Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

trüben Gefängnis, sagte Dominguez seinen grinsenden Compañeros, dass alle, die bereit wären, mit ihm als Mitglieder von General Scotts Spy Company zu reiten, jetzt mit ihm zur US-Garnison gehen sollten, wo sie ihre Rekrutierungspapiere unterschreiben, vorläufig Quartier beziehen würden und ihre Uniformen angepasst bekämen. Morgen würden sie Waffen und Pferde erhalten und mit der Vorbereitung ihres Feldzuges gegen die Ranchero-Banden der Region beginnen.
    Jeder Compañero erhob sich und erklärte sich bereit, mit ihm zu gehen. Und aus der Schar der anderen Zelleninsassen, die sich alle anschließen wollten, wählte Dominguez die dreizehn fähigsten aus, um die ihm zugestandene Anzahl von dreißig vollzumachen. Sie gingen hintereinander aus der Zelle in den Vorraum und zur Tür hinaus auf den Hof des städtischen Gebäudes, wo ein Dutzend US-Soldaten wartete, um sie zur Garnison zu eskortieren. Fredo rief ständig nach den Gefängniswärtern, aber es ließ sich keiner sehen. Sie stolzierten über die Plaza, lachten und machten obszöne Handzeichen zu der gaffenden und ängstlichen Menge, die sich dort versammelt hatte, um sich am Schauspiel ihrer Hinrichtung zu ergötzen. Die Polizisten hielten Abstand, aber viele der Compañeros zeigten im Vorbeigehen auf sie und sagten, sie würden wiederkommen und sie sich vorknöpfen. Dominguez sprach mit dem Sergeant, der die Eskorte befehligte, und der Sergeant zuckte die Achseln und sagte: »Was soll’s, Colonel, Sie geben die Befehle hier. Wir gehen dahin, wohin Sie wollen.«
    Dominguez ließ sie von der Hauptavenida abbiegen, die direkt zur Garnison führte, und geleitete sie stattdessen mehrere Seitenstraßen hinunter, wo die Menschen, die sie kommen sahen, Reißaus nahmen. An der Ecke einer schmalen, von Eichen beschatteten Wohnstraße, die von Blumen leuchtete, hielt er die Prozession an. Niemand befand sich auf der Straße bis auf eine Handvoll Knirpse, die da standen und zu der riesigen Eingangstür eines auf halber Höhe der kurzen Straße gelegenen Hauses hochstarrten. Dominguez wies auf das Haus und sagte seinen Compañeros, es gehöre ihm, und dass er sofort nach seinem Treffen mit Scott direkt nach Hause gegangen sei, um seine Frau zu holen und zu einer Residenz zu bringen, wo sie vor der Polizei sicher wäre und vor jedem anderen, der ihm schaden wollte, indem er ihr etwas antat. Edward erinnerte sich jetzt an Ortiz’ Abschiedsworte an Dominguez im Gefängnis und er sah, dass andere in der Gesellschaft jetzt auch daran dachten, und sie traten alle unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, und keiner wollte dem Blick des Jefe begegnen wegen der Schande, die seine Frau unter den Händen dieses Hurensohnes sicherlich hatte erleiden müssen.
    Doch Dominguez grinste breit und erzählte, er habe Glück gehabt, weil er bei seiner Ankunft Ortiz bei sich zu Hause angetroffen habe, als er sich gerade über seine Frau beugte.
    Die Compañeros tauschten verwirrte Blicke aus. Dominguez lachte. »Miren!« sagt er und schritt schnell zum Haus, wo die Kinder versammelt waren. Die Compañeros folgten ihm, und er wies auf den großen Querbalken über der imposanten Eingangstür, die in einen Hof ging. »
Miren!
«
    Und dort in der Mitte des Querbalkens war die Kappe mit dem Schild, die dem Polizeichef gehörte, mit dem Green-River-Messer ihres Jefe ans Holz genagelt, zusammen mit einem verschrumpelten Glied und einem baumelnden blutigen Hodensack.
    32 Eine Woche später ritten sie aus Puebla hinaus zu ihrem ersten Einsatz, jeder auf einem prächtigen amerikanischen Hengst, größer als die meisten mexikanischen Pferde, auf einem gut gearbeiteten Sattel und bewaffnet mit zwei neuen Colt-Five-Shooters und einem Hall-Perkussionsgewehr und einige zusätzlich mit einer Schrotflinte. Ein halbes Dutzend trug Lanzen, deren Gebrauch sie während ihres Dienstes in der mexikanischen Armee erlernt hatten, und andere waren mit Säbeln bewaffnet oder mit Bowies, so groß wie Macheten. Sie hatten hohe schwarze Stiefel an und graue Hosen, kurzschwänzige graue Uniformjacken mit rotem Kragen und roten Manschetten und flache schwarze Filzhüte, die mit einem blutroten Schal umwickelt waren. Die Wirkung der Uniformen war berauschend. Edward fühlte sich in Macht gewandet.
    Mit Hitchcocks Zustimmung hatte Dominguez die Kompanie in zwei Einheiten organisiert, die er Adler und Schlangen nannte, eine patriotische Anspielung, deren Ironie ihn amüsierte, die aber die Einheimischen erzürnte.