Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
Vom Netzwerk:
atmend und das etwas hellere Stück Himmel über dem Gebüsch beobachtend, lauschte er, während der Unbekannte stetig näher kam.
    Als sich die Silhouette des Mannes vor den Flecken Himmel schob, erhob sich Edward lautlos hinter ihm, schlang ihm blitzschnell den Arm in einem Klammergriff um den Kopf mit einer Sicherheit, die ihm so selbstverständlich war wie das Atmen. Sein Arm erstickte den Schrei des Mannes, als er ihm das Messer in den Hals stieß und die Klinge herumdrehte. Er spürte, wie sie gegen den Genickknochen schrappte, und dann riss er sie mit einem Ruck heraus, und Blut sprudelte in einem riesigen Strahl hervor, spritzte über das Gebüsch und verebbte unvermittelt zu einem heißen pulsierenden Fluss, der nach geschnittenem Kupfer roch. Das Blut floss vom Hals des Mannes über seine Regenjacke und vorne auf Edwards Hemd. Der Mann wurde plötzlich schlaff, und sein totes Gewicht war mit nichts vergleichbar, was Edward jemals gespürt hatte. Er ließ die Leiche fallen. Das Herz schlug ihm wie wild gegen die Rippen. Das Blut war warm auf seinem Hemd, dick auf seinen Händen, der Geruch davon schwer auf seinem Gesicht. Er musste den Drang unterdrücken, laut aufzuheulen.
    Ihm war schwindlig, und er fühlte sich schwach in den Beinen. Ein scharfer Schmerz schoss ihm durch den Hals bis zur linken Schulter. Er legte seine Finger auf den Muskel, der Hals und Rücken verband, und spürte die Wunde. Die Gewehrkugel war über seinem Schulterblatt ein- und knapp über dem Schlüsselbein ausgetreten, wo bei der geringsten Berührung heißer Schmerz aufloderte. Blut pulsierte aus der Wunde. Sein Hemd triefte.
    Ein Gewehrschuss erschallte aus der Richtung des Lagerfeuers, und ein Mann heulte vor Schmerz auf. Edward sackte in die Hocke. Eine Stimme schrie: »Harlan, hilf mir! Mich hat’s erwischt!«
    Er klappte sein Messer zu und schlich in der Dunkelheit zu dem Toten hinüber, der, wie er inständig hoffte, Harlan war. Er nahm dem Mann die Pulverdose und die Kugeltasche ab, hob das heruntergefallene Gewehr auf, vergewisserte sich, dass es geladen war, und machte sich auf zurück zum Lagerfeuer. Behutsam, leichtfüßig und gebückt schlich er durch das Gebüsch, er hörte sein eigenes Atmen und die tropfenden Blätter, roch Blut und rohe Erde.
    Er war nur noch ein paar Schritte von der Lichtung entfernt, als der Verwundete wieder nach Harlan rief. Dann wurde seine Stimme höher, als er sagte: »Oh, nein, mein Sohn, töte mich nicht. Ich wollte nich –« Ein dumpfer Schlag war zu hören und der Mann stöhnte tief.
    Edward erhob sich und spähte durch die Büsche auf die Lichtung, wo ihr Lagerfeuer immer noch matt rötlich glühte. John stand über einem würgenden Mann in einer schwarzen Regenjacke, der auf der Seite lag, die Hände zwischen den Beinen. Am hinteren Rand der Lichtung lag ein Mann in einer gelben Regenjacke in einer so unnatürlichen Haltung, die nur die Toten einnehmen können.
    Edward trat aus dem Gebüsch, und John wirbelte weißäugig herum, das Hawken wie einen Knüppel in den Händen, und als er sah, dass es sein Bruder war, senkte er das Gewehr und atmete scharf aus. »Verflucht, Bruder!« sagte er. »Ich war mir sicher, die haben dich erschossen.« Er sah sich schnell um und senkte die Stimme. »Da ist noch einer irgendwo.«
    »Stimmt«, sagte Edward. »Aber der macht kein’ Ärger mehr.«
    »Wie das? Ich hab kein’ Schuss gehört.«
    »Schnappmesser schießt nicht.«
    »
Schnappmesser
? Verflucht, mein Junge!« Johns Gesicht leuchtete vor Bewunderung mit einem wilden Hochgefühl so alt wie Kain. »Verdammt, kleiner Bruder«, sagte er und wies zu dem Mann in der gelben Regenjacke. »Wir haben sie alle niedergemacht, du und ich! Alle! Obwohl die
uns
überrascht haben.«
    Edward spürte, wie er das Grinsen seines Bruders erwiderte. Der Mann zu Johns Füßen stöhnte leise. »Hier«, sagte John, »schauen wir mal, was wir hier haben.« Er setzte dem Mann seinen Stiefel auf die Schulter und gab ihm einen Stoß, sodass er auf den Rücken rollte. Selbst im schwachen Licht der glimmenden Asche war die entstellte Nase des Stallmeisters aus Mobile unverkennbar.
    »Er und ein paar Freunde kommen den ganzen Weg im Regen, um uns wegen einem verdammten Maultier zu erschießen, das ihm sowieso nicht gehört hat.« John grinste hinunter auf den Stallmeister und sagte: »Dein Daddy hätte dir das Jagen besser beibringen sollen.«
    Der Stallmeister blickte zu Edward und hob flehend eine Hand. »Bitte«,

Weitere Kostenlose Bücher