Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
dem Weg ging. Die Shawnee berichteten, dass das andere Lagerfeuer von einer Einheit der mexikanischen Kavallerie stamme, die sich selten in diesen Teil des wilden Landes hinauswagte, und die Gesellschaft machte einen großen Bogen um sie und ritt die Nacht durch, um bis zum Tagesanbruch genügend Entfernung zwischen sich und den Armeetrupp zu bringen.
In Barrenitos ruhten sie sich einen Abend lang aus und ließen in der roten Morgendämmerung zwei entstellte Einheimische und einen Toten zurück, die Himmler und Huddlestone in einer Angelegenheit zur Rede gestellt hatten, bei der es um die Ehre einiger Frauen des Dorfes ging. In San Pedro, wo sie geradezu als Beschützer vor den eingeborenen Dämonen begrüßt wurden, sah sich Castro genötigt, einen Bürger zu töten, der bewaffneten Widerstand gegen die Koketterien eines Spaniers mit seiner Tochter geleistet hatte. Sie durchquerten den Rio Conchos in einem kurzen harten Regen, der in seinem dämpfigen Gefolge die Gerüche von heißem Sand und Kreosot aufsteigen ließ. Erreichten dann die Sierra de la Tasajera und stiegen hinauf in Wälder von Zwergeichen, Kiefern und Manzanita. Sie kundschafteten die Kämme aus und die Ebenen unter ihnen, machten den Abstieg auf serpentinenreichen Pfaden, erreichten im Gänsemarsch die Ebene und ritten weiter. Tagelang sahen sie keinerlei Anzeichen von Leben bis auf ein paar zähe Eidechsen und einige in großer Höhe segelnde Rabengeier.
Westlich von Gallego sahen sie in der Ferne vor und hinter sich vier verschiedene Gewitter wüten, aber in dem Gebiet, das sie überquerten, gab es meilenweit keinerlei Anzeichen von Schatten oder Feuchtigkeit. Sie schwärzten sich die Augen und die ihrer Pferde, doch den Männern verbrannte die schreckliche Rückstrahlung der Sonne auf dem ausgedörrten Boden die Unterseite ihrer Gesichter. Mit der Zeit ritten sie wieder durch Buschland und kamen zu einem winzigen schlammigen Bach, wo sie ihre Pferde tränkten. Am nächsten Tag erreichten sie ein Dorf, dessen Namen niemand in der Gesellschaft kannte oder wissen wollte. In der einsamen Cantina an der einzigen Straße dieses gottverlassenen, aus einem Dutzend Lehmhäusern bestehenden Ortes wurde ihnen das Gerücht zugetragen, dass die Apachen nur wenige Tage zuvor eine kleine Gruppe Reisender auf dem Pfad abgeschlachtet hatten, der keine fünfzehn Meilen westlich am Fuß der Tunas-Kette verlief. Ihre blauen Gipfel waren von der Tür der Cantina, in der sie tranken, zu sehen.
Lange vor Tagesanbruch waren sie unterwegs zu den Tunas. Mit der Zeit stießen sie auf die Überreste der Gruppe – verkohltes Holz und geschwärzte Achsen und die verstreuten, verstümmelten Leichen, die vor Fliegen summten, und einige tote und aufgedunsene Tiere. Ihre Stimmung hob sich bei diesem deutlichen Beweis, dass Apachen nicht fern waren, und sie machten sich auf die Spur der Räuber und folgten ihr in die Berge. Doch hier bestand das Gelände ganz aus losem Geröll, und es war undeutlich, welche Spuren wohin führten, selbst die Shawnee stritten sich darüber, welcher sie folgen sollten, und in seiner Eile wies Hobbes schließlich den Hang hinauf und sagte: »Dort entlang.« Und das war die Richtung, die sie einschlugen.
Doch dieser Pfad schnitt nicht durch einen Pass, wie Hobbes angenommen hatte, sondern stieg weiter an und wurde schmaler und unsicherer, je steiler er wurde. Zu ihrer Rechten ragte eine Felswand auf, und zu ihrer Linken fiel der Boden ins Leere, als die Nacht wie ein schwarzes Leichentuch hereinbrach. Jedermann wusste, dass die Indianer ihr Vieh nicht über diesen Pfad getrieben hatten, und doch drängte Hobbes sie weiter in der Finsternis, weil er genügend Höhe bekommen wollte, um die Apachen bei Tagesanbruch zu sichten. Sie konnten die stecknadelkopfgroßen Laternenlichter des Dorfes sehen, das sie einen Tag zuvor verlassen hatten. Dann verlor das Pferd von Chato the Breed seinen Halt, und Chato konnte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, bevor das Pony über den Rand und sich überschlagend und schreiend ins Leere stürzte und dann in der Stille verschwand. Einige Zeit danach erreichten sie einen Tafelfelsen, und dort schlug Hobbes ihr Lager auf. Sie suchten die unendliche Schwärze ab, doch erspähten nichts außer Blitze, die hellweiß und stumm am fernen Ende der Erde zuckten.
Der folgende Morgen brach blutrot über den östlichen Bergketten an, hinter denen sich plötzlich Gewitterwolken auftürmten. Der Himmel verdunkelte
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