Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
sich, und dann kam der Regen in böigen Strömen nieder. Sie hatten Angst, der schmale Pfad könnte unter ihnen wegspülen, aber er hielt, und am Nachmittag kam wieder die Sonne hervor, und Dampf stieg von ihren Pferden auf. Sie erreichten einen Felsenrand und spähten am Horizont in jede Richtung aus, sahen aber keine Anzeichen der Apachen. Sie brauchten zwei Tage, bis sie die Tunas durchquert hatten, und den größten Teil des Weges regnete es auf sie hinab.
Wochenlang danach fanden sie keinerlei Anzeichen von Beute. Sie dachten, dass sich die Kunde ihrer Mission verbreitet haben musste und die Indianer wachsamer waren und sich besser versteckt hielten. Sie ritten bis tief in die Nacht und machten Feuer an einer Stelle und kampierten ohne Feuer ein paar Meilen entfernt, um zu versuchen, die Wilden zu locken, doch es ließen sich keine Indianer blicken. Sie durchstreiften das Gebiet in weiten, suchenden Schleifen, und die Shawnee zogen los auf Spurensuche. Vergeblich. Sie überquerten riesige und sich ständig verschiebende Gipsdünen, so fein wie Gesichtspuder, die die Ponys und Maultiere hörbar nach Atem ringen ließen. Der Wind blies den Sand wie Meeresgischt, doch sie fanden dort nur die gebleichten Gebeine von Mensch und Tier. Sie überquerten schimmernde Ebenen bar jeder Vegetation bis auf gelegentliche Meldengewächse und verkümmerte Kakteen. Sie ritten durch schmale Arroyos hinauf auf die Gipfel von Tafelbergen, suchten das Gelände in alle Himmelsrichtungen ab, stiegen dann wieder hinab und ritten hinaus in die kochende, rissige Ebene der Playas. Sie legten sich auf den Bauch, um zu sehen, ob sich am Horizont Männer abzeichneten, die sie töten konnten. Sie stiegen ab und saßen im Schutz ihrer Pferde einen Sandsturm durch, der eine ganze Nacht lang und den größten Teil des nächsten Tages wütete, saßen, als er schließlich vorbei war, bis zur Hüfte im Sand, und ihre Pferde sahen aus wie Geschöpfe aus Silikatkristallen. Einige Tiere erblindeten und wurden erschossen und geschlachtet und ihr Fleisch geräuchert.
Sie durchsuchten die Nacht nach flackernden Lagerfeuern, sahen aber keine, sondern nur das ferne Aufleuchten stummer Blitze, die ihren blauen Schimmer über das leere Land warfen. Und dann kam eine Nacht, in der sie den kaum wahrnehmbaren Widerschein von Feuern im Norden erspähten. Sie ritten drei Nächte hintereinander in diese Richtung, und in der dritten Nacht hatten sie sich ihrer Beute bis auf zwei Meilen genähert. Hobbes schlug ein feuerloses Lager auf und schickte die Shawnee vor. Kurz vor dem ersten Licht kamen sie mit der Nachricht zurück, dass es eine Bande von vierzig Apachen sei, die von einem Raubüberfall zurückgekehrt waren, mit vielen frischen Skalps und einer Herde mit über dreißig gestohlenen Pferden und Maultieren.
Sie schlugen in der Morgendämmerung mit ihrer üblichen Strategie zu, ein von John Allen angeführter Teil der Männer schloss den Gegner auf der einen Flanke ein, während der andere, angeführt von Hobbes, von der anderen Seite zumachte. Sie töteten die Hälfte der Apachen beim ersten Schlag und verfolgten die Übrigen den ganzen Tag lang, bevor sie sie schließlich in der Dämmerung bei einer niedrigen Felsengruppe einholten, dort die Nacht hindurch kämpften und sie beim ersten Licht des nächsten Tages überwältigten. Ihr einziger Verlust war einer der Shawnee. Laut war der Klagegesang, den seine vier Stammesgenossen bei seiner Bestattung in den Felsen anstimmten. Zusätzlich zu den zweiundvierzig Skalps, die sie selber nahmen, bekamen sie noch zweiundzwanzig hinzu, die ihre Gegner dabeigehabt hatten, sowie auch deren Pferde und Maultiere.
Auf ihrem Weg zurück in den Süden trafen sie auf eine Sippe von dreißig Indianern eines Stammes, den keiner von ihnen erkannte. Als der Jefe dieses Trupps seine bloße Hand zum Gruß hob, sagte John Allen: »Kommt mir wie eine feindselige Geste vor.«
Hobbes zog seine Pistole und schoss den Jefe durch den Hals, und die Gesellschaft fiel über sie her und schlachtete sie alle ab.
8 An einem heißen, leuchtenden Augustmorgen trotteten sie blutverkrustet und zum Himmel stinkend durch die Tore von Chihuahua, der reichsten Handelsmetropole des Südwestens. Einige Skalps hatten sie an Stangen gehängt und trugen diese vor sich her wie Regimentsbanner, als sie zum lautstarken Empfang, den ihnen die Stadt bereitete, hereinritten, zu Hochrufen und zugeworfenen Blumen und Küssen der Frauen und Mädchen, dem
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