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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Gedärme, und er verspürte eine scharfe Linie von Schmerz über seiner Stirn, einen Moment bevor das Dach der Welt selbst weggerissen wurde und sich eine große Schwere auf ihn herabsenkte. Dann war alles stumme Finsternis.
    14 Und in der Finsternis erwachte er. Er hörte das laute Brummen von Fliegen. Seine Schädeldecke brannte wie Feuer. Seine Glieder wollten ihm nicht gehorchen, und er dachte, er sei gelähmt, vielleicht war sein Rückgrat durchtrennt, sein Hals gebrochen. Er wusste, dass seine Augen offen standen, aber er konnte nichts sehen, und so dachte er, er sei auch blind. Dann spannte sich sein rechter Arm, und er erkannte, dass er nur unter einem schweren Gewicht festgenagelt war, und er zerrte und zog, bis er sich schließlich zwischen dem toten Pferd und dem Maultier, zwischen denen er eingeklemmt war, herauswinden konnte. Er scheuchte einen wütenden Schwarm Schmeißfliegen auf, als er sich befreite. Etwas streifte seinen Rücken und er zuckte zusammen. Er drehte sich um und sah einen riesigen schwarzen Geier weghüpfen, der mit seinem hässlichen roten Kopf nickte und seine Flügel in einer perversen Geste priesterlichen Segens ausbreitete. Er setzte sich auf und sah im staubigen Zwielicht überall Geier, konnte aber nicht feststellen, ob die Sonne auf- oder unterging, konnte nicht Ost von West unterscheiden. Endlich erspähte er den helleren Himmel im Osten und fand wieder seine Orientierung zurück.
    Überall, wo er hinsah, war Gemetzel. Die Aasvögel stocherten und rissen und fraßen mit Geräuschen wie schlabberndes Kichern. Er stand auf und wankte, hielt sich aber im Gleichgewicht. Richtung Norden sah er eine lange niedrige Staubwolke, die Wilden, die heimwärts zu den hohen Ebenen zogen.
    Er irrte wie ein Betrunkener umher auf Boden, der von Blut und den Entleerungen von Tieren durchtränkt war. Der aufsteigende Gestank hätte den Gedärmen der Hölle entsprungen sein können. Maultiere und Pferde und Männer lagen in grotesk verdrehten Stellungen da. Kein Mann war angekleidet oder unversehrt oder unskalpiert geblieben. Er erkannte Padre Foremans blassen, dicken Leib trotz des fehlenden Gesichts. Die Geschlechtsteile des Padre waren abgeschnitten worden, wie auch die aller anderen Männer. Hier lag Tom Finn, der gestern Huddlestone getötet hatte, jetzt bis auf den blutigen Knochen tonsuriert, ein Pfeil in seinem Auge, ein Arm abgehackt. Und hier lag der eine Jessup und dort der andere, und Geier stritten sich um die Gedärme von beiden. Dort lagen die unverkennbaren schwarzbärtigen Überreste des ausgeweideten Bill Jaggers, der ihn aus dem Gefängnis gerettet und in das lukrative Geschäft des Indianertötens eingeführt hatte. Er fand auch, was von John Allen und dem Spanier Castro übrig geblieben war. Holcomb der Australier. Doc Devlin. Allen waren die Unterarme gehäutet und die Knochen entfernt worden, um daraus Flöten für die Lieblingskinder der Krieger zu machen.
    Himmler war bis zum Rückgrat ausgenommen und Geech so grausam verstümmelt, dass Edward ihn nicht erkannt hätte, wäre da nicht das tätowierte »Tess« über seinem Herz gewesen. Der einzige Shawnee, den er als solchen erkannte, war Sly Buck, der bäuchlings über einem Frachtpaket von Reis lag, mit abgeschnittenen Händen, die abgetrennten Genitalien im Mund und eine gefiederte Lanze in seinem Rektum. Hobbes fand er ohne Kopf.
    Er suchte nach seiner Janey, fand aber kein Pferd unter den toten Tieren, das aussah wie sie, und er schätzte, die Wilden hatten sie mitgenommen. Sein Kopf brannte immer noch, und der Anblick von so vielen Köpfen, die roh und blutig in der Morgensonne lagen, veranlasste ihn, sich selbst an den Kopf zu fassen. Er heulte auf bei dem heißen Schmerz, und seine Finger lösten sich klebrig vom gerinnenden Blut, und er wusste, dass unter den Skalps, die im Triumph zur Comancheria zurückgetragen wurden, sein eigener war.
    15 Er suchte aufmerksam das Schlachtfeld ab und fand drei Feldflaschen, die noch Wasser enthielten, eine beinahe halb voll. Er fand auch einen Hut und konnte ihn sich so auf den Kopf setzen, dass kein Teil davon gegen die Wunde drückte. Er hatte noch sein Bowie und den Colt, an den er sich im Fallen geklammert hatte, und auch seinen Munitionsbeutel, und jetzt lud er die Pistole. Die einzigen Pakete, die die Wilden zurückgelassen hatten, enthielten Güter, die für ihn ebenso nutzlos waren wie für sie. Er schnitt ein Stück aus der Flanke eines Pferdes heraus, häutete es,

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