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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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saßen General Scott und seine Offiziere in ihren Galauniformen zu Pferde. In ihrer Nähe standen sieben schwarz gewandete Priester. Am andern Ende des Galgens schürte eine Abteilung Soldaten in Unterhemden eine große Feuerschale, die vor Hitze flimmerte und mehrere Brandeisen enthielt und mit jedem Blasen des Balges Funken versprühte. Direkt daneben standen ein Holzhocker und ein Haufen Schaufeln. Ein paar Yards weiter erhob sich eine große Eiche, an deren Fuß ein aufgerolltes Seil lag.
    Jetzt setzte ein Trommelwirbel ein, und das Murmeln der Soldaten wuchs zu einem aufgeregten Plappern an und explodierte dann in Schmähungen, als eine kleine Gruppe Saint Patricks in ihren blauen mexikanischen Uniformen, die Hände vor sich in Handschellen, von der Seite des Rathauses auf die Plaza geführt wurde. Es waren sieben, und John war der zweite Mann in der Kolonne, direkt hinter Riley, dem Einzigen, der namentlich geschmäht wurde. Edwards Herzschlag setzte aus, als ihm plötzlich durch den Kopf schoss, dass dies vielleicht die Männer waren, die erhängt werden sollten, dass er die Zeitungsberichte missverstanden hatte, dass Scott es sich anders überlegt und beschlossen hatte, doch alle hängen zu lassen. Doch die Gefangenen wurden nicht auf die Hinrichtungswagen gebracht. Sie mussten sich nur gegenüber dem Galgen aufstellen.
    Dann betrat eine andere Kolonne die Plaza, und diesen Männern waren die Hände auf den Rücken gebunden. Das waren diejenigen, die sterben sollten. Sie wurden zu den Wagen geführt und hinaufbefördert, zwei Männer pro Wagen. Man zog ihnen die Stiefel aus und warf sie weg, dann mussten sie sich auf dem hinteren Teil der ebenen Ladefläche aufstellen. »Wieso sind das nur sechzehn?« hörte Edward jemanden fragen. »Es sollten doch zwanzig hängen.« Jemand sagte, er habe gehört, die anderen vier würden morgen in Mixcoac, etwa anderthalb Meilen entfernt, hingerichtet werden.
    »Wieso das denn?« fragte der erste Mann.
    »Teufel, alter Knabe«, sagte der zweite. »Wer weiß schon, warum die Army tut, was sie tut?«
    Die meisten der sieben Gefangenen, die der Hinrichtung beiwohnen mussten, starrten auf ihre eigenen Füße, doch nicht John und Riley. Ihr Blick war auf einen der Verurteilten gerichtet, einen Graubart, der auf sie hinabsah und grinste. »Bis dann, Johnny-Jungs!« rief er durch den regelmäßigen Trommelschlag zu ihnen hinab. »Wir sehen uns in der Hölle!« Eine weiße Kapuze wurde ihm, wie auch den anderen, über den Kopf gestülpt, und dann wurden ihnen die Schlingen um den Hals gelegt und festgezogen. Die Trommeln verstummten jäh, und die einzigen Laute, die man jetzt auf dem Platz noch hörte, waren die gemurmelten Gebete der Priester, das Krächzen der Krähen in den hohen Ästen und das plötzliche Bellen eines Hundes. Die Kapuzen der Verurteilten pulsierten gegen ihre Gesichter mit ihrem beschleunigten Atem.
    Ein Captain trat zum Ende des Galgens neben General Scott und hob eine Pistole in die Luft. Die Maultiertreiber zückten ihre Peitschen. Die Trommeln wirbelten wieder, lauter und schneller als zuvor. Der Captain sah gespannt zu Scott hinüber. Scotts Blick ruhte auf den sechzehn vermummten Männern. Er kam Edward wie ein Mann vor, der des Tötens müde war. Er schien zu seufzen. Dann zog sich sein Mund zusammen und er nickte. Der Captain feuerte die Pistole ab, die Trommeln setzten aus, die Treiber ließen ihre Peitschen knallen, und vier Wagen ratterten gen Osten und vier gen Westen, und sechzehn Männer fielen von den Ladeflächen. Die Menge hielt den Atem an, und sogleich folgte eine Mischung aus männlichem Lachen und Fluchen und weiblichem Heulen und Schluchzen. Ein paar der Erhängten starben sofort, und andere traten für einen Moment wild um sich, bevor sie in der unverkennbaren Pose des Todes erschlafften, doch einer von ihnen, der Graubart, der zu John und Riley hinuntergerufen hatte, trat um sich auf eine Weise, die erkennen ließ, dass sein Genick nicht gebrochen war, dass seine Schlinge schlecht gesetzt war und er langsam erstickte. Soldaten deuteten auf ihn und lachten.
    »Zieht an ihm!« rief John, »zieht an ihm, verdammt noch mal!« Der Sergeant der Wache schritt schnell die Reihe entlang zu John und versetzte ihm einen Faustschlag mitten auf den Mund, der John taumeln ließ, und brüllte: »Maul halten, Gefangener!« Riley machte Anstalten, als wollte er nach ihm treten, doch der Sergeant zog einen Knüppel aus seinem Gürtel und ging in

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