Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Kiefernmuskeln sahen wie kleine Fäuste aus, und die Adern wölbten sich an seinem Hals und über der Nummer 12 auf seiner Stirn. Als der Pfeil freikam, entfuhr ihm ein erstickter Schrei, und er bäumte sich so weit zurück, dass es aussah, als würde sein Rückgrat brechen. Der Sack fiel ihm an Speichelfäden aus dem Mund. Sein Atem rauschte aus ihm heraus, und er fiel mit dem Gesicht in den Staub und stöhnte wie ein Mann, der sich auf einer Frau verausgabt hat. Doc Devlin warf den Pfeil in seiner Hand beiseite und überließ es Himmler, seine Wunde selbst zu verbinden.
Der andere Verwundete war ein Shawnee, der feucht keuchend am Fuß des Felshanges saß. Knapp unterhalb seines Brustbeins stak schräg nach unten das gefiederte Ende eines Pfeils, dessen Spitze ihm einen Fuß zwischen den Schulterblättern herausragte. Sly Buck stand dicht bei ihm, ohne ihn anzusehen. Blut strömte dem Indianer aus Mund und Nase, und sein Blick war auf irgendein fernes Ufer gerichtet, wo sich sein Geist bald niederlassen würde. Doc Devlin besah sich den Verwundeten und sprach dann mit Hobbes, der sich seinerseits in der Shawnee-Sprache an Sly Buck wendete. Der Häuptling erwiderte nichts, und der Captain nickte, und er und Doc Devlin entfernten sich.
Sie fanden die Bande völlig aus dem Häuschen vor. Castro, Geech und die Jessups, jeder mit einer Flasche Whiskey und einem Messer bewaffnet, schlossen Wetten auf Würfe auf einen skalpierten Apachen ab, den sie an die zwanzig Fuß entfernt gegen die Felswand gesetzt hatten. Einer der Jessups ging in Stellung, warf das Messer wirbelnd und versenkte es beinahe bis zum Knauf im Bauch der Leiche. Dieser Jessup juchzte triumphierend und hob seine Flasche zu seinen Kameraden, und alle kippten ihren Bourbon. Padre Foreman saß bleich und rund neben einem prasselnden Feuer, nackt bis auf eine Frauenhaube und eine große rote Unterhose, lächelte in die Flammen und trank von einer Karaffe spanischen Weins. Jaggers, Huddlestone und Holcomb stemmten Champagner-Magnumflaschen und sahen zu, wie ein Indianer im Feuer schmorte, in das sie ihn hineingeworfen hatten und dessen Rauch fettig und bittersüß war.
Edward saß an seinem Whiskey nippend auf einem flachen Felsen in der Nähe des Geheges und betrachtete diesen blutrünstigen Karneval.
John Allen erschien an Hobbes’ Seite und reagierte auf das Funkeln des Captains mit einer abschätzigen Geste. »Hätte sie nicht zurückhalten können, wenn ich’s versucht hätte, J. K. Du auch nicht. Hab mir sowieso gedacht, dass sie irgendwann zwischen hier und Chihuahua das Schnapslager da angezapft hätten, und wer weiß, ob das nicht gerade zur Unzeit passiert war. Gut, wenn das gleich heute erledigt ist.«
Hobbes starrte ihn noch einen Augenblick länger an und ließ dann seinen Blick wieder über seine zechenden Männer schweifen. »Haben sie wenigstens schon das Haar genommen?«
»Haben sie.« John Allen wies zu dem Seil, an dem die triefenden Skalps hingen.
Hobbes stieß einen langen, langsamen Seufzer aus. »Teufel noch mal. Sie haben gute Arbeit geleistet beim Töten, und jetzt sind sie sowieso nicht mehr zu bändigen. Was soll’s, John. Dann können wir genauso gut auch was trinken.«
»Freut mich, dass du das so siehst, J. K.«, sagte John Allen, zog eine volle Flasche Bourbon hinter seinem Rücken hervor und drückte sie Hobbes in die Hand.
12 Die meisten von ihnen hatten einen Kater, und einige waren immer noch betrunken, als der Captain die Gesellschaft beim ersten Licht weckte. Die Männer waren eingeschlafen, wo sie niedergesunken waren, und erhoben sich jetzt mit den langsamen, unsicheren Bewegungen eingerosteter Maschinen, ihr Herzschlag wie Kaktusdornen in ihrem Schädel. Hobbes saß rotäugig bei dem einzigen noch brennenden Lagerfeuer, das er auf die richtige Flammengröße zum Kaffeemachen gebracht hatte. Auch John Allen saß dicht am Feuer und behandelte seinen eigenen Brummschädel mit einem Becher Kaffee, der mit Maismaische versetzt war. Der obere Rand der Bergwand leuchtete in den ersten Strahlen der Sonne wie rohes Rindfleisch. Die Shawnee begruben ihren Stammesgenossen unter einem Sockel, der an der unteren Felswand herausragte, und zum zweiten Mal in seinem Leben hörte Edward ihre zitternde Totenklage.
Ein paar Yards entfernt saß Tom Finn, barbrüstig, mit schlaffem Gesicht und wildem Haar, und grub andächtig vorne in den Tiefen seiner Hose herum. Er zog seine Hand mit zusammengekniffenem Daumen und Zeigefinger
Weitere Kostenlose Bücher