Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
einstündigen Gefecht wurden vier Mitglieder der Kompanie verwundet, aber nur zwei so schwer, dass sie nicht mehr zum Dienst taugten. Sie töteten alle zweiundzwanzig der Torrejón-Bande. Dominguez schickte einen Kurierbericht von ihrem Erfolg und eine Schar erbeuteter Pferde an Hitchcock.
Zehn Tage später spürten sie die Miñon-Bande in ihrem Versteck in einem Canyon nördlich von Orizaba auf. Die Rancheros ergriffen die Flucht, und das Gefecht zog sich über drei Tage und beinahe fünfzig Meilen hin, bis der letzte der Miñonistas zu Boden ging. Als eine Warnung an andere Banditen und Rancheros in der Gegend hängte die Kompanie alle paar Meilen entlang der Straße zwischen Orizaba und Córdoba die nackte Leiche eines Miñonista mit den Fersen an einem Baum auf. Mexikanische Amtsträger von Kirche und Staat beschwerten sich empört bei den amerikanischen Behörden, und Hitchcock schickte eine Abordnung los, die die Leichen herunterschnitt und begrub. Aber es gab keine Rüge für die Spy Company.
Als Nächstes ritt die Kompanie in die Sierras nördlich von Jalapa und suchte nach der Ranchero-Bande von Lucero Carbajal. Das Gefecht war heftig, doch kurz, und als es vorbei war, fand Dominguez seinen alten Freund unter den Gefallenen noch am Leben, aber mit einer tödlichen Bauchverletzung. Dominguez setzte sich und bettete Luceros Kopf in seinen Schoß, betupfte seine Stirn und drehte Zigaretten für ihn. Edward und Spooner saßen in der Nähe und scheuchten andere fort, die sich näherten. Dominguez und Carbajal sprachen von den alten Zeiten und sangen Lieder, die sie zusammen als Kinder gelernt hatten, und jedes Mal wenn Lucero unter einem neuen Schmerzanfall aufschrie, packte Dominguez seine Hände fest und flüsterte ihm zu, er müsse stark sein, stark sein. Zusammen sahen sie zu, wie sich der westliche Himmel hinter den Bergen blutrot verfärbte, und Carbajal sagte, der Anblick sei der schönste in Gottes weiter Welt, und Dominguez pflichtete ihm bei. Einen Augenblick später war Carbajal tot, und Dominguez und Rogelio Gomez, der ebenfalls Lucero seit seiner Kindheit kannte, schaufelten im Dunkeln sein Grab und bestatteten ihn. Die übrigen Rancheros überließen sie den Aasfressern.
33 In der ersten Augustwoche kehrten sie nach Puebla zurück, gerade als Scott im Begriff war, endlich mit seinem Vormarsch auf Mexiko-Stadt zu beginnen. Er beschloss, dass eine Abteilung der Spy Company mit ihm ziehen solle, eine andere würde unter dem Befehl von Colonel Childs in Puebla zurückbleiben. Dominguez schloss sich Spooners Abteilung, die Scott begleiten sollte, an und stellte sie unter seinen persönlichen Befehl. In der rötlichen Morgendämmerung brachen sie auf – Fußsoldaten, Kavallerie, Artillerie-Protzkästen, Munitionskisten, Vorratswagen –, eine Militärkolonne, die sich polternd und rumpelnd über viele Meilen erstreckte und sich wie ein riesiger martialischer Lindwurm über die Bergpfade wand.
Die Spy Company ritt ein gutes Stück vor der Hauptmacht, und im Verlauf des Tages setzte Dominguez abwechselnd Spooner und Edward als Kurier für die Berichterstattung an Scott ein, in der Annahme, der General wäre dankbar, keinen Dolmetscher zu brauchen. Und das war Scott auch, doch er und seine Offizierskollegen waren verwundert, dass zwei Amerikaner mit der Spy Company ritten. Spooner hatte den ersten Bericht gebracht und Edward bei seiner Rückkehr gewarnt, was ihm bevorstand, doch trotzdem hatte Edward, als er dem Haupttrupp zum ersten Mal entgegenritt, auf seinem Weg zu Scotts Wagen gefühlt, dass plötzlich jedes Auge in der Kolonne scharf auf ihn gerichtet war. Und im Quartier des Generals war er dann einer sehr eingehenden Musterung durch das halbe Dutzend anderer anwesender Offiziere unterzogen worden. Er hatte seinen Hut abgenommen und berichtet, dass die Straße zumindest für die nächsten zehn Meilen frei zu sein schien, und Scott dankte ihm und wollte ihn schon entlassen, als General Worth ihn fragte, wie er heiße und wo er herkomme.
»Edward Boggs, Sir, aus Tennessee, Nashville.«
Ein stiernackiger, weißbärtiger General namens Twiggs fragte ihn, ob er jemals die Uniform seines eigenen Landes getragen habe. Edward erwiderte, er habe noch nie in der Armee gedient, bevor er sich zur Spy Company gemeldet hatte. Twiggs blickte mit einem schmalen Lächeln zu seinen Gefährten und meinte, es sei vielleicht interessant, die Liste der Deserteure nach dem Namen Edward Boggs durchzugehen. Er wollte
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