Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
wo Sly Buck seine anderen Shawnee postiert hatte, brachte die Indianerpferde kreischend zu Fall. Einige Reiter rollten ab, kamen auf die Beine und begannen zu rennen, aber auch sie wurden niedergeschossen.
Und dann war es vorbei, und kein einziger Wilder war entkommen. Die Bande stieg durch den Dunst des Schwarzpulvers, der dicht in der Luft hing, zum Boden der Lichtung hinab und begann mit dem Skalpieren. Edward sah zu, wie Jaggers einen Apachen auf den Bauch rollte, sich neben ihn hockte und seine Messerklinge kräftig um den Schädel herumführte. Dann setzte er dem Toten einen Fuß ins Genick, wickelte sich einen Büschel Haare um die Hand und riss mit einem scharfen Ruck die Kopfhaut vom Schädel, mit einem Geräusch, wie wenn ein gestiefelter Fuß aus tiefem Schlamm gezogen wird. Er hob den Skalp, lang und triefend, hoch, sodass Edward ihn sehen konnte. Das gleiche Geräusch ertönte überall um sie herum. Indianer lagen da, ihre Schädel roh und blutig im roten Licht der Morgensonne, die bis zum Felsrand aufgestiegen war.
»Hier braucht noch einer ’ne neue Frisur, mein Junge.« Es war John Allen, der da neben ihm stand und auf einen Apachen dicht neben ihm wies. Edward machte sich ans Werk und führte es so mühelos aus, als hätte er es schon jahrelang getan. Als sich die Kopfhaut von dem Knochen losriss, fuhr ihm ein Zittern durch den Leib und bescherte ihm ein Gefühl, wie er es noch nie erlebt hatte. Er hielt die Beute hoch in die Luft, spürte, wie das Blut seinen Arm herunter und unter seinen Hemdsärmel rann, und sah Padre Foreman, der ihn breit angrinste, und jetzt erhoben die der Hölle Geweihten ihr jubelndes Geheul, und er stimmte mit seinem Schlachtruf mit ein.
5 Sie fanden die Tiere unbeaufsichtigt in der Schlucht. Patterson war verschwunden. Seine Spur führte zu einer Reihe blauer Berge Richtung Norden, und er hatte zwei Pferde aus der Caballada mitgenommen. Hobbes schickte Chato und einen der Shawnee hinter ihm her und Sly Buck und die übrigen Kundschafter in westliche Richtung, um dort nach Zeichen weiterer Apachen zu suchen. Dann setzte sich die Gesellschaft wieder in Bewegung und führte das von den Apachen gestohlene Vieh mit ihren eigenen Pferden hinter sich her. Keine der gefangenen Mexikanerinnen hatte das Gefecht überlebt, also wurden auch sie skalpiert und zusammen mit den anderen Toten den Aasfressern in Fuente de Dios überlassen. Der Einzige, der eine Verletzung erlitten hatte, war Castro der Spanier, der Mestizen ebenso leidenschaftlich hasste wie Indianer. Viele der Indios besäßen zumindest Mut, erklärte er oft, doch die Mestizen seien feige Bastardhunde, mit den schlimmsten Zügen beider Rassen, und hatten nichts von dem Bewunderungswürdigen der einen oder der anderen. Er war beim Abstieg vom Tafelfelsen ausgerutscht und hatte sich den linken Arm gebrochen. Doc Devlin hatte ihn geschient und verbunden, und der Spanier hatte viel Aufhebens darum gemacht, wie gut er mit seiner gesunden rechten Hand noch die Pistole wirbeln konnte, sollte Hobbes vielleicht denken, er sei nicht mehr in der Lage, seinen Teil der Last zu tragen.
Ein Shawnee-Späher kehrte gegen Mittag mit der Meldung zurück, dass sie zehn Meilen vor ihnen Wilde gesichtet hatten. Hobbes beauftragte den Spanier und den Shawnee, das Vieh zu führen, und die Gesellschaft preschte los und holte am Abend Sly Buck und die anderen Kundschafter ein. Die Encantadas zeichneten sich als harter roter Felsenzug zu ihrer Rechten ab. Am fernen Horizont waren zwischen ein paar kurzen, niedrigen Ketten die gespenstischen Formen der Chisos zu sehen, die auf der anderen Seite des Rio Bravo del Norte standen, wo er eine weite Krümmung nach Süden machte. Die Apachen hatten ein Lager am Fuß der nächsten Berge aufgeschlagen. Die Shawnee meinten, es seien die übrigen Angehörigen der Plünderer. Sie sagten Hobbes, es seien hauptsächlich Frauen und Kinder, doch einige wenige Krieger seien auch dabei, die sie bewachten.
»Leichtes Spiel«, meinte John Allen.
Sie griffen bei Tagesanbruch von Osten aus an. Wie von der höllenroten Sonne entfesselte Dämonen galoppierten sie durch das Herz des Lagers und schossen jeden Mann in Sicht nieder, und dann machten sie kehrt und ritten wieder durch, und diesmal schossen sie alles nieder, was noch stand, und setzten die verstreuten Hütten aus Stangen und Häuten in Brand. Und dann stiegen sie ab und erschossen alles, was noch atmete. Ein sterbender Krieger erhob sich auf die Knie und
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