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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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noch etwas hinzufügen, doch Scott unterbrach ihn und fragte Edward, warum er das Tuch um seinen Kopf trage.
    »Ein Unfall, Sir«, sagte er. »Das hab ich, um es zu bedecken.«
    »Lass mal sehen«, sagte ein General mit einem Backenbart, der sich über das glatt rasierte Kinn mit seinem dicken Schnurrbart verband. Edward sah Scott an, und der General erwiderte seinen Blick ausdruckslos. Also nahm er das Kopftuch ab.
    »Verdammt, mein Sohn«, sagte der Backenbart.
    »Ich bin eines Nachts betrunken hingefallen, Sir, muss ich zu meiner Schande gestehen, und meine Haare sind am Kochfeuer in Brand geraten. Meine eigene dumme Schuld.« Er band sich schnell wieder das Tuch um den Schädel.
    Mehrere Offiziere wechselten grinsend einen Blick, und einer sagte: »Ich hab mal so ein —«, doch Scott brachte ihn mit einem erhobenen Finger zum Schweigen.
    »Auch ich habe ähnliche Narben auf anderen Köpfen gesehen«, sagte Scott. »Seltsamerweise gehörten alle diese Köpfe Männern, über die die Wilden hergefallen waren, aber das Glück hatten, mit ihrem Leben davonzukommen, wenn auch nicht mit ihren Haaren.« Die Offiziere lachten, und Edward spürte, wie sein Gesicht heiß errötete.
    »Nein, Davy«, sagte Scott zuversichtlich zu dem General namens Twiggs, »ich glaube nicht, dass dieser junge Mann sich als Deserteur erweisen wird. Niemand mit solchen, äh, Kochfeuernarben könnte so feige sein, aus seiner Truppe zu desertieren.« Er lächelte Edward zu und machte eine entlassende Handbewegung, und Edward grüßte hastig und verließ den Wagen.
    Eine Gruppe angeworbener Männer stand in der Nähe und betrachtete ihn genau, als er zu seinem Pferd ging und aufstieg. Er hörte einen etwas sagen, über einen »verdammten Deserteur in dieser Mexie-Kundschaftertruppe«.
    Aber ein anderer sagte schnell: »Wie soll er denn ein Deserteur sein, wenn er General Scott berichtet und die US-Insignien an seiner Jacke hat?«
    »Er reitet doch mit Mexikanern, oder?«
    »
Diese
Mexies sind auf unserer Seite, du Idiot!«
    »
Du
bist der Idiot, wenn du glaubst, dass
irgendein
Mex auf unserer Seite ist!«
    34 Drei Tage westlich von Puebla kamen sie durch einen breiten Pass herauf, der den großen Vulkan namens Popocatepetl flankierte, erklommen einen Kamm und blickten plötzlich über das gesamte Tal von Mexiko, das 3000 Fuß weit vor ihnen ausgebreitet lag wie eine unendliche Karte von leuchtend grünem Filz. Es war von einer scharfen, dunkel zerklüfteten Bergkette umgeben, einem gebirgigen Kreis mit einem Durchmesser von 120 Meilen. Und dort, direkt vor ihnen, geradeaus und strahlend wie irgendeine mit mittelalterlicher Magie hingezauberte Vision, lag die legendäre Stadt der Azteken. So deutlich zeichneten sich die Türme von Mexiko-Stadt in der scharfen kalten Luft ab, dass es Edward schien, als könnte er sie mit einem Gewehrschuss treffen, doch tatsächlich waren sie noch an die fünfundzwanzig Meilen entfernt. Die drei großen Seen, die die Stadt umgaben, glänzten wie Silberspiegel. Es war ein Panorama, das selbst Dominguez und den wenigen anderen, die es schon einmal gesehen hatten, Ehrfurcht abverlangte, und jene, die es zum erstem Mal zu Gesicht bekamen, konnten nicht in Worte fassen, was sie da sahen, diesen Teil der Erde, geformt von uralten, unbekannten Göttern.
    Als Scott eintraf und das Panorama vor sich erblickte, war auch er davon geblendet. Dominguez strahlte, als wäre die Aussicht sein persönliches Geschenk an ihn. »Seht!« sagte Scott und breitete die Arme zum Tal hin aus, im Stil eines generösen Kriegsherrn, der seinen Günstlingen eine erstaunliche Beute zuteilwerden lässt. »Seht, meine Brüder! Nichts weniger als der Sitz von Montezuma selbst! Und bald,
bald
, bei allem, was recht und heilig ist, wird diese prächtige Stadt unsere sein!«

VII

DIE BRÜDER
    1 Santa Anna machte sich in Mexiko-Stadt bereit. Er verhängte das Kriegsrecht über den Hauptstadtdistrikt und die umgebenden Bundesstaaten. Er leerte die Gefängnisse und wandelte sie in militärische Ausbildungslager um. Er befahl jeden wehrtauglichen Mexikaner zwischen fünfzehn und sechzig zum Dienst an der Waffe. Zwangsrekrutierer streiften Tag und Nacht durch die Straßen. Zivile Bautrupps wurden zwangsverpflichtet, neue Verteidigungsanlagen zu bauen und bestehende zu verstärken. Sie überfluteten das umgebende Sumpfgebiet, das die schmalen Dämme säumte, damit die Artillerie der Yankees nicht darüber hinwegrollen konnte. Private Viehbestände und

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