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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Zähmen gewesen waren. Die Skalpierer hatten große Mühe, ihre erregt wiehernden Tiere zu bezwingen, die versuchten, mit aller Macht loszubrechen, um sich ihren vorbeidonnernden Artgenossen anzuschließen. Sie verloren ohnehin vier der Caballada an die Mesteños.
    Zwei Tage später entdeckten sie eine kleine dunkle Form in der Unendlichkeit vor ihnen, und allmählich kamen sie nahe genug, um zu erkennen, dass es ein einsamer und skelettartiger Mesquite-Baum war, an dessen kahlen, dornigen Ästen etwas hing, das sie beim Näherkommen als die Überreste eines Menschen erkannten. Es war Patterson, der mit dem Kopf nach unten im Baum aufgehängt war. Man hatte ihm die Augenlider abgetrennt, die Geschlechtsteile abgeschnitten und in den Mund gestopft, hatte ihn skalpiert und vollständig gehäutet. Durch die rohen Streifen seines von der Sonne gerösteten Fleisches waren seine blassen Rippen und sein Hüftknochen sichtbar. Seine Augen sahen aus wie hart gekochte Eier. Der Boden unter ihm war schwarz mit seinem Blut.
    Edward hatte Hunderte von Geschichten darüber gehört, was Männer einander im Krieg antaten. Was die Creeks den Weißen bei Mims angetan hatten und was Jackson den Creeks am Horseshoe Bend angetan hatte, und was die Mexikaner den Texanern bei Alamo und Houstons Armee den gefallenen Soldaten Santa Annas bei San Jacinto. Er dachte, er hätte schon alle vorstellbaren Beispiele menschlicher Grausamkeit gesehen und kenne ihren ungeheuren Einfallsreichtum nur allzu gut. Aber das, was er hier sah, war ihm noch nicht begegnet. Grauen vor dem Ding dort in dem Baum erfüllte ihn ebenso wie Bewunderung für die Reinheit seiner Entsetzlichkeit. Und er spürte jetzt die Gewissheit, dass es dieser verfluchte Teil der Welt war, wo seinesgleichen und seine Kameraden in dieser Bande der Verdammten wahrhaftig hingehörten – hier, wo Blut sowohl das allgemeine Handelsmittel als auch das verehrte Werkzeug der Kunst war.
    Finn stieg ab, trat zu näherer Prüfung heran und machte dann einen schnellen Schritt zurück und sagte: »Gottverdammt, es lebt!«
    Als wollte es ihm recht geben, stieß das Ding an dem Baum durch die Genitalien in seinem Mund ein schwaches, flatterndes Stöhnen aus. Die Pferde tänzelten und warfen ihre Köpfe mit weiß verdrehten Augen hoch, spürten vielleicht ihre Reiter erzittern. Hobbes zog seine Pistole und legte an und feuerte in den Kopf des elenden Geschöpfes, und erst dann entspannten sich die Muskeln, und der Körper sackte tot herab.
    Sie beruhigten ihre Pferde. Hobbes steckte seinen Colt in den Gurt zurück, und sein Pferd wirbelte in einem schnellen engen Kreis herum, bevor er es zügelte. Er wies auf das Ding am Baum und rief: »Seht ihn euch an! Seht den, der diese Gesellschaft verlässt!« Er sah aus und klang wie ein irrer Prophet des Alten Testaments, der genau gewusst hatte, welches Schicksal diesen elenden Abtrünnigen in der Wildnis erwartete.
    »Seht ihr den hier, der das Vertrauen seiner Kameraden gebrochen hat? Seht ihr ihn?«
    Und er gab seinem Pferd die Sporen und preschte voran, und sie eilten ihm hinterher in die noch tiefere Wildnis hinein.
    7 Pattersons Treulosigkeit hatte James Kirkson Hobbes derart erzürnt, dass er die Gesellschaft auf die nächstbeste Gruppe Indianer hetzte, der sie begegneten, und er sagte, der Teufel solle sie holen, als Doc Devlin bemerkte, dass sie nicht mit den Apachen verwandt seien, sondern einem Volk angehörten, das keinem Menschen Böses wollte. »Haare, Jungs!« rief er, als er seinen Colt zog und den Arm hob zum Signal, dass sie die glücklosen Indianer angreifen sollten. »Nehmt sie alle!« Und so geschah es in weniger als zehn Minuten.
    Sie ritten weiter mit neunzehn neuen Skalps, frisch gesalzen und an ihre Maultiere gehängt, und der harte Geruch des Todes heftete sich an sie. Wölfe folgten ihnen am helllichten Tage und liefen manchmal an ihren Flanken entlang, und ein paar Männer schossen auf sie, trafen aber nie auch nur einen. Die Nächte waren zerrissen von ihrem Geheul.
    Jetzt wandte sich die Gesellschaft nach Norden und erreichte mit der Zeit eine Kette namenloser Berge. Sie stiegen die Serpentinenpfade durch das Gestrüpp hinauf, und vom Felsenrand kundschafteten sie die Bolsóns unter ihnen aus, die in der aufsteigenden Hitze flimmerten. Während der nächsten Wochen sahen sie nur zwei nächtliche Lagerfeuer, und eines erwies sich als das einer großen Banditentruppe, die ihnen am nächsten Tag auf der Playa weiträumig aus

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