nein, dann lügst du auch nicht, stimmt’s? Bist mir ja ein ganz Gerissener.«
    »Apachen«, sagte Jaggers und zwinkerte Edward übers Feuer zu. »Sind die Spezialität vom Jungen. Los tigres del desierto, wie die Mexies sie nennen. Bestes Jagen, das es gibt.«
    »Wenn das Tiger sind, wie nennst du dann die Komantschen?« sagte Geech. »Schätze, das sind dann die Löwen.«
    »Egal«, sagte Huddlestone, entzündete seine Pfeife und stieß Qualm aus. »Zu dieser Jahreszeit sehen wir hier unten wohl kaum Komantschen. Erst nach dem Erntemond, wenn die Wasserlöcher voll sind.«
    »Kannst auch hoffen, dass wir keine verdammten Komantschen sehen«, sagte Tom Finn. »Einige von uns ha’m die Dreckskerle schon mal bei der Ernte erlebt.« Noch bevor sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten, hatte er bereits angefangen, Mescal zu trinken, und der Kreosotgeruch des Schnapses stach unter seinen anderen Ausdünstungen hervor. Edward hatte von den anderen erfahren, dass Finn und Huddlestone Freunde gewesen waren, doch in den letzten Wochen waren sie einander feindselig geworden, und niemand wusste, worum es dabei ging.
    »Kopfgeld ist doch dasselbe, ob die Haare von dem einen Wilden sind oder von dem andern«, sagte Huddlestone. »Is mir ganz gleich. Ich jage alle.«
    »Das Geld ist vielleicht dasselbe, aber es ist verdammt noch mal schwerer, Komantschenhaar zu kriegen als das von Apachen«, beharrte Finn. »Einige von uns wissen, von was sie reden.«
    Huddlestones Augen verengten sich. Er beugte sich von seinem Sattel vor und sagte: »Ich weiß also nicht, von was ich rede?«
    Finn starrte ihn an.
    »Lohnt sich nicht, drüber zu streiten, wo da der Unterschied is zwischen diesen heidnischen Hurensöhnen«, warf Jaggers schnell ein. »Die ein’ sind so schlimm wie die andern. Es gibt ein’ Spruch hier: Aus dem wird ein guter Mann, wenn die Apachen ihn nicht vorher auf ein’ Kaktus stecken.«
    »Das is ja wohl kaum das Schlimmste, was diese roten Nigger tun«, sagte Geech.
    »Die von uns, die wissen, von was sie reden, jagen den ganzen Tag lang Apachen«, sagte Finn, immer noch den Blick auf Huddlestone gerichtet. »Aber bringt uns bloß

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