Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
Vom Netzwerk:
Nachricht mit, dass Jaggers sich im Gefängnis von West Laredo befand.
    »Der Captain tötet nicht gerne Sheriffs, wenn’s nicht unbedingt sein muss, nicht mal mexikanische«, sagte Huddlestone zu Edward und drehte sich dann mit einem Grinsen zu Finn. »Was man nicht von jedem in dieser Truppe behaupten kann.« Huddlestone war vierschrötig und hatte nur noch ein Auge. Von einer Stelle über seiner Augenbraue schlängelte sich eine hellrote Narbe unter seiner Augenklappe hindurch bis halb auf seine Wange.
    Finn spuckte ins Feuer und ignorierte ihn. Er war ein kleiner, stämmiger Mann, dem das linke Ohr fehlte und beide kleinen Finger. Seine Haare standen unter seinem Hut ab, und sein Bart war ein schmieriges Dickicht, in dem sich Parasiten tummelten. Edward erfuhr, dass Finn ein Flüchtling von den Kentucky Hills war, der seine Frau wegen Untreue verbrannt hatte. Den Mann, der ihm die Hörner aufgesetzt hatte, soll er geköpft haben.
    »Ein’ Sheriff töten bringt kein Geld«, sagte Huddlestone, »und man kann Ärger kriegen, auf den ein Geschäftsmann gut verzichten kann. Und das isser nämlich, der Captain, ein Geschäftsmann, verstehst du.«
    Finn schnaubte. »Das ist ein Leichenbestatter genauso, ein verdammter Geschäftsmann. Aber ich kenn kein’ Leichenbestatter, auf dessen Kopf 500 Dollar ausgesetzt sind.«
    Jetzt war es an Huddlestone, Finn zu ignorieren. »Aber er hat nicht vorgehabt, den alten Bill in diesem Cárcel sitzen zu lassen, unser Captain. Ein Mann, der mit James Kirkson Hobbes reitet, wird nicht zurückgelassen. Aber wie gesagt, ein’ Sheriff töten, das vermeidet er, wenn er kann. Als wir am Rand von West Laredo waren, etwa eine Stunde oder so vor der Morgendämmerung, ist der Captain allein reingegangen, um mit dem Alcalde zu reden und zu versuchen, Bill aus dem Knast freizukaufen. Hat nicht lang gedauert, bis er wieder da war, weil der Alcalde nicht allzu erfreut war, so früh geweckt zu werden. Wollte nicht mal runterkommen, um mit ihm zu reden. Hat ihm von ’nem Diener ausrichten lassen, dass er
vielleicht
später am Nachmittag Zeit für ihn hat. Teufel noch mal, der Captain hatte keine Zeit zu vergeuden, um auf irgendeinen mexikanischen Großkotz zu warten, der
vielleicht
mit ihm redet. Also sind wir alle in die Stadt reingeritten zum Haus vom Alcalde, und der Captain hat wieder gerufen, und der Alcalde kommt raus und sieht ganz aus wie Señor Mucho Mighty. Der Captain sagt, er will Bill Jaggers jetzt auf der Stelle aus dem Juzgado haben, weil wir verflucht noch mal noch was andres zu tun haben. Aber mit manchen Leuten kann man einfach nicht vernünftig reden. Der Alcalde hat dann richtig laut auf Mexikanisch auf den Captain eingeredet, und der Captain hat sich das ’ne halbe Minute angehört. Dann hat er ihm in den Mund geschossen und die Zähne zum Hinterkopf rausgeblasen. Keine zehn Minuten später warst du schon mit uns unterwegs aus der Stadt raus. Kannst von Glück reden, dass der Alcalde sich geweigert hat, Bill an den Captain rauszugeben, sonst wärst du höchstwahrscheinlich immer noch da drin.«
    Edward blickte hinüber zum Captain, der mit einem mexikanischen Sarape um die Schulter gegen den kühlen Wind abseits von der Bande saß, abseits von den Spötteleien und den Lagerfeuern, und seine Pfeife rauchend auf die grenzenlose Dunkelheit im Westen hinausblickte.
    Sie waren eine Bande, die noch primitiver aussah als ihre Pferde, und alle hatten Augen, die nie auch nur für einen Moment ein Lebewesen mit Mitleid oder Erbarmen betrachtet hatten. Sie trugen grobe Kleidung und Tierhäute, manche davon nicht vollständig gegerbt, und ihre Hüte waren von unterschiedlichster Machart und mit Raubvogelfedern oder Schlangenhäuten geschmückt. Sie hatten Gürtel aus Menschenhaut und Ketten, an denen Goldzähne, Abzugfinger und Ohren baumelten, verschrumpelt und schwarz 281 wie aneinandergereihte Trockenfrüchte. Derjenige, der Finn hieß, trug an seinem Gürtel einen Tabakbeutel, der von der Brust einer Squaw gegerbt war, die Haut von derselben braunen Farbe wie ihr Inhalt, und auf der Unterseite war noch die schwarze Brustwarze zu sehen. Einigen war selbst ein Ohr abgeschnitten worden, oder beide, und manchen fehlten Finger oder ein Auge. Unter solchen Verstümmelungen fand Edwards zerschnittenes Ohr wenig Beachtung. In dieser Bande gab es Tätowierungen und Narben jeder Form und Größe, primitive Nähte, die unter üblen Umständen zustande gekommen waren. Manche Männer trugen

Weitere Kostenlose Bücher